"Mehr als ein Puzzlespiel" war für den neuen Rektor der Wiestalschule die Koordination der Stundenpläne. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuzugang: Jochen Morlock wird Rektor der Wiestalschule / Stufft hat "wohlbestelltes Feld" hinterlassen

Von Jasmin Cools

An seiner alten Schule sah er keine berufliche Perspektive mehr, jetzt nimmt er das Großprojekt Wiestalschule mit Außenstelle im Kernen in Angriff. Jochen Morlock ist keiner, der sich vor großen Aufgaben scheut.

Nagold-Emmingen. Bunte Zeichnungen an den Wänden, kleine Hausschuhe unter den Garderoben verteilt – die Wiestalschule in Emmingen wirkt wie ein Kinderparadies. "An die Grundschulzeit erinnern sich die meisten Menschen gerne", sagt der 46-jährige neue Rektor beim Spaziergang durch die Schule. Er fühlt sich sichtlich wohl. Seit Januar ist Morlock hier Schulleiter. Von Vorgänger Friedrich Stuffts erster Andeutung in Richtung Ruhestand bis zum eigenen Schreibtisch für Morlock hat es immerhin elf Monate gedauert.

Großes Projekt: Zwei Standorte unter einen Hut bringen

Zum Berufswunsch Lehrer kam er durch seine Aktivität bei der kirchlichen Jugendarbeit. "Wo ich war, kamen die Kinder hin", erzählt er. Irgendwann war ihm dann klar, dass er mit Kindern arbeiten möchte. In Effringen aufgewachsen studierte er in Ludwigsburg Deutsch, Sachunterricht und evangelische Religion. 1994 begann er seine Ausbildung am Seminar in Freudenstadt. Wenig später ging er an die Grund- und Hauptschule in Neubulach und unterrichtete dort zehn Jahre lang Dritt- und Viertklässler. Daraufhin wechselte er zur Waldschule Neuweiler, wurde stellvertretender Schulleiter und Klassenlehrer bei den Erst- und Zweitklässlern. Auch dort blieb er zehn Jahre bis er keine berufliche Perspektive mehr für sich sah. "Die Schülerzahl hatte sich halbiert und mit weniger als 180 Schülern wird kein Konrektorat mehr ausgewiesen", erklärt er.

Er habe sich weiterentwickeln wollen und gespürt, dass sich die Neuweiler Schule automatisch veränderte. Für die Wiestalschule hat er sich nicht nur entschieden, weil sie nah an seinem Wohnort Effringen liegt, sondern auch weil er die Strukturen innerhalb der Kommune, das Vereinsleben, die Menschen und die Vereine kennt. "Die Schule ist pädagogisch gut aufgestellt. Wir haben hier Lehrer mit unterschiedlichen Profilen. Außerdem ist das Kollegium harmonisch. Herr Stufft hat ein wohlbestelltes Feld hinterlassen", findet Morlock nur lobende Worte. Auch der Lehrer Wolfgang Straub habe als kommissarischer Leiter gute Arbeit geleistet. Am 9. Juni erfolgt Morlocks offizielle Amtseinsetzung. Momentan unterrichtet er Deutsch, Religion und Sport und richtet nebenbei die Website der Schule ein.

Ein weitaus größeres Projekt ist es, zwei Standorte unter einen Hut zu bringen. Durch die Zusammenlegung der Wiestalschule und der Kernenschule in Nagold im August 2015 musste zunächst eine neue Konferenz gebildet werden. Zuvor sei die Kernenschule einige Jahre verwaist gewesen, kommissarische Leiter kamen immer von außen. Mit zusammen etwa 220 Schülern hat die Schule nun Anrecht auf eine Konrektorenstelle. Auf die Ausschreibung wartet man noch.

"Durch die Zusammenlegung wird auch ein neues Raumkonzept nötig", sagt er. So kommt das Sekretariat mit der ebenfalls neuen Sekretärin Tanja Duffner vom Kernen nach Emmingen, während in Nagold das Konrektorat eingerichtet werden soll "mit einer kleinen Verwaltung auf Sparflamme sozusagen".

Morlock denkt an Sanierung des Schulhofs der Kernenschule

Die Feuertaufe gab es sofort mit ein paar Verschiebungen im Stundenplan. "Das war mehr als ein Puzzlespiel", sagt der Effringer. So habe man eine gute Kollegin als Krankheitsvertretung zur Zellerschule schicken müssen. Derzeit sind an der Wiestalschule sechs Lehrer, im Kernen fünf sowie ein Pfarrer, Straub und Morlock selbst, die an beiden Standorten unterrichten. Dazu kommen Lehrbeauftragte von außerhalb für die sieben Arbeitsgemeinschaften. "Das muss alles noch zusammenwachsen", meint Morlock.

In der Kernenschule gebe es zusätzlich momentan einen Renovierungsstau. Außerdem könne man in einer neun mal elf Meter großen Halle mit Viertklässlern keinen anständigen Sportunterricht machen, findet der Rektor. Nun überlege man, die Schüler zum Sport mit dem Bus nach Emmingen zu bringen. Ein weiterer Punkt ist die Schulhofsanierung im Kernen. Der Belag sei in die Jahre gekommen. Ideal wäre ein Tartanfeld laut Morlock.

Doch bei allen Plänen steht der reibungslos ablaufende Schulalltag im Vordergrund. "Es ist gut, dass wir den Förderkreis der beiden Schulen haben. Hier kann man ausloten, wie viel Gemeinsamkeit den Schulen hilft. Trotz gemeinsamer Veranstaltungen sollen beide nach wie vor ihr eigenes Profil haben", erklärt der Rektor, der die Herausforderung gerne angeht.