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Liederzauber: Großes Verbandstreffen auf der Hohennagold. "Wettsingen" mit Gänsehaut-Momenten.

Nagold - Es hatte etwas – im positivem Sinne – von dem berühmtem Sängerkrieg auf der Wartburg: das Chorfest des Chorverbandes Kniebis Nagold, das am Wochenende die Besucher auf die Nagolder Burg lockte. Dort, wo ganz sicher zur Hochzeit des Herrschaftssitzes Hohennagold ebenfalls ab und an die Minnesänger des Mittelalters um die Wette intonierten, gaben sich die Chöre der Region im Zusammenwirken mit der Musikschule Nagold ein Stelldichein.

Dabei litt der Veranstaltungs-Samstag allerdings zumindest von den erwarteten Zuschauermengen her ein wenig unter dem alles andere als positiven Wetterbericht. "Es gab viele, die angerufen haben, weil sie Regen und Gewitter erwartet haben", erzählt Klaus Fischer vom Liederkranz Emmingen, dessen Chor die Organisation des Events übernommen hatte.

Der Liederkranz hatte im vergangenem Jahr auf der Hohennagold bereits eine eigene Chor-Hocketse veranstaltet, die damals rund 300 bis 400 Gäste auf den Nagolder Schlossberg lockte. Fischer und sein engagiertes Organisation-Team kennen also die Bedingungen, unter denen eine solche Groß-Veranstaltung an diesem ganz besonderen Ort stattfinden kann.

Und die, die sich von den lebhaften Wetter-Kapriolen am Samstag davon abhalten ließen, doch zu Fuß oder mit dem eingesetzten Taxi-Shuttle die so romantisch gelegene Burg zu erklimmen, verpassten etwas ganz Besonderes: Erstens regnete es nur eine Handvoll Regentropfen an diesem Nachmittag und Abend hier oben. Und zweitens gab es bereits Musik-Genuss vom allerfeinsten, der den Sängerkriegern von einst sicher in nichts nachstand.

Zahlreiche Chorauftritte füllen Abend

Den Auftakt machten während des "Frauennachmittags" die Damen des Frauenchors Egenhausen und des Liederkranzes Haiterbach, bevor dann nach dem gemeinsamen Singen für jedermann es auch tatsächlich zu einem kleinen "Wettsingen" mit echten Gänsehaut-Momenten kam.

So legten die Damen des Vokal-Ensembles "Tonart Nagold" mit Auszügen aus ihrem weltlichen Programm vor, das bereits so herrliche Momente bot, dass sich selbst die dunklen Wolken am Himmel verziehen mussten und sich immer öfter die Sonne zeigte. Wovon das nachfolgende Acapella-Männer-Gesangs-Quartett "Hearts4" (gesprochen "Hartz Vier", weil die vier jungen Studenten nach eigener Aussage eben "arme Sängerpoeten" seien) unglaublich eindrucksvoll profitieren sollte.

Mitten in den schönsten Sonnenuntergang hinein intonierten die perfekt aufeinander abgestimmten zwei Tenöre und zwei Bass-Stimmen ihre zum Teil sehr frechen, zum Teil einfach nur komplett romantischen Lieder in Manier eines Barber-Shop-Quartetts. Wäre es ein echter Sänger-Wettstreit an diesem einmaligen Ort gewesen, die vier jungen Männer aus Würzbach hätten ihn ganz sicher für sich entscheiden können.

Am gestrigen Sonntag wurde der Liederzauber dann mit zahlreichen weiteren Chorauftritten fortgesetzt. Höhepunkt an diesem Tag: Die von Chören der Region gemeinsam mit der Musikschule Nagold einstudierten Auszüge aus der Mozart-Oper "Zauberflöte"; bei diesmal von Anfang an allerbestem Wetter, quasi Kaiserwetter auf der alten Grafenburg.

So dass es eigentlich kein Zweifel geben dürfte, dass diese ganz außergewöhnliche Veranstaltung an diesem geradezu magischen Ort künftig, wie vom ausführenden Liederkranz Emmingen geplant, alle zwei Jahre auf der Hohennagold stattfinden wird.