Armgard und Hajo Schörle stellen der Öffentlichkeit ihr neuestes Buch vor
Von Jaqueline Geisel
Nagold. Welche Fragen stellt man sich in seinem Leben? Welche davon kann man für sich allein beantworten? Wo führt es hin, wenn man sich Dinge wie "Bin ich frei?" oder "Mag ich meine Augen?" fragt? Über diese und noch 97 andere Fragen sollen dem Leser Impulse gegeben werden, er soll nur für sich auf diese Fragen antworten oder auch nicht, sie sollen Türen öffnen.
"99 Türen zu dir" ist der Titel des Buches von Armgard und Hajo Schörle und es hält genau, was der Titel verspricht: Mit 99 Fragen sollen 99 Türen zu einem selbst geöffnet werden, indem man diese Fragen ganz in Ruhe und für sich selbst beantwortet, entweder gleich, oder auch erst nach ein paar Jahren.
Ungewöhnlich ist dieses Buch aber vor allem, weil es nicht ein Selbsthilferatgeber ist, wie es der Titel vielleicht vermuten lässt. Das Buch ist liebevoll gestaltet, jeweils auf der linken Seite befindet sich in Kalligraphie eine so offen wie möglich gehaltene Frage zum "Öffnen der Türe", wie die Autoren es nennen, auf der rechten Seite ein zwar thematisch passendes, aber nicht auf die Antwort hinleitendes Bild, eine Grafik oder eine Fotografie.
Wer ganze Textblöcke erwartet, wird also enttäuscht, denn den Text soll der Leser hier selbst schreiben, ganz individuell für sich. Das Geschwisterpaar Armgard und Hajo Schörle – sie Autorin, er Verleger (Buch und Bild), Künstler und Kalligraph – arbeiteten gemeinsam an dem im Mai erschienen Werk. Momentan wird es noch ins Englische übersetzt, und im Oktober soll es auf der Buchmesse präsentiert werden.
Für Hajo Schörle hat sich aus diesem Buch noch etwas ganz Neues entwickelt – seine Liebe zur Malerei ist neu entflammt, und so arbeitet er derzeit daran, zu jeder Frage ein passendes Bild zu malen, von welchen bereits 19 fertiggestellt und in seinem Verlagshaus auf dem Wolfsberg zu bestaunen sind.
Am Sonntag stellten die Geschwister das Buch auch der Öffentlichkeit offiziell vor. Das Hauptaugenmerk der Veranstaltung lag auf der Lesung von Armgard Schörle. Da sich 99 Fragen aber nicht einfach herunterlesen lassen, besonders wenn sie über den reinen Inhalt hinaus durch die Kalligraphie noch mehr bieten und sowieso jeder Leser in Ruhe und für sich über die Fragen nachdenken sollte, sprach Armgard über Fragen an sich. "Normalerweise stellt jemand eine Frage und ein anderer antwortet, dieses Buch geht aber in eine andere Richtung", erklärte sie. "Die Fragen öffnen jede eine neue Türe, aber dem Befragten steht frei, ob und wann er hindurch geht und ob er sich den Raum auf der anderen Seite genauer ansieht oder nicht."
Passend zum Thema las sie einige allgemeine Gedanken zum Thema Fragen und Selbstfindung vor, zum einen selbst verfasste Texte, zum anderen Textauszüge aus Briefen des Dichters Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1903. Für eine besondere Atmosphäre sorgten die abwechselnd zu den Lesungen von ihrem Sohn Antonio Knoblauch am Klavier gespielten Stücke.
Eine Art Fortsetzung des Buches wird es voraussichtlich im Frühjahr 2014 geben. Der Titel lautet "99 Spuren der Dankbarkeit", und das Buch wird vermutlich demselben ungewöhnlichen Konzept folgen wie sein Vorgänger.