"Das Haus hätte man retten können – wenn man vor 50 Jahren eine andere Nutzung gewählt hätte", war OB Großmann überzeugt. Er verdeutlichte: "Wir sehen nur die Schokoladenseite. Wenn Sie das Gebäude von hinten anschauen, dann brauchen Sie keinen Gutachter mehr."
Das Haus sei unbewohnbar, nur mit riesigem Aufwand sanierbar, zudem fehle es an einer sinnvollen Nutzung, argumentierte der OB. Einen Investor wolle man auch gar nicht, erinnerte Großmann daran, dass man den Gebäudekomplex ja ganz bewusst in städtischer Hand wissen wollte. "Das ist unser Tafelsilber", sagte der OB weiter. Und es müsse nicht bei Parkplätzen bleiben. Großmann: "Das Gelände wird uns in der Stadtnutzung noch gut tun."
"Eine andere Nutzung ist überhaupt nicht vorstellbar", machte auch CDU-Rat Helmut Raaf deutlich. Und Fraktionskollege Wolfgang Schäfer erinnerte daran, dass das Gebäude als Seifenfabrik gebaut wurde. "Dort passt nix." Daniel Steinrode (SPD) verwies darauf, wie dringend dort Parkplätze benötigt würden.
Das Gebäude wurde einst von der im Jahr 1906 gegründeten Schwarzwälder Dampf-Seifenfabrik Gebrüder Harr erbaut und im Volksmund "Seifenbatsche" getauft. 1972 stellte das Unternehmen seinen Betrieb ein. In den Jahrzehnten danach hatte es schon so manchen Nutzer gegeben – die Palette reichte vom Tanzstudio bis zum Spielsalon, vom Vereinslokal bis zur Außenstelle des Arbeitsamtes. Auch Bands probten im Keller des Hauses.
Der Komplex besteht aus dem Wohnhaus, das aufgrund eines Wasserschadens von Schwarzschimmel befallen ist, der Spielhalle, Wohnungen im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss sowie einem Anbau, dem ehemaligen Kesselhaus, dem Fabrikgebäude und dem einstigen Magazin, das zuletzt auch als Wohnung genutzt wurde. Der gesamte Komplex ist in Ziebelmauerwerksweise hergestellt worden. Kosten wird der Abriss etwa 150 000 Euro. Da im aktuellen Haushalt nur 95 000 Euro eingestellt sind, wird der Gemeinderat noch die zusätzlichen Mittel genehmigen müssen.
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