Dejan Micic (Mitte) ist neuer Wirtschaftsförderer der Stadt Horb. Er wird Nachfolger von Axel Blochwitz, der in Ruhestand geht. Oberbürgermeister Peter Rosenberger (links) und Bürgermeister Ralph Zimmermann stellten Micic vor. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Der Nagolder Dejan Micic (28) ist neuer Wirtschaftsförderer in Horb

"Der Junge kann das!" So warb Marian Schreier im Stuttgarter OB-Wahlkampf. Dieses Motto gilt jetzt auch für Horb: Dejan Micic wurde am Freitag an seinem 28. Geburtstag als neuer Wirtschaftsförderer der Stadt Horb vorgestellt. Er kommt aus Nagold-Emmingen.

Horb /Nagold. Das rollende "R" seiner serbischen Herkunft kann Micic nicht ganz verbergen, als er sagt: "Die Aufgabe in Horb – das ist genau das, was ich wollte!"

Aus mehr als 20 Bewerbungen haben das Rathaus und die Auswahlkommission aus Vertretern des Gemeinderats zehn Bewerber eingeladen und den jungen Mann aus Nagold-Emmingen ausgewählt. "Mit einer großen Mehrheit", wie Horbs OB Peter Rosenberger betont.

Und welche Rolle spielte dabei die Frage, ob "der Junge das kann"? Bisher war Axel Blochwitz Wirtschaftsförderer – Schlossbesitzer von Mühringen, Netzwerker, Schiff am Bodensee. Im März geht Blochwitz in den Ruhestand.

Micic dagegen trägt beim Pressegespräch keine Rolex. Keine Krawatte. Unter der Manschette blitzt ein rotes Lederarmband hervor, davor schmückt das Gelenk ein Armband mit den Bildern von Heiligen und Jesus auf gelben Steinen.

Rosenberger sagt: "Uns als Verwaltung und auch dem Gemeinderat war es wichtig, dass wir uns bei der Suche breit positionieren. Die Grundsatzfrage war: Nehmen wir jemand gestandenen, der schneller loslegen kann oder jemand jungen, der frischen Wind bringt? Der Gemeinderat hat auch auf den Impuls gesetzt, darauf, frischen Wind zu setzen. Mit Thomas Kreidler, der Horb wie seine Westentasche kennt, und Martin Scherer haben wir so eine ideale Kombination!"

Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann ergänzt: "Mit dem Spirit, den Dejan Micic mitbringt, konnte er uns alle überzeugen, dass man auf dieses Pferd setzen kann. Wir sind auf einem guten Weg mit ihm!"

Und "der Junge" sagt: "Es ist mutig von der Stadt. Ich bin dankbar, dass man mich hier annimmt!"

Doch was hat Micic drauf? Er berichtet: "Ich habe mein Abitur auf dem Otto-Hahn-Gymnasium gemacht. Danach den Bachelor in ›Steuern und Prüfungswesen‹ an der SRH in Calw. Dann war ich Trainee bei Rödl und Partner in Stuttgart – bei der internationalen Kanzlei für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung hab ich das Wort ›rödeln‹ neu gelernt. Danach habe ich mich mit einer eigenen Unternehmensberatung selbstständig gemacht!"

Egal, ob Gastronomen ihr Konzept "ausrollten" (Zitat Micic), Handwerker ihren Betrieb in eine Kapitalgesellschaft überführen wollten, Start-Ups wuchsen oder Mittelständler mit einem hohen Exportanteil die ideale Aufstellung auch im Ausland finden wollten – Micic hat die ideale Konstellation für das "Business Development" gesucht.

OB Rosenberger sagt: "Und genau diese Impulse erhoffen wir uns auch vom neuen Wirtschaftsförderer. Mit seinem Ansatz, kleinste Start-Ups beim Aufbau zu begleiten, aber auch komplexe Zusammenhänge und Wirtschaftsräume über die Kommune hinaus zu denken, haben wir sicherlich den idealen dritten Mann im Zusammenspiel zwischen Stadtmarketing, City-Marketing und Wirtschaftsförderung ausgesucht. Die Drei sind die Speerspitze, um die Stadt voranzubringen."

Doch wie kam "der Junge" überhaupt dazu, sich in Horb zu bewerben?

Micic erzählt: "Nach der Gründung meiner Unternehmensberatung bin ich gerannt wie verrückt. Sehr viel Autofahrten, Telefonate und Auslandsreisen – da hab ich mir 150 Prozent abverlangt. Ich hätte so weitermachen können, aber das wäre auf Dauer für mich zu sehr an meine Lebensqualität gegangen. Ende 2019 habe ich dann reduziert. Weil ich immer nach Veranstaltungen in Horb gucke, habe ich dann die Stellenanzeige für den Wirtschaftsförderer gesehen. Ich traute meinen Augen kaum – das war genau die Aufgabe, die ich gesucht habe. Das passt wie die Faust aufs Auge!"

Warum? Micic: "Horb hat Potenzial, ein gutes Team und sehr gute Netzwerke, viele verschiedene Aspekte. Hier wird es nicht langweilig werden. Mit der Hochbrücke und dem KV-Terminal ergeben sich Riesen-Chancen für bestehende Unternehmen und Neuankömmlinge!" Und auch die Arbeit mit "kleinen Kunden" liegt ihm am Herzen.

Micic, der am 4. Januar seinen ersten Arbeitstag hatte: "Mich hat Frau Streibig von der Tanzschule angerufen. Die hat hart zu knabbern, weil durch die Corona-Krise sie von ihren 135 nur noch 72 Schüler hat. Immerhin konnte ich ihr mit meinen bescheidenen Mitteln helfen, indem ich ihr die Leitlinien für Hilfen des Staates näher bringen konnte. Ginger Streibig ist Unternehmerin wie andere auch – und solche Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Kultur wie ihre Ballettschule sind wichtig für die Stadt!"

Und jetzt brennt er darauf, endlich richtig loszulegen und rauszugehen, statt immer nur Aktenstudium und Gespräche mit Scherer und Blochwitz.

Micic erklärt: "Ich freue mich schon, die Unternehmer von Horb persönlich kennenzulernen. Online find ich das nicht so gut – es kann einfach den persönlichen Kontakt und Eindruck nicht ersetzen."