Die Medlz bei ihrem Auftritt in Nagold.Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Ausverkauft: R&B- und Popsängerin Nadja Benaissa steht gemeinsam mit der Dresdner A-Cappella-Formation auf der Bühne

Nagold. In veränderter Besetzung, ab diesem Jahr mit der ehemaligen No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa, eroberte die weibliche A-Capella-Popband "Medlz", zum wiederholten Mal die Bühne in der Nagolder Seminarturnhalle. Ihr fulminanter Auftritt im Saal, der nach Coronaregeln mit Bistrotischen bestuhlt und ausverkauft war, löste riesige Begeisterungsstürme aus.

Das neue Programm der allseits gefeierten Dresdner Frauenformation Medlz "(Das) läuft bei uns – Soundtrack unseres Lebens" beinhaltete einen facettenreichen und persönlichen Einblick in bekannte Pop- und Rockklänge, denen die a-cappella singenden Damen ihren persönlichen Stempel aufdrückten. In Verbindung mit minimaler Percussion wirkte der Sound bisweilen orchesterartig. In der aktuellen Besetzung mit Sabine Kaufmann, Nelly Palmowske, Silvana Mehnert und Nadja Benaissa begeisterten sie ihr Nagolder Publikum mit Stimme, Bass und Beat, aber auch mit bezauberndem Charme, umwerfender Ausstrahlung und sexy Bühnenoutfits.

Der Funke bei den Gästen in der Alten Seminarturnhalle sprang vom ersten Moment an über und die Begeisterung war mehr als deutlich zu spüren. Die Medlz waren froh, nach ihrem letzten Auftritt vor etwa vier Jahren, wieder einmal in Nagold auf der Bühne zu stehen. In Anbetracht der momentanen Situation sagte Sabine Kaufmann, die durch den Konzertabend moderierte: "Man weiß ja nicht, was morgen ist." Und diese Einstellung legten sie auch bei ihren gesanglichen Darbietungen an den Tag, sie sangen, als gäbe es kein morgen.

Dass der Name der aktuellen Bühnenshow Programm ist, das zeigte sich bereits beim ersten Solopart der neu in der Truppe gelandeten Nadja Benaissa. Sie sorgte mit dem Rio Reiser Song "Für immer und dich", den sie ihrer 20-jährigen Tochter widmete, bereits zu Beginn der mehrstündigen Show für Gänsehautstimmung. Gleich zwei Lieder handelten darüber, sich selber treu zu bleiben, zum einen der deutsche Titel "Ich will" sowie von der französischen Sängerin Zaz der Hit "Je veux". Beide luden zum Mitklatschen ein. In ihren solistischen Parts wechselten sich die unterschiedlichen Stimmen der Medlz ab. Dazwischen ließ Sabine Kaufmann eine Abirede aus dem vergangenen Jahrtausend in das musikalische Programm einfließen. Kraft und Schönheit der Jugend, der man sich erst bewusst werde, sobald man sie eingebüßt habe, wurde darin ebenso thematisiert wie Ratschläge zur Pflege wertvoller Freundschaften. Countryklänge flossen mit dem kultigen Dolly Parton Song "Jolene" ein. Von Michael Jackson gab es nichts zu hören, obwohl Kaufmann früher für ihn ebenso schwärmte wie für "Pur". Deren nachdenklicher, aber immer noch aktueller Titel "Neue Brücken" lud ein zum tiefgründigen Mithören.

"Simply the Best" mit grandioser Tanzeinlage

Mit einer grandiosen Tanzeinlage, die das Publikum zum Grölen und frenetischem Applaudieren animierte, präsentierte Neuling Nadja Benaissa den Superhit "Simply the Best" ihres Idols Tina Turner in ihrer Version. Gleich darauf lud Silvana Mehnert mit dem gewaltigen Song "Particles" von Isländer Ólafur Arnads zum Entschleunigen ein. Mit dem Rainstick wurde Stings "Desert Rose" begleitet.

Das Publikum war zutiefst beeindruckt

Auf die zehnjährige Bandmitgliedschaft von Benaissa bei den No Angels anspielend, durfte auch deren "Rivers of Joy" beim Nagolder Auftritt nicht fehlen, allerdings im Medlz-Style. Nach dem von Silvana gesungenen Hit der Söhne Mannheims "Geh davon aus", schwelgten die Medlz in Erinnerungen und kehrten zurück zu ihren Anfängen im Philharmonischen Kinderchor Dresden sowie zu Liedern, die sie in ihrer Jugendzeit prägten. Hieraus entstand ein entzückendes Medley, in dem sich neben Benjamin Blümchen auch Biene Maja wiederfand. Das ließ sich mit der auf die Pubertät zurückgehende Leidenszeit als unglücklich verliebte Mädchen noch toppen durch ein "Kuschelrock-Medley", bei dem sich die Medlz nicht nur in ihrem Schmerz, sondern auch in ihren gesanglichen Darbietungen fast übertrumpfen wollten.

Zur absoluten Höchstleistung liefen die Vier nach Pharrell Williams "Happy" bei "Insomnia" von Faithless auf. Das Publikum war zutiefst beeindruckt und quittierte den grandiosen Konzertabend mit Standing Ovations und Zugaberufen. In diesem Teil ließen die Medlz keinerlei Zweifel über ihre Herkunft aufkommen, sehr zur Freude des Seminarhallenpublikums besangen sie das "Phantom der Oper" in sächsischem Dialekt.

Mit der Einsamkeit nach einem Konzertauftritt, im Original gesungen von Udo Jürgens und seinem Titel "Zehn nach Elf" endete ein faszinierender Konzertabend, der seitens der Medlz von Jens Dittrich am Ton begleitet wurde und der durch das gesamte Seminarhallenteam coronabedingt bestens durchgeführt wurde.