Martin Frank erkundigt sich stets nach den individuellen Interessen der Menschen, die ein Ehrenamt ausüben möchten. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wir im Bürgerzentrum: Martin Frank von der Freiwilligenagentur verhilft anderen zu neuen Aufgaben

Von der Agentur für Arbeit zur Freiwilligenagentur: Auch wenn sich Martin Frank inzwischen im Ruhestand befindet, so liegt ihm die Jobvermittlung noch immer am Herzen. Ehrenamt bereichert – auch das eigene Leben, davon ist Frank überzeugt.

Nagold. Im Alter von acht Jahren hat der Donauschwabe ein Schlüsselerlebnis. Sein Vater befindet sich zu dieser Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft, die Mutter kümmert sich allein um die vier kleinen Kinder. "Eines Tages flatterte ein Brief mit unbekanntem Absender ins Haus", erinnert sich der 78-Jährige. "Meine Mutter hat den Umschlag geöffnet und darin einen 100-DM-Schein gefunden. Das war damals sehr viel Geld."

"Bis heute möchte ich zurückgeben, was ich an Gutem erfahren habe"

Wie sich herausstellt, ist der Absender ein Kamerad seines Vaters. Die beiden hatten sich gegenseitig versprochen, dass der erste Heimkehrer die Familie des jeweils anderen unterstützt. "Und da habe ich mir vorgenommen: Wenn ich groß bin, tu ich auch Gutes", erzählt Frank und lehnt sich zurück. "Bis heute möchte ich zurückgeben, was ich an Gutem erfahren habe."

Mit seinem ehrenamtlichen Engagement hat der Pensionär einen Weg gefunden, diesen frühen Entschluss umzusetzen. Und darüber hinaus auch noch anderen zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit zu verhelfen. Bei der Freiwilligenagentur vermittelt er zwischen Menschen, die sich engagieren möchten, und Einrichtungen und Vereinen, die nach Helfern suchen. Etwa 15 Menschen hat das Team von der Freiwilligenbörse so im vergangenen Jahr zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit verholfen. "Wichtig ist, dass wir keine Arbeitsagentur sind", unterstreicht Frank. "Es geht nur ums Ehrenamt."

Aktuell betreut die Freiwilligenagentur etwa 25 Träger, die rund 40 verschiedene Tätigkeiten anbieten. Von der Hilfe beim anstehenden Vereinsfest über die Pflege von Kleintieren und Wanderwegen bis hin zur individuellen Lernbegleitung von Schülern: "Die Angebote sind sehr vielfältig", weiß Frank.

Er nimmt sich Zeit für die persönliche Beratung

Der passionierte Rad- und Skifahrer nimmt sich deshalb Zeit für die persönliche Beratung, geht auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten seines Gegenübers ein. Erfahrung in der Jobvermittlung hat er ausreichend, schließlich war Frank 25 Jahre lang stellvertretender Leiter der hiesigen Arbeitsagentur.

Als es für ihn schließlich mit schnellen Schritten auf den Ruhestand zugeht, beschließt er, sich im Riedbrunnen einen Garten zuzulegen. "Ich habe mir immer gedacht, es kann fast nicht sein, dass man als Rentner keine Zeit hat", schmunzelt er. "Aber als ich dann tatsächlich in Rente war, musste ich meine Pläne mit dem Garten aus Zeitgründen verwerfen."

Wenn Frank gerade nicht Sport treibt oder Ehrenämter vermittelt, engagiert er sich im Vorstand der Nachbarschaftshilfe und im Arbeitskreis Bildung und Soziales. Darüber hinaus hat er in den vergangenen 13 Jahren ganze 17 Schüler als Pate auf ihrem Weg zwischen dem Schul- und Berufsleben begleitet.

"Die Ehrenamtlichen sind wie die Hefe im Brotteig", sinniert er, die Hände auf einem dicken Stapel an Stellenausschreibungen gefaltet. "Sie tragen wesentlich dazu bei, dass vieles gelingt und sich prächtig entwickelt."

Seit 2005 gibt es auch in Nagold eine Freiwilligenagentur, die zwischen engagierten Menschen und Einrichtungen sowie Vereinen vermittelt. Aktuell sind rund 25 solcher Träger auf der Suche nach Helfern für 40 verschiedene Tätigkeiten. Das Spektrum umfasst die Bereiche Bildung, Umwelt, Soziales und Kultur. Menschen, die Interesse an einem Ehrenamt haben, können im Gespräch mit den Beratern beispielsweise auch angeben, wie viel Zeit sie investieren möchten. Das Team der Freiwilligenagentur bietet immer am ersten Samstag des Monats von 9 bis 11 Uhr persönliche Sprechstunden im Bürgerzentrum an.