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Um Flüchtlinge in Arbeit zu bringen, rücken die Verantwortlichen im Kreis Calw zusammen

Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren ist kein ganz einfaches Unterfangen. Im Nordschwarzwald hat man aber eine Methode entwickelt, die sogar bundesweit Vorbildcharakter hat.

Nagold. Vor gut einem Jahr ist das "Kompetenz-Team Asyl und Flucht für Unternehmen", kurz KAFU, angetreten, um es Unternehmen einfacher zu machen, Flüchtlinge als Arbeitskräfte an Bord ihres Unternehmens zu holen. Ausgehend von der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, den Jobcentern der Kreise Calw und Freudenstadt sowie den beiden Landratsämtern Calw und Freudenstadt hat sich ein weit gespanntes Netzwerk gebildet, um auf der einen Seite bei der Integration der Flüchtlinge zu helfen und auf der anderen Seite den Unternehmen dringend benötigte Arbeitskräfte zu verschaffen. Partner dieses Netzwerks sind neben den bereits genannten die Kreishandwerkerschaft, der Diakonie-Kreisverband, die IHK Nordschwarzwald, Volkshochschule und andere Bildungsträger, Kommunen, die Arbeitskreise Asyl, das IQ Netzwerk sowie natürlich die Arbeitgeber. Als weitere Netzwerkpartner sieht man bei der Arbeitsagentur auch die zwölf Integrationsmanager, die im Landkreis Calw angestellt werden sollen.

"Mit dieser Idee waren wir die ersten in ganz Baden-Württemberg", so Martina Lehmann, Chefin der Arbeitsagentur, bei einem Gespräch aus Anlass des ersten Geburtstags von KAFU. Und mit dieser Idee hat man weit über Baden-Württemberg für Aufsehen gesorgt. Lehmann: "Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg sieht uns als ›Best Practice-Beispiel‹ für ganz Deutschland."

Ein Beispiel, das nicht nur Schule macht, sondern auch wirklich Erfolg hat. Inzwischen haben mehr als 900 Flüchtlinge eine Beratung bei KAFU in Anspruch genommen, darunter gut 190 mit Deutschkenntnissen. Auf der anderen Seite haben sich mehr als 260 Arbeitgeber gefunden, die bereit sind, Flüchtlinge einzustellen. "Pro Monat melden sich 50 Arbeitgeber und suchen bei der KAFU Unterstützung und Beratung", berichtet Boussif Ajouaou, einer der Arbeitsvermittler bei der KAFU. "Insgesamt hatten wir 766 Arbeitgeberberatungen. In mehr als 100 Fällen haben wir Betriebe und Flüchtlinge zusammengebracht", berichtet der Vermittler und schildert als Beispiel den Fall von zwei Afghanen. "Zuerst hat das Unternehmen die beiden kennengelernt, dann durften sie drei Tage arbeiten und einen zweitägigen Sprachkurs besuchen", erinnert sich Ajouaou. "Zunächst arbeiten sie als Helfer und nächstes Jahr bekommen sie einen Ausbildungsplatz. Noch schneller ging es unter Vermittlung der KAFU bei einem 28-jährigen Nigerianer. Den hatte man in einen Hilfsjob bei einem Handwerksbetrieb vermittelt. "Nach vier Monaten hatte er einen Ausbildungsplatz."

Ganz egal welche Fragen jemand zu diesem Themenkomplex hat, ganz egal, wer dieser Jemand ist – ob Unternehmer, Bildungsträger, Kommune oder Flüchtling: "Wir koordinieren alle Anfragen", so Ajouaou. "Alle Wege führen zum KAFU", ergänzt er mit einem Lächeln.

So hat man zum Beispiel eine Einrichtung im Netzwerk, die überprüft, ob die Flüchtlinge die Kompetenzen, die sie behaupten zu haben, auch wirklich besitzen. "Das Berufsförderungswerk (BfW) in Schömberg macht solche Arbeitserprobungen, um diese Fragen zu klären", berichtet Andrea Zayak von Pro.Di, einem Tochterunternehmen des BfW.

Martina Lehmann ist sehr zufrieden mit der Entwicklung, die KAFU im vergangenen Jahr genommen hat. "Besonders für die Unternehmen lohnt es sich immer, bei uns anzurufen." Allerdings weiß sie genau um das Erfolgsrezept und ruft alle Partner auf, das weiter zu beherzigen: "Wir sind nur erfolgreich, wenn wir zusammenarbeiten."

Für Norbert Weiser, als Sozialdezernent im Landratsamt für Flüchtlingsfragen zuständig, eine Selbstverständlichkeit und Alltag: "Kreis, die Jobcenter und die Arbeitsagentur rücken ohnehin immer weiter zusammen."