Am Ort des Geschehens: Jungforscher des Otto-Hahn-Gymnasiums stellen sich mit ihren betreuenden Lehrern und Schulleiter Walter Kinkelin im Chemieraum zum Gruppenfoto auf. Mittendrin: Uwe Klein, frisch ausgezeichnet mit dem bundesweit vergebenen Helmholtz-Lehrerpreis. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Von der zweitbesten Jugend-forscht-Schule in Deutschland und dem vielleicht besten Mentor Uwe Klein

Von Heiko Hofmann

Nagold. Er macht weiter. Das ist vielleicht die wichtigste Nachricht. Vor allem aber ist das eine gute Nachricht. Uwe Klein, 65 Jahre alt, und Physik-Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium, geht zwar zum Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand, doch Betreuer von Forschungsprojekten will er bleiben. "So lange es geht", sagt er. Denn sein Forscherdrang ist ungebrochen – und die Freude, die ihm forschende Schüler bereiten, ebenso.

Doch nicht nur mit Uwe Klein macht das Nagolder Otto-Hahn-Gymnasium in diesen Tagen deutschlandweit auf sich aufmerksam. In Nagold weiß man ja schon lange zu schätzen, was man an Klein hat. Er gehört zu den treibenden Kräften, die das Jugendforschungszentrum am Laufen halten, immer weiter antreiben. Das wurde jetzt auch bundesweit anerkannt: Beim Bundeswettbewerb von Jugend forscht in Leverkusen ist Uwe Klein mit dem Helmholtz-Lehrerpreis ausgezeichnet worden – ein Preis für die engagiertesten Projektbetreuer in ganz Deutschland.

Engagiert ist am OHG in Sachen Jugend forscht aber ein ganzes Team: Und so konnte auch das OHG in diesem Jahr einen Preis als Schule ergattern: Nachdem man landesweit zur Jugend-forscht-Schule 2013 gekürt worden war, folgte nun der Triumph auf Bundesebene. Das OHG kam beim bundesweiten Vergleich hinter einer Berliner Schule auf den zweiten Platz. "Das ist eine schöne Auszeichnung für das Engagement der Kollegen an der Schule", sagt Schulleiter Walter Kinkelin. Kurz zur Einordnung dieser Leistung: Rund 4000 Betriebe und Schulen schickten in diesem Jahr Jugendliche in den Wettbewerb. Der zweite Preis des OHG sei da "natürlich auch ein Ansporn".

Das Interessante daran: Die Jugend-forscht-Tradition am OHG ist vergleichsweise jung. 15 Jahre ist es her, dass OHG-Lehrer Frank Pahnke erstmals Schüler für den Wettbewerb betreute. Seit etwas mehr als zehn Jahren gibt es nun am OHG eine eigene Jugend- forscht-AG, die Pahnke zusammen mit anderen naturwissenschaftlichen Lehrern engagiert betreut. Als die Stadt Nagold 2001 erstmals den Regionalwettbewerb von Jugend forscht ausrichtete, war jedenfalls noch kein einziger Schüler aus Nagold dabei. Erst mit der Jugend-forscht-AG kam Dynamik in die Sache. Seitdem wird am OHG ab Klasse 6 munter geforscht. "Wir haben immer tolle, witzige und begabte Typen gefunden für den Wettbewerb", freut sich Pahnke. Malte Waidelich, Felix Ludwig und Sören Volker – allesamt Sechstklässler – sind ein schönes Beispiel dafür. Mit ihrem Projekt "Sprengkommando Bohne" gewannen sie den Landesentscheid der jüngsten Forscher, "Schüler experimentieren" genannt. "Experimentieren, etwas ausprobieren. Das macht einfach Spaß", erklärt Sören. Ja, der Spaß, das ist ein wichtiger Faktor für die Schüler – aber auch für die betreuenden Lehrer. Und das Durchhaltevermögen, die Fähigkeit weiter zu experimentieren, auch wenn’s zum zigsten Mal nicht geklappt hat. Pahnke ist überzeugt: Malte, Felix und Sören haben diese Eigenschaften. "Die bleiben dabei."

"Die Schüler schaffen’s immer wieder mich zu überraschen"

Damit wäre dann auch ihr Weg vorgezeichnet. Denn so richtig in Fahrt kam die Forscherei in Nagold mit der Gründung des Jugendforschungszentrums (JFZ). "Das war natürlich ein Glücksfall", sagt Pahnke. Tiefgehendere Forschungen nämlich können er und seine Kollegen in der AG eigentlich nicht mehr leisten. "Wir verweisen dann ans Forschungszentrum." Von einer "schönen Verzahnung" spricht Walter Kinkelin. Und Uwe Klein hat den Begriff der "sympathischen Synergie" für die Zusammenarbeit von OHG und JFZ geprägt.

Ein Beispiel dieser "sympathischen Synergie" sind Dana Tran (16) und Wolfgang Köbele (18). Ihre Anfänge lagen in der AG. Es folgte der fließende Übergang ans Jugendforschungszentrum. Nach dem Landessieg schafften sie es in diesem Jahr zum Bundeswettbewerb. Dort bekamen sie einen Sonderpreis und vertreten nun vom 1. bis 6. September dieses Jahres Deutschland auf dem "Stockholm Junior Water Prize 2013". In Englisch werden sie dort ihr Projekt über die Entwicklung eines Sensors zur Ermittlung der optimalen Waschleistung von Waschmaschinen vorstellen. Und hier schließt sich der Kreis: Der international erfahrene Wissenschaftler und Professor Uwe Klein hilft den Schülern derzeit beim Übersetzen ihrer schriftlichen Präsentation. Aber auch die Projektvorstellung vor Ort hat in Englisch zu geschehen. "Das schaffen wir schon bis dahin", sagt Dana Tran. Und Uwe Klein fügt hinzu: "Nur gut, dass Sie in der AG sind". Die AG, das ist ebenfalls ein Klein’sches Projekt an dem Gymnasium: Chemieunterricht hält er da in englischer Sprache.

Das Forschen und die Arbeit mit jungen Menschen – das ist Uwe Kleins Leben. 1968 hat er selbst am Landeswettbewerb von Jugend forscht teilgenommen. Klein erinnert sich an das Labor, das er in der Küche seiner Mutter eingerichtet hatte. Schmunzelnd erzählt er von seinem Experiment mit Farbstoff – und der danach total gelb eingefärbten Küche. Oder auch von dem angesengten Spitzbart, als der Jungforscher Klein mit Elektrizität experimentiert hatte. Die Betreuung der jugendlichen Forscher sei für ihn ein Jungbrunnen, sagt Klein. Und so lange Schüler auch mit ihm gern zusammenarbeiten, will er auf jeden Fall weiter im Jugendforschungszentrum tätig sein. Schüler als Forscher – für ihn hat das einen besonderen Reiz. "Das ist mitreißend, begeisternd, befriedigend", erzählt er. Gerade die unkonventionelle Herangehensweise von Schülern an Forschungsprojekte gefällt ihm. "Die hinterfragen alles", sagt er. Unbedarft und unbekümmert machen sie sich ans Forschen – "und schaffen’s dabei immer wieder, mich zu überraschen". Kleins Lieblingsbeispiel: Aus Plastiktüten Diesel-Kraftstoff herstellen – dieser Projektvorschlag eines Schülers erschien Klein eigentlich mehrere Nummern zu groß. Doch die Schüler arbeiteten dran, akribisch, geduldig, kreativ: Mit Katzenstreu als Katalysator gelang schließlich der Durchbruch. Klein ist überzeugt: Katzenstreu – ein forschender Student kommt gar nicht erst auf solch eine Idee. Schüler dagegen schon.