In Nagold soll es die erste Friday-For-Future-Demo geben, mit der für Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung geworben werden soll. Die aktuelle Hitzewelle passt da einerseits zum Thema, erfordert von den Teilnehmern aber auch erhebliche Schwitzbereitschaft. Foto: Karikatur: Stopper

Fridays for Future: Verwaltung überdenkt vor der heutigen Demo ihre Haltung und bietet Mitarbeit im Klimabeirat an

Nagold. Das kleine Häufchen von Aktivisten, die sich heute an die Spitze der ersten Fridays for Future-Demo in Nagold stellen wollen, kann im Vorfeld schon einen Erfolg verbuchen: Die Nagolder Stadtverwaltung, die noch Anfang dieser Woche eine Beteiligung an dieser Demonstration abgelehnt hatte, signalisiert nicht nur Gesprächsbereitschaft, sondern will die jungen Leute aktiv in die Kommunalpolitik einbinden.

Stadtoberhaupt Jürgen Großmann muss am heutigen Freitag dienstlich nach Gera. "Sonst", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, hätte er "selbstverständlich" an der Demo teilgenommen. An seiner Statt werden nun Bürgermeister Hagen Breitling und Stadtplaner Ralf Fuhrländer entsandt, um den jungen Leuten bei der Kundgebung über die Klimaschutzmaßnahmen der Stadt Rede und Antwort zu stehen.

Auch wenn man sich, wie Großmann betonte, "nicht als handelnde Akteure versteht", ist die Botschaft der Stadt klar: Man sucht den Dialog. Großmann will selbst, bei einem separaten Termin, mit den Aktivisten ins Gespräch kommen und nicht nur übers Radwegekonzept und die Einstellung eines Klimaschutzmanagers reden: "Wenn das alles wäre, wären wir gleich fertig."

Wobei das Stadtoberhaupt in Sachen Klimaschutzmanager sich auch von dem gemeinsamen Antrag von Grüne, SPD und FDP, die auf eine sofortige Stellenausschreibung pochten (wir berichteten), nicht drängen lassen will: "Da kommt es auf einen oder zwei Monate nicht an. Da passiert nichts, aber auch gar nichts, was negativ wäre." Der neue Gemeinderat müsse schließlich die Möglichkeit haben, argumentiert Großmann, bestimmte Themen "neu zu evaluieren".

Auch mit Blick auf die Forderung der FFF-Aktivisten, dem Klimaschutz in der Stadtverwaltung statt einer 50 Prozent- eine 100-Prozent-Stelle einzuräumen, bleibt Großmann unnachgiebig: "50 Prozent – und so bleibt’s auch." In seinen Augen ist das ohnedies ein Streit um Kaisers Bart: "Wir unterhalten uns über Etiketten." Denn: Der Klimaschutzmanager mit seinem 50 Prozent-Deputat sei mit weiteren 50-Prozent der städtische ÖPNV-Fachmann mit dem Schwerpunkt Schienenprojekt und Busverkehr: "Materiell", so Großmann, "sind wir zu 100 Prozent Klimaschutz unterwegs".

Die Stadt selbst sei bereit, viel in den Klimaschutz zu investieren: Seit Anfang des Jahres bezieht man ausschließlich Ökostrom mit Mehrkosten in Höhe von jährlich 40 000 Euro, die anstehenden Schulsanierungen schlagen mit 50 Millionen Euro zu Buche und ein geplantes Nahwärmesystem verknüpft mit einer Holzhackschnitzelanlage im OHG soll künftig auch das Stadtbauamt, das OHG II und auch noch das Zellerstift versorgen. Großmann: "Jeder, der sagt, wir machen nichts, der macht die Augen zu vor den großen Schritten."

Aber wichtig sei, dass beim Klimaschutz auch die private Hand mit einbezogen würde: "Das ist der Casus knacksus." Und hier setze der Klimaschutzbeirat an: "Wir schaffen das nur, wenn beides – öffentliche und private Maßnahmen – Hand in Hand gehen."

Die jungen Fridays for Future-Aktivisten ruft das Stadtoberhaupt zur politischen Mitgestaltung auf: "Eine Demo reicht nicht aus. Mitarbeiten und mithelfen ist das Gebot der Stunde." Großmann bietet den jungen Leuten an, ein Mitglied in den Klimabeirat zu entsenden: "Wir reichen die Hand zum Dialog", sagte Großmann gegenüber unserer Zeitung und fügte augenzwinkernd hinzu: "Aber es darf durchaus außerhalb der Schulzeit sein."

Die erste Fridays for Future-Demo in Nagold beginnt heute um 11 Uhr am Youz in der Marktstraße. Nach einigen Redebeiträgen zieht der Demonstrationszug durch Marktstraße und Weihergässle der Nagold entlang und über den Longwyplatz wieder zurück zum Youz, wo gegen 12.40 Uhr die Abschlussrede gehalten wird. Initiator Steffen Schnürer rechnet mit mindestens 50 Teilnehmern, aber ist auch nicht allzu euphorisch: "Mehr als 100 werden’s wohl nicht werden."