Klaus Birk unterstützt die Alte Seminarturnhalle in Nagold von Beginn an mit seinen Auftritten. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Klaus Birk gibt am Wochenende seinen Jahresrückblick unter dem Motto "wen wundert’s"

Er wird es wieder tun: Klaus Birk, Nagolds Haus- und Hof-Kabarettist, tritt am Samstag und Sonntag in der Alten Seminarturnhalle auf. Unter anderem blickt er dann satirisch auf das Geschehen in Nagold zurück. Im Gespräch mit Heiko Hofmann erörtert der schwäbische Comedian, wie seine Beiträge entstehen, warum immer wieder die Alte Seminarturnhalle, und wie die Seifenbatsche fast zum Jazzclub geworden wäre.

"Wen wundert’s" heißt Ihr neues Programm. Dass Sie wieder in Nagold auftreten, verwundert ja eigentlich nicht mehr wirklich...

Genau. Obwohl, mich schon. Wenn einer 24 Jahre lang jeden Dezember hier auftritt und immer Zuschauer kommen, und sich alle aufeinander freuen ist das ein kleines Wunder.

Sie halten also Nagold auch weiterhin die Treue?

Um das herauszufinden, mus ich noch mal 24 Jahre hier gastspielen. Aber so wie es aussieht zwingen mich meine Gene dazu. Könnte aber auch daran liegen, dass ich die Menschen hier mag.

Können Sie sich eigentlich noch an ihren ersten Auftritt erinnern? Was, wann, wie, wo?

Das war 1982 in der Lichtstube in Hechingen zusammen mit Bernd Kohlhepp als Duo Vis a Vis. Das Programm hieß: "Das sieht so harmlos aus!" Betrieben wurde die Lichtstube von Uwe Zellmer und Bernhard Hurm. Auch für sie war es der erste Abend dort. Die beiden haben später das Theater Lindenhof in Melchingen gegründet. War ein toller Abend. 18 Monate später hatten wir die erste einstündige Aufzeichnung im Mainzer Unterhaus für das ZDF.

Ich habe gehört, dass Sie sich auch schon in jungen Jahren schwer für die Kultur eingesetzt haben. So sollen Sie wesentlich daran beteiligt gewesen sein, beim Versuch in der ehemaligen Seifenfabrik Harr eine Art Jazzclub einzurichten... Sie erinnern sich?

Ja, ich bin in dem Alter, in dem ich mich noch erinnern kann. Hatte das Abi gerade hinter mir und war einer von mehr als 160 Mitgliedern der Jazz-Förderung Nagold e.V. Alles sehr engagierte Mitstreiter, von denen viele heute in der Alten Seminarturnhalle mitarbeiten. Wir haben damals neben etlichen Konzerten den ersten internationalen Jazz-Wettbewerb Deutschlands in Nagold veranstaltet.

Schmerzt es Sie, dass die Seifenbatsche nun abgerissen werden soll?

Da man uns damals Mitte der 70er Jahr schon mitgeteilt hatte, das Gebäude würde nach zehn Jahren platt gemacht, hatte ich genügend Zeit den Schmerz vorbereitend zu verarbeiten.

Über was dürfen sich die Besucher denn bei Ihren Auftritten in Nagold so alles wundern?

Bevorzugt über sich selbst, über den Umgang miteinander und natürlich werden wir einige Möglichkeiten nutzen, uns über die erstaunlichen Ereignisse, Regelungen und Fahrverbote zu wundern, die unsere Leben jeden Tag auf so erfreuliche Weise bereichern.

Das besondere Schmankerl ist ja immer Ihr Blick aufs Nagolder Geschehen – was war denn das Highlight 2018?

Sagen wir es mal so: Haben Sie auch manchmal den Verdacht, dass niemand hier die Unter- und Oberschwandorfer und Haiterbacher ohne Umleitung nach Hause fahren lassen will?

Und bei welchem Thema würden Sie ihrer Heimatstadt lieber die Leviten lesen?

Bei keinem. Ich bin immer voller Freude, wenn ich diese wundervolle Stadt sehe. Besonders genieße ich die Tradition und Treue zum Baustil, der seit Jahrzehnten über Generationen hinweg so konsequent in der Innenstadt gepflegt wird. Man sieht sich das an und es fällt einem nur eines dazu ein: Nagold!

Wie darf man sich eigentlich den kreativen Schaffensprozess eines Klaus Birk vorstellen?

In allen Farben mit bewegten Bildern.

Wie entsteht so ein Beitrag?

Durch beobachten, zuhören, tägliche Recherche, Fantasie, lesen, lesen, lesen – sich wundern, amüsieren, berührt, bewegt, betroffen sein, dazu ein gerüttelt Maß an Liebe zu den Menschen und ihren unvergleichlichen Werken, dazu braucht es noch einen andern Blickwinkel, jahrelange Erfahrung, die Unbekümmertheit eines Kindes und die himmlischen Musen – die alles mit dem Genius besprechen, der entscheidet, ob er was zum Programm dazugeben will – bis einem die Demut verklickert – bilde dir nichts ein – du bist nur das Radio – nicht der Sender.

Also gibt man, was man kann, hofft, der Sender möge senden, hofft, selbst empfangen dürfen zu können – bis einem klar wird: Ohne Strom geht gar nix. Oder anders gesagt: Ohne den Einen ist alles nichts.

Den Förderverein Alte Seminarturnhalle gibt es im nächsten Jahr seit 25 Jahren. Hätten Sie solch eine Erfolgsgeschichte für möglich gehalten?

Hinterher auf jeden Fall. Vorher jetzt auch. Währenddessen immer, weil ich weiß, wer sich alles so hingebungsvoll engagiert. Diesen Unermüdlichen ist es mit ihrem Kulturverein mit mehr als 400 Mitgliedern gelungen, diese Bühne zu einer der bedeutendsten in Deutschland zu machen. Das heißt, all die Jahre jede Woche mehrfach da sein, Programm planen, einrichten, aufbauen, abbauen, Licht- und Ton fahren, Werbung, Vorverkauf, Internetseite gestalten, betreuen, mit Künstlern proben, für sie da sein, Hotel buchen, sie bekochen, Publikum bedienen und vieles mehr. Mir bleibt nur den Hut zu ziehen vor dieser Hingabe und diesem Engagement. Ich hoffe und wünsche, allen Nagoldern möge bewusst sein, was da geleistet wird und wie angesehen dieser Ort unter Künstlern ist – welche Bereicherung er für die ganze Region darstellt. Es ist mehr als sinnvoll, so ein Juwel mit allen zur Verfügung stehen Kräften zu unterstützen. So manches in Nagold ist wirklich großartig. Wen wundert’s?

Herr Birk, wir danken für das Gespräch.