Foto: Cools

Ortsgruppe soll erstmals für ihre Blutspende-Werbung Gebühren an Stadt zahlen. Kommunikationsproblem.

Nagold - "Ein starkes Stück", nennt es die DRK Ortsgruppe Nagold/Wildberg. Seit mehr als 20 Jahren werden Blutspenden durchgeführt, doch im Herbst verlangte die Stadt – für das DRK aus heiterem Himmel – erstmals Gebühren für das Aufhängen der Banner.

Sie sind weiß, werbewirksam und seit einiger Zeit für die DRK-Ortsgruppe ein rotes Tuch. "Blut geben rettet Leben" steht auf den Bannern, die von den ehrenamtlichen Mitgliedern gern gut sichtbar und etwa eine Woche lang über die Hauptstraßen gespannt werden. Doch wenn es nach der Stadt geht, heiligt der Zweck scheinbar nicht die Mittel. Blutspende schön und gut, aber das DRK soll – "wie es von allen Vereinen verlangt wird" – eine Gebühr entrichten, habe man Bereitschaftsleiterin Heike Schrott gesagt.

Nachdem das DRK, wie schon oft zuvor, das Banner am Viadukt angebracht hatte, sei der Anruf einer aufgeregten Frau aus dem Bürgerbüro eingegangen. "Was uns denn einfiele, das Banner aufzuhängen. Der Platz sei schon vermietet", erinnert sich Schrott. Jahrelang habe man nie etwas bezahlt und auf einmal das. Im Juni noch sei alles ohne Beanstandung über die Bühne gegangen und einige Monate später dann das.

Schrott ärgert sich besonders über die Argumentation. Es gebe ja wohl einen Unterschied zwischen der Ankündigung eines Vereinsfestes und einer Blutspende. Die Gelder des DRKs als gemeinnütziger Verein würden wieder zu 100 Prozent für die Bevölkerung eingesetzt.

"Wir fragen jetzt schon Privatpersonen, die an Hauptstraßen wohnen, ob wir unser Banner an den Zaun hängen dürfen", erzählt Bereitschaftsleiter Christoph Schwenk. 30 Euro pro Banner seien zu viel für einen ehrenamtlichen Verein. Von der Aufwandsentschädigung für die Blutkonserven fließe das meiste Geld in Lebensmittel, Fahrzeuge oder Kleidung für die Mitarbeiter, zählt er auf. So kostet eine Blutspendeaktion das DRK mehr als 450 Euro. "Wir selbst arbeiten ehrenamtlich und bekommen keinen Cent", stellt der Bereitschaftsleiter und stellvertretende Vorsitzende Knut Nestrowitz klar.

Außerdem habe man bei den Spendern generell mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen, fügt Nestrowitz hinzu. "Wenn ich zur Blutspende komme, sehe ich meist nur bekannte Gesichter." Zuvor seien immer 120 bis 140 Leute gekommen. Ohne die Banner seien es rund 40 Spender weniger, weiß Schrott. Auch ehrenamtliche Helfer werden immer knapper.

Ordnungsamtsleiter Gräschus: "Die Gleichbehandlung steht im Vordergrund"

"Die Arbeit beginnt ja schon Tage vor der Blutspende mit einkaufen und vorkochen. Am Tag selbst sind wir dann von morgens halb 8 bis abends halb 1 beschäftigt", beschreibt sie die harte Arbeit. Der Mangel an Helfern habe auch dazu geführt, dass man drei der ursprünglich neun Blutspende-Termine in Nagold und Wildberg inzwischen gestrichen hat.

Doch nicht nur die Banner-Gebühren stoßen dem DRK sauer auf. Auch für die Nagolder Stadthalle hagelt es Kritik. Mehrmals habe es Probleme mit der Spülmaschine gegeben. Ebenso befinde sich das Geschirr in verplombten Boxen. Pro geöffneter Kiste müsse man 2,50 Euro bezahlen. "Das wäre kein Problem gewesen, dann hätten wir unser eigenes Geschirr mitgebracht. Aber es kam ohne Vorwarnung", erzählt Schrott. Hier stimme der Informationsfluss einfach nicht.

Außerdem müsse man eigene Putzutensilien mitbringen. In Wildberg würden die gestellt. "Das müsste von der Haustechnik zur Verfügung stehen. Es kann ja sein, dass Soße auf den Boden tropft und ein Mitarbeiter ausrutscht", macht Schrott ihrer Empörung Luft. "Das hier soll kein Brandbrief werden, aber es ist schon ein starkes Stück", betont Nestrowitz.

Bei der Stadt Nagold kann man sich die Aufregung nicht erklären. Alle, die eine Sondernutzungserlaubnis beantragen, sollten auch gleich behandelt werden, also die Gebühren bezahlen, sagt Ordnungsamtsleiter Achim Gräschus. Man habe das damals dem Vorsitzenden des Ortsverbandes, Gerhard Pfäffle, mitgeteilt und er sich eigentlich damit abgefunden. Die Frage, ob man beim DRK nicht andere Maßstäbe ansetzen müsse, verneint er: "Veranstalter wie die Vesperkirche bezahlen die Gebühren auch. Wo fangen wir an und wo hören wir auf? Die Gleichbehandlung steht im Vordergrund."

Warum die Gebühr vom DRK erst seit vergangenem Herbst verlangt wird, darüber kann er nur mutmaßen. Vielleicht habe man den Haushalt auf Freiwilligkeitsleistungen geprüft, die man streichen könne. "Es ist auf jeden Fall richtig so", bleibt er der Linie treu.