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"Kinderhilfe Ugwaku" freut sich über den nächsten Schritt. Eine Delegation ist bei der Schulbau-Einweihung sogar vor Ort.

Eine vierköpfige Delegation des Vereins "Kinderhilfe Ugwaku" reiste nach Nigeria, um dort an der Einweihung eines neuen Schulgebäudes teilzunehmen. Voller bewegender Eindrücke kehrten sie zurück nach Nagold.

Nagold. Seit nunmehr elf Jahren arbeitet eine sehr aktive Gruppe aus Nagold am Bau eines Schulzentrums in der Gemeinde Ugwaku im Süd-Osten Nigerias. Ursprünglich als Ausschuss der katholischen Kirchengemeinde Nagold gegründet und finanziert von Sternsingergeldern aus der Seelsorgeeinheit Oberes Nagoldtal, hat sich die Gruppe vor fünf Jahren als eingetragener Verein mit Namen "Kinderhilfe Ugwaku" unter dem Vorsitz von Hans Wycisk aus Hochdorf organisiert. Unterstützt und gefördert wird die Gruppe von Beginn an von Pfarrer Paul Odoeme, der auch viele Jahre als Pfarrer in Nagold tätig war und heute in Biberach lebt.

Ein recht anstrengendes fünftägiges Programm

Dank vielseitigen, emsigen "Treibens und Trommelns" gelang es, zahlreiche weitere Spendenquellen zu erschließen: Von Kleinspenden bis zu großzügigen Zuwendungen Nagolder Privat- und Geschäftsleute, vom Erlös aus Basaren bis hin zu Zuschüssen von kirchlicher und staatlicher Seite oder auch von sozialen Hilfsfonds, wie der des Unternehmens Daimler oder der Aktion "ein Herz für Kinder" gelang es, das Projekt erfolgreich weiterzuführen: Nach Eröffnung der Realschule im Jahre 2010, an der heute 360 Jugendliche unterrichtet werden, wurde 2015 ein Schlafhaus für Mädchen mit integrierter Mensa eingeweiht. Das Bistum Okigwe ergänzte dies durch den Bau eines Lehrer-Hauses, welches vorübergehend als Jungenschlafhaus genutzt wird. Ganz nebenbei wurden auch zahlreiche Sachspenden sowie zwei Kleinbusse zum Transport der Kinder von Deutschland nach Nigeria geschafft. Als nächstes sollte auch eine Vor- und Grundschule, sowie – später – ein Sportgelände das Schulzentrum ergänzen.

Anfang März war es dann so weit: Eine vierköpfige Delegation, bestehend aus Hans Wycisk, Cornelia Thoma, Hans Liegl und Karl Lenhard startete in Nagold und flog ab Frankfurt über Adis Abeba nach Enugu in Nigeria. Auf die Gruppe wartete ein recht anstrengendes fünftägiges Programm in Begleitung von Pfarrer Paul Odoeme, der die Gruppe vor Ort begrüßte und im Haus seines Bruders unterbrachte.

Noch am Tag der Ankunft erfolgte ein erster, kurzer Besuch in der Schule in Ugwaku. Dabei gab es neben positiven Eindrücken auch einige Sorgenfalten auf den Gesichtern. Die in zwei Tagen einzuweihende Schule erinnerte die Gruppe noch sehr an eine Baustelle und so folgten recht ernste Gespräche mit der Bauleitung.

Sympathie für die "exotischen" Besucher aus Deutschland

Am Sonntag stand ein festlicher Gottesdienst in der Heimatgemeinde Paul Odoemes mit anschließendem Gemeindefest auf dem Programm. Man zeigte sich sehr beeindruckt, in welch herzlicher, fröhlicher und zugleich tief religiöser Form der christliche Glaube in dieser Gemeinde gelebt wird. Die Stimmung war geprägt von Gastfreundschaft und Sympathie für die "exotischen" ("Nocia") Besucher aus Deutschland.

Tags darauf folgte dann der Höhepunkt und eigentliche Zweck der Reise: Die festliche Einweihung der neuen Grundschule mit feierlichem Gottesdienst und anschließendem Festakt. Vor der Gruppe lag ein etwa sechsstündiges sehr eindrucksvolles und spannendes Programm, was jedoch angesichts der hohen Temperaturen und Luftfeuchte auch sehr anstrengend war. Den Gottesdienst zelebrierten Bischof Amatu gemeinsam mit Pater Emanuel – dem Leiter der Schule – und Paul Odoeme.

In den Predigten und Ansprachen kamen immer wieder die hohe Wertschätzung und der Dank der Menschen vor Ort zum Ausdruck für all das, was durch die Spenden der deutschen Freunde ermöglicht wurde. Beim Festakt am Nachmittag, an dem auch Vertreter des Nigerianischen Bildungsministeriums teilnahmen, wurde jeder der Delegationsteilnehmer persönlich mit zwei Dankesurkunden ausgezeichnet, die diese natürlich stellvertretend für alle im Schulprojekt Engagierten, wie auch im Namen der Spender, gerne entgegennahmen. Von Seiten der Delegation wurden kleine Gastgeschenke vor allem an die Kinder verteilt.

Hans Wycisk: Der Einsatz hat sich gelohnt

In seiner Antwortrede betonte Hans Wycisk, wie wichtig die guten Eindrücke vor Ort seien, damit man zuhause allen, die sich in das Projekt eingebracht haben, berichten könne, dass sich der Einsatz gelohnt habe. Er bat die Schüler, Lehrer und die Schulleitung im Einsatz nicht nachzulassen und auch für den Erhalt des neu Geschaffenen einzustehen.

Die letzten zwei Tage nutze die Gruppe zur freien Gestaltung. Man besuchte einen Markt, eine staatliche Grundschule und hatte eine Audienz beim regionalen König. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass die Besuchergruppe rund um die Uhr von zwei bewaffneten Polizisten begleitet und beschützt wurde.

Am letzten Reisetag wurde noch mal das Schulzentrum in Ugwaku besucht. Zur großen Freude der Delegation hatte sich an der Grundschule einiges getan. Sie war inzwischen tatsächlich in Betrieb genommen worden: Sämtliche Klassenräume waren mit Schulkindern und deren Lehrern bevölkert, so dass man insgesamt drei Vorschul- und fünf Grundschulklassen besuchen konnte und in strahlende Kindergesichter schaute.

Gerade der direkte Vergleich mit der zuvor besuchten staatlichen Grundschule zeigte deutlich, welch große Verbesserung durch die neue Schule für die Kinder vor Ort erzielt wird.

Und so machte man sich mit einer gewissen Zufriedenheit und Erleichterung auf die über 24 Stunden dauernde Rückreise nach Deutschland.

Das Fazit der Reisenden: "Noch ganz unter den vielfältigen Eindrücken der Reise bleibt festzustellen, dass das Schulprojekt Ugwaku ein funktionierendes, sehr erfolgreiches Leuchtturmprojekt darstellt, welches den Kindern, die es nutzen dürfen, große Chancen für eine bessere Zukunft bietet." An der Schule werden nach Einweihung des neuen Gebäudes 580 Schüler von 34 Lehrern unterrichtet.

Eine weitere Einschätzung der Vereinsmitglieder: "Mit der europäischen Brille betrachtet, liegt vor Nigeria mit seinen rund 180 Millionen Einwohnern noch ein sehr langer und schwieriger Weg. Und es bedarf weiterer Unterstützung aus dem Ausland und vor allem auch vieler zuverlässiger und engagierter Menschen vor Ort, um weitere Hilfsprojekte erfolgreich zu realisieren und am Laufen zu halten."