So sehen zufriedene Stiftungsvorstände aus (von links): Werner Baumeister, Ilselore Wiedmann, Elvira Bindrich und Ulrich Mansfeld im Eingangsbereich "ihres" Bürgerzentrums. Foto: Hofmann

Seit gut einem Jahr gibt's die Einrichtung – und kein Nutzer will sie mehr missen. Mit Kommentar

Nagold - Manche spielen hier Skat, andere diskutieren politische Themen. Beratungen sind ebenso im Angebot wie Gymnastik oder Gehirnjogging. Seit gut einem Jahr hat Nagold ein Bürgerzentrum – eine Erfolgsgeschichte.

Es ist schwer was los in den Räumen des Bürgerzentrums. Hinter einer durchsichtigen Wand kann man die Teilnehmer eines VHS-Sprachkurses beobachten, am großen Tisch im offenen Foyer sitzt eine kleine Gruppe zusammen, um eine Ausstellung zu konzeptionieren. Am Info-Tresen stehen die Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes bereit. Auch die Urschelstiftung hat an diesem Morgen Beratungszeit, ebenso der VDK und der Pflegestützpunkt.

Es findet sich immer noch ein Räumchen

Es brummt also an diesem Morgen im Bürgerzentrum. Und genau so lieben es die Hausherren. Der Vorstand der Urschelstiftung ist nämlich ebenfalls präsent. Zum Pressegespräch hat Ulrich Mansfeld mit seinen Mitstreitern geladen. Seit gut einem Jahr gibt es das Bürgerzentrum – da wird es Zeit, Bilanz ziehen.

Dass diese Bilanz nicht schlecht ausfällt, ist angesichts des prallen Lebens, das im Bürgerzentrum herrscht, von vornherein klar. Das Gespräch findet in einem kleinen Nebenraum statt. Auch das ist bemerkenswert: Dank einer flexiblen Raumplanung findet sich – trotz der hohen Frequenz – immer noch ein Räumchen, das genutzt werden kann. Für Besprechungen, für Beratungen, für Diskussionen – oder eben, um Bilanz zu ziehen.

"Das Bürgerzentrum funktioniert sehr gut", freut sich Ulrich Mansfeld, Sprecher der Urschelstiftung und damit auch Chef des Bürgerzentrums – einer 100-prozentigen Tochter der Stiftung. Vieles, was man sich in den Reihen der Urschelstiftung von den Räumen im Burgcenter erhofft hatte, erfüllte sich. Manches sogar innerhalb weniger Wochen und Monate.

Es gibt imposante Zahlen zu vermelden: 28 Nutzer hat das Bürgerzentrum aktuell – die Palette reicht von der VHS über diverse Arbeitskreise, zum Beispiel auch des Bürgerforums und geht bishin zu Beratungsangeboten und klassischen Vereinstreffen. Ein wichtiger Aspekt für die Urschelstiftung ist das Netzwerken. Auch diese Rechnung scheint aufzugehen. "Alles Ehrenamtliche ist hier verortet", freut sich Mansfeld – auch für die Urschelstiftung selbst. Denn die wird dem selbst gewählten Anspruch, als Ansprechpartner und Koordinator des Ehrenamts in dieser Stadt zu dienen gerecht.

Vorstandsmitglied Elvira Bindrich ist für die Organisation eine wichtige Person. Sie koordiniert alle Nutzeranfragen für das Bürgerzentrum. "Wir haben ein Management wie ein Dienstleistungsbetrieb", erzählt der zweite große Aktivposten im Bürgerzentrum, Werner Baumeister. Was dem gesamten Vorstand wichtig ist: Die Nutzer der Räume lernen sich gegenseitig kennen. Es entstehen Synergieeffekte. "Das Bürgerzentrum entwickelt sich zur Herzkammer für bürgerschaftliches Engagement", befindet Baumeister. Und Ulrich Mansfeld macht unter den Nutzern auch ein "Wir -Gefühl" aus. Mansfeld: "Man unterstützt sich gegenseitig. Man kann sich ergänzen." Wobei er auch überzeugt ist: Bei der Zusammenarbeit der Ehreamtlichen, bei der Bündelung der Kräfte – "da ist noch mehr möglich!"

Auch für die Stiftung selbst ist das Bürgerzentrum ein bedeutender Teil der Vereinsarbeit. Das Bürgerzentrum macht die Stiftung für die Bürger erlebbar. "Es ist Markenkern und Aushängeschild der Urschelstiftung", sagt Baumeister.

Das Raumkonzept ist höchst flexibel

Dass die Nutzung der Räume so reibungslos funktioniert, ist natürlich kein Zufall. Eineinhalb Jahre lang hat man in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern der Räume am Konzept gearbeitet. Das Raumkonzept ist höchst flexibel, die Räume sind zum Teil vergrößerbar oder eben auch abtrennbar. Und bei der Technik setzte man auf modernste Ausstattung – angefangen beim WLAN über den Beamer bis zum Riesenbildschirm.

Das Bürgerzentrum legte also einen imposanten Start hin, einen Start, den viele so nicht erwartet hatten. Und doch bleibt man im Vorstand kritisch. "Die Neugier auf das Bürgerzentrum ist überschaubar", findet Ulrich Mansfeld. Doch stetig arbeitet man weiter daran, das Bürgerzentrum noch bekannter zu machen. Wichtig ist Mansfeld dabei, dass sich die Nagolder Ortsteile nicht benachteiligt fühlen. "Wir wollen auch dort Mitarbeiter gewinnen", sagt er.

Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Informationsabende – mehr als 50 Veranstaltungen fanden im ersten Jahr statt. Auch, um Neugierige anzulocken. Mansfeld: "Wir halten unser Bürgerzentrum für attraktiv – aber da geht noch mehr."

Kommentar: Hand in Hand

Von Heiko Hofmann

Die noch junge Geschichte des Nagolder Bürgerzentrums ist eine imposante Erfolgsgeschichte. Innerhalb eines Jahres hat sich die Einrichtung der Urschelstiftung für viele Vereine und Gruppierungen bereits unersetzlich gemacht. Das Konzept geht voll auf: Immer mehr ehrenamtlich Tätige zieht es mit ihren Angeboten in die Räume im Burgcenter. 28 Gruppen sind es aktuell. Tendenz steigend. Synergieeffekte bleiben da nicht aus. Ein Glücksfall ist die ehrenamtliche Man-Power, die Nagolds Urschelstiftung selbst in das Projekt steckt. Menschen wie Elvira Bindrich und Werner Baumeister sorgen für ein höchst professionelles Management im Bürgerzentrum – und das zum Nulltarif. Mehr noch: Zum Knowhow gibt es ganz viel Herzblut dazu. Und das ist der wahre Grund für diese Erfolgsgeschichte. Herz und Verstand arbeiten hier Hand in Hand.