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In der Nagolder Hauptstelle der Volksbank sind 49 Werke von "Pionieren der Pop Art" zu sehen

Pop Art ist "populär, nicht elitär, ist spontan, oberflächlich, frech, jung, witzig, provozierend und meistens von leuchtender Farbigkeit". Mit dieser Charakterisierung machte Kurator Walter Springer den Vernissage-Besuchern Lust aufs Umschauen.

Nagold. In der Nagolder Hauptstelle der Volksbank hängen derzeit 49 Werke dieses beliebten Kunststils, grafische Arbeiten wie Siebdrucke, Radierungen und Lithografien. Sie bilden die 55. Ausstellung der Reihe "Klassik und Moderne", wie Vorstandssprecher Jörg Stahl in seiner Eröffnungsrede erzählte. Der Titel: "Pioniere der Pop Art".

Erarbeitet hatte die Ausstellung Walter Springer, Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte an der Fachhochschule Reutlingen und Inhaber eines Büros für Kunstrecherchen in Tübingen, in Zusammenarbeit mit der Galerie am Dom in Wetzlar, die 39 der Arbeiten zur Verfügung stellte. Diese können nicht nur in der Bankfiliale betrachtet, sondern auch erworben werden. Die restlichen Ausstellungsstücke stammen aus dem Fundus der Volksbank.

Springer brachte den etwa 300 Vernissage-Besuchern den Kunststil Pop Art näher, erzählte von dessen Anfängen und seinen Charakteristika. Pop Art sei weniger ein einheitlicher Stil gewesen, so Springer, "als vielmehr ein überschwängliches Lebensgefühl einer ganzen Generation". Ihre Wurzeln lägen in den 1960er Jahren, zu Zeiten von Flower Power, sexueller Befreiung und Love and Peace.

"Es war die Zeit des Vietnamkriegs, den Morden an den Kennedys und Martin Luther King", erinnerte Springer. Pop Art sei für die damalige Jugend eine Form des Protestes gewesen. "Protest gegen die Konsumgesellschaft, Kapitalismus, Aufrüstung und Atombomben."

Keine Kunst für ein auserwähltes Publikum

Bis heute konnte die Pop Art bestehen. Das liege wohl daran, wie Springer ausführte, dass sie sich so nah am Alltag bewege. Die Motive stammen aus der Werbung, aus Comic-Heften und Schildern. In der Volksbank hängen derzeit beispielsweise Bilder von Suppendosen, von Pizza, von einer auffällig gekleideten Frau, von Dollarzeichen, von Schloss Neuschwanstein und auch einer nackten Frau mit einem Pandabären.

Auf anderen Werken sind Schriftzüge wie "America Whistles" zu lesen, wieder andere zeigen die Sterne oder die Skizze eines Blumenstraußes. Die Bandbreite der Pop Art scheint unglaublich groß, vielfältig, bunt und grenzenlos zu sein. Pop Art ist keine Kunst für "ein auserwähltes Publikum von Spezialisten und Kennern", erklärte Walter Springer, sondern für alle verständlich.

Pop Art habe nicht nur die Arbeiten nachfolgender Künstler beeinflusst, so der Kurator, sondern auch in andere Bereiche hineingewirkt, sei es Werbung, Graphik, Mode oder Design.

Viele Künstler dieser Stilrichtung haben sich einen Namen gemacht. So dürfte Andy Warhol vielen ein Begriff sein. Auch Arbeiten von ihm zieren derzeit die Volksbank-Wände. Ebenso werden Werke des kürzlich verstorbenen Mel Ramos gezeigt, "der die Pin-Ups aus der Schmuddelecke der Spinde und Autowerkstätten herausgeholt und sie museumstauglich gemacht hat", so Springer. Insgesamt sind mehr als zehn Künstler in "Pioniere der Pop Art" vertreten.

Beispielhaft griff Springer die "schillernde Figur" Andy Warhol heraus. Er sei als erster Künstler in den Rang eines Superstars aufgestiegen. Geboren wurde er jedoch als Sohn armer tschechoslowakischer Einwanderer 1928 in Pittsburgh.

Nach dem Motto "alles ist schön" habe er "die banalsten Motive in glitzernde Oberflächen" verwandelt. Selbst eine Pistole, die ihn lebensgefährlich verletzt habe, bannte Warhol auf eine großformatige Leinwand, berichtete Springer.

Andy Warhols Mutter signierte seine Bilder

Seine Bilder habe Warhol oft nicht selbst signiert, sondern von seiner Mutter signieren lassen, weil sie eine schönere Handschrift gehabt habe, wie Springer erzählte. "Hinter berühmten Künstlernamen", so der Kunstexperte, "verbergen sich oft seltsame Lebensgeschichten."

"Pioniere der Pop Art" kann noch bis 20. November zu den Geschäftszeiten der Volksbank besichtigt werden. Die Werke finden sich sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss der Nagolder Hauptstelle.