Eberhard Schwarz (links) und Wolfgang Hübner bei der Beratung rund um die Impfanmeldung.Foto: Baumeister Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Anmeldevorgang zur Corona-Impfung für Senioren eine große Hürde / Hilfsangebot in Nagold stark gefragt

Im Bürgerzentrum der Urschelstiftung liefen die Leitungen am vergangenen Montag heiß. Etwa 40 Anrufe kamen am Nachmittag rein, von Menschen, die Hilfe bei der Anmeldung zum Impfen brauchten. Noch läuft die Terminvermittlung allerdings etwas unrund.

Nagold. Der Anmeldevorgang für einen Termin im Kreisimpfzentrum in Altensteig-Wart ist aufwendig. Gerade für ältere Menschen stellt er oftmals eine unüberwindbare Hürde dar. Zunächst wird ein Verifizierungscode auf das Handy geschickt. Mit diesem Verifizierungscode wird dann ein Vermittlungscode beantragt, der per E-Mail kommt. "Gerade Ältere haben oftmals gar kein Handy oder keinen Computer", sagt Thomas Eisseler, Vorstandssprecher der Urschelstiftung in Nagold.

"Fast unmöglich"

"Die ursprüngliche Idee war es, den Senioren dabei zu helfen zum Impfzentrum zu kommen", erzählt Eberhard Schwarz, erster Vorsitzender des Stadtseniorenrats. Schnell wurde aber klar, dass die Terminvereinbarung das wohl größere Problem darstellt. "Die Anmeldung ist für Senioren fast unmöglich", so Schwarz.

Zusammen mit dem Stadtseniorenrat bietet die Urschelstiftung Hilfe bei der Terminvereinbarung für Menschen ab 80 an. Montags können Interessierte zwischen 14 und 17 Uhr sich unter der Telefonnummer 07452/82 36 033 melden. Es wird auch weiterhin denjenigen Hilfe geboten, die nicht wissen, wie sie zum Impfzentrum kommen sollen. Allerdings stellt die Anfahrt bisher kein Problem dar, das Angebot wurde bisher nicht genutzt.

Rund 40 Anrufe gab es am vergangen Montag. Tags darauf waren die Helfer dann startklar. Das Anmeldeportal war ab 8 Uhr zugänglich. Bald kamen die ersten Probleme auf. Zum einen waren die Termine schnell vergeben. So konnten bereits ab 11 Uhr, gerade mal drei Stunden später, schon keine mehr vereinbart werden, erklärt Werner Baumeister von der Urschelstiftung.

Grund dafür ist der Impfstoff-Engpass. "Mit diesem Problem sind wir natürlich nicht alleine. Bei Projekten dieser Größenordnung muss man mit Startschwierigkeiten rechnen. Dass es anfangs noch wenig Impfstoff geben wird, war bereits von vornherein klar", erklärt Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann.

Ein weiteres Problem betrifft hingegen in erster Linie wohl die Helfer im Bürgerzentrum. Mit einer Handynummer können nur vier Verifizierungscodes angefordert werden. Danach wird die Nummer für 24 Stunden gesperrt. Das sei eine Sicherheitsmaßnahme, damit das System nicht missbraucht werde, erklärt Baumeister.

Dieses Problem kann derzeit noch umgangen werden. Denn die geringe Anzahl an freien Terminen ist vorerst noch der begrenzende Faktor. Und da die übermittelten Codes ihre Gültigkeit behalten, melden die Helfer weiter Senioren im System an. Nur bis es zum Termin kommt, kann es eine Weile dauern. Baumeisters Bitte daher an alle Anrufer: "Habt Geduld. Wir müssen auf die Impfdosen warten."

1500 Menschen

Bisher konnten die Helfer sechs Termine vermitteln. "Wir rechnen für die kommende Zeit mit etwa 20 bis 40 Anfragen pro Woche", sagt Eisseler. Viele Senioren haben Verwandte, Freude oder Bekannte, die ihnen bei der Anmeldung helfen. Das Angebot gilt in erster Linie denjenigen, die diese Hilfe nicht bekommen. Ansonsten wäre die Arbeit für die Helfer nicht zu stemmen. "In Nagold gibt es mehr als 1500 Menschen, die 80 oder älter sind", erklärt Wolfgang Hübner vom Stadtseniorenrat.

Trotzdem gilt: "Keine Scheu haben. Senioren sollen sich melden", sagt Großmann. Die Schäden durch die Corona-Krise in Grenzen zu halten, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei gilt es auch, sich gegenseitig bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu helfen. Gerade hier setzt das Angebot des Stadtseniorenrats und der Urschelstiftung an. "Das sind Macher, die helfen wollen und helfen können", so der OB.