Der Nagolder Arzt Tomas Soukup findet deutliche Worte zur Geburtsklinik. Foto: Bernklau

Kinderarzt Tomas Soukup aus Nagold greift Klinikmanagement scharf an. Mediziner plädiert für mindestens eine Station im Kreis.

Nagold - Im Fall der inzwischen geschlossenen Geburtshilfe am Nagolder Krankenhaus greift der Nagolder Kinderarzt Tomas Soukup das Management scharf an. Darüber hinaus warnt er vor einem Landkreis Calw ganz ohne Geburtshilfestation.

Es war in der Öffentlichkeit ein langes Hin und Her. Behält das Nagolder Krankenhaus seine Geburtsklinik oder nicht? Am Ende wurde der Daumen gesenkt, die Geburtshilfe Ende 2013 dicht gemacht.

In diesem Zusammenhang erhebt der Nagolder Kinder- und Jugendarzt Tomas Soukup vor allem gegen das Management schwere Vorwürfe. Trotz anderslautender öffentlicher Aussagen aus Klinikverbund und Politik habe die "obere Etage" die Nagolder Geburtshilfe nicht wirklich erhalten wollen, sagt Soukup. In der Abteilung habe lange ein immenser Investitionsrückstand geherrscht. Selbst einfachste Dinge seien kaputt gewesen, doch nichts sei passiert. "Die Reparatur eines simplen Wasserschadens hat sieben Monate gedauert", beklagt der Arzt.

Die Nagolder Geburtshilfe ist bereits zu. "Und im GÖK-Gutachten ist für Calw auch keine Geburtshilfe vorgesehen", bringt der Nagolder Kinder- und Jugendarzt, der seit zehn Jahren in Nagold unweit des Krankenhauses praktiziert, in Erinnerung. Ein "kinderfreundlicher Landkreis Calw" ganz ohne Geburtshilfe? Soukup kann und will sich so etwas nicht vorstellen und fordert, dass man im Kreis Calw mindestens eine Geburtshilfe erhält. Eigentlich sollten an beiden Standorten im Kreis die Geburtshilfeabteilungen erhalten bleiben, denn: "Beide Häuser sollen laut GÖK die Grund- und Regelversorgung anbieten. Und die Gynäkologie und Geburtshilfe gehört als eine Disziplin zu eben dieser Grund- und Regelversorgung." Sollte es dennoch nur auf einen Standort für die Geburtshilfe hinauslaufen, wäre für Soukup Nagold der logische Standort. "Dort ist das Einzugsgebiet größer, und das neu gebaute Calwer Klinikum wäre dann zu klein", meint der Mediziner mit tschechischen Wurzeln.

Dass ein Schwerpunktklinikum wie es in Nagold laut GÖK vorgesehen ist, keine Geburtshilfe hat, macht für den Mediziner keinen Sinn. "Eine Großklinik mit so vielen Betten und ohne Geburtshilfe wäre wie ein Auto mit drei Rädern", so Soukup, der ausdrücklich für eine Wiedereröffnung des Angebots in Nagold plädiert, wohl wissend, dass es eine schwierige Aufgabe ist, eine solche Abteilung rentabel zu führen. Allerdings muss für ihn eine Geburtshilfe auch nicht zwangsläufig rentabel sein. "Auch bei uns Ärzten ist es so, dass manche Abteilungen für andere das Geld mitverdienen müssen", sagt der Nagolder Arzt.