Wenigstens das ist geblieben: Mutmacher-Plakate am OHG.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Abitur: Schulleiter und Schüler berichten von einem gelungenen Prüfungsstart – doch es fehlt etwas

Die Abiturprüfungen stehen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Neben den schwierigen Lernumständen müssen die Abiturienten auf Studienfahrten, Abschlussreisen und Partys verzichten. Doch die Schüler scheinen tapfer mit der Situation umzugehen.

"Es ist kein ›Jammer-Jahrgang‹", sagt Ulrich Hamann, Schulleiter am Otto-Hahn-Gymnasium, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Schüler würden sich entspannt und tapfer verhalten – auch wenn die Bedingungen alles andere als optimal seien. "Sie lassen sich trotzdem nicht unterkriegen", staunt Hamann.

Doch der Schulleiter macht auch auf die vielen Einschränkungen aufmerksam, die die Pandemie mit sich bringt: Von abgesagten Studienfahrten bis zu Abschlussfeiern – diesen Verlust "spürt man schon", so Hamann. Die Schüler würden darunter zwar nicht leiden, aber ihnen fehle etwas: "Sie sind traurig, dass es das nicht gibt."

Dem Jahrgang fehle deshalb ein gewisses Gemeinschaftsgefühl. "Das große Wir-Gefühl bleibt aus", sagt Hamann. Dieser Verlust sei gar größer als der des Lernstoffes. Die Politik würde sich zwar Gedanken über Lernlücken machen, "aber es entstehen auch emotionale und persönliche Lücken." Diesen müsse man ebenso Beachtung schenken, betont der Schulleiter. Und dennoch: Hamann lobt, wie gut seine Abiturienten mit der Situation umgehen und bewundert deren "Energie". Die Schüler würden die Prüfungen trotz der schwierigen Umstände "sehr fokussiert und konzentriert" angehen. Dass sei auch das Ergebnis des erfolgreichen Unterrichts: "Die Schüler sind objektiv und subjektiv gut vorbereitet", meint Hamann. Insgesamt seien die diesjährigen Abiturienten demnach nicht schlechter gestellt als andere Jahrgänge, so der Schulleiter. Einen Mangel gebe es dennoch: Gerade in den Grundkursen, in denen keine Prüfung geschrieben wird, sei der Fernunterricht für schwächere Schüler "definitiv ein Problem".

Am Dienstag dieser Woche ist mit dem Fach Deutsch der Startschuss für die diesjährigen Abiturprüfungen erfolgt. Hamann berichtete von einem reibungslosen Start am OHG. Die Durchführung sei relativ einfach gewesen, da seine Schule von Anfang an mit kleinen Gruppen geplant habe. Die 37 Schüler aus den beiden Deutschkursen wurden auf vier Klassenräume aufgeteilt – zwei davon mit getesteten Schülern, zwei ohne. Die Testbereitschaft schätzt Hamann auf rund 60 Prozent ein.

"Die Stimmung ist sehr gut"

Insgesamt nehmen am OHG in diesem Jahr 91 Schüler an den Abiturprüfungen teil. Die Zahl ist damit etwas geringer als in den Vorjahren – allerdings hat dies laut Hamann nichts mit der Pandemie zu tun.

Von Seiten der Schüler habe es keinen Gegenwind gegen die Durchführung der Prüfungen gegeben, berichtet der Schulleiter: "Die Stimmung ist sehr gut." Auch das Verhalten der Schüler nach den Prüfungen bereitet Hamann nun keine Kopfschmerzen mehr. Seine Befürchtung hätten sich nach der Deutschprüfung nicht bewahrheitet – es habe lediglich ein Austausch in kleinen Gruppen unter Einhaltung der Abstandsregeln stattgefunden.

Ähnlich positiv berichten zwei Schulleiterinnen des Kreisberufschulzentrums über den Prüfungsstart: An der Annemarie-Lindner-Schule habe "alles hervorragend geklappt", zeigt sich Schulleiterin Ilona-Maria Cwik-Lorz zufrieden. Es handle sich dennoch um eine große organisatorische Herausforderung, sagt sie. Bereits am Montag wurden alle Schüler auf das Coronavirus getestet – nur zwei verzichteten. Diese wurden aufgrund des fehlenden Testergebnisses getrennt von den anderen in einem separaten Klassenzimmer untergebracht. Als weitere Vorsichtsmaßnahme hat die Schule die Abiturienten bereits zwei Wochen vor der ersten Prüfung in den Fernunterricht geschickt – eine "selbst auferlegte Quarantäne", wie es Cwik-Lorz nennt.

Insgesamt nehmen an der Annemarie-Lindner-Schule in diesem Jahr 34 Schüler an den Abiturprüfungen teil – verhältnismäßig wenig, sagt Cwik-Lorz. Der Grund: Einige ihrer Schüler hätten die Schule während und auch wegen der Corona-Pandemie frühzeitig verlassen. Die Vorbereitung auf die Prüfung sei trotz allem reibungslos verlaufen, betonte die Schulleiterin: "Die Schüler arbeiten sehr gut im Fernunterricht." Insbesondere die guten Schüler kämen hervorragend zurecht – allerdings werde dadurch die Schere zu den schwächeren immer größer, meint Cwik-Lorz.

An der Kaufmännischen Schule verlief der erste Prüfungstag durchaus übersichtlich: Von den insgesamt 29 Abiturienten mussten nur sechs an der Deutschprüfung teilnehmen. Die Hygienevorschriften konnten demnach gut eingehalten werden. Getestet wurde allerdings niemand: "Die Abiturienten haben sich gegen die Tests ausgesprochen", erklärt Schulleiterin Anja Breitling. Die Stimmung bei den Schülern schätzte sie als sehr positiv ein: "Sie sind froh, dass es jetzt losgeht." Zwar habe man am Dienstagmorgen eine gewisse Anspannung gespürt, allerdings sei diese nach Beginn der Prüfung schnell wieder verflogen. Auch an der Rolf-Benz-Schule sind die Abiturprüfungen in vollem Gange. 83 Abiturienten nehmen an den diesjährigen Prüfungen teil.

"Ich bin froh, dass es jetzt weg ist"

Und was sagen die Schüler über die bisher größte Prüfung ihres Lebens? "Die Vorbereitung war etwas schwierig", meint einer der Abiturienten des Otto-Hahn-Gymnasiums. Bei der Deutschprüfung habe eine "gute Atmosphäre" geherrscht, erzählt er. Die Aufgaben seien "nicht zu schwer" und dementsprechend machbar gewesen. Er zeigt sich erleichtert, dass die Prüfung trotz Corona stattfinden konnte: "Ich bin froh, dass es jetzt weg ist", betont er.

Ein Mitschüler bezeichnet das Abitur unter Pandemiebedingungen als "große Umstellung." Allerdings habe er die Prüfung auch mit Maske als nicht anstrengender empfunden. Die Deutschprüfung sei auch für ihn "machbar" gewesen. Die Vorbereitung sei zwar "nicht ohne" gewesen, allerdings habe man zuhause auch viel mehr Zeit zum Lernen gehabt. Auch er ist froh darüber, dass die Prüfungen stattfinden können. Eine Absage wäre für ihn zwar eine Erleichterung gewesen – allerdings nur kurzzeitig, betont er. Seine Klassenstufe wolle schließlich nicht als der "Corona-Jahrgang" abgestempelt werden. Er lobt die "sehr gute Organisation" am OHG: Alles sei gut geregelt gewesen. Man habe auf die Schüler geachtet und es ihnen "so einfach wie möglich" gemacht.