Nagold - Halbzeit beim Nagolder Bürgertheater: Am Donnerstag ging bereits die sechste der insgesamt zwölf Vorstellungen über die Bühne. Zeit für eine Zwischenbilanz.

"Man merkt auf jeden Fall, dass sich die Schauspieler und die Abläufe jetzt eingespielt haben", berichtet Sylvia Kadner, Co-Regisseurin des Bürgertheaters. Und die Abläufe haben es in sich: Die ersten Schauspieler müssen vor einer Vorstellung schon um 16 Uhr in die Maske, verrät Kadner. Während des Stücks wechseln nicht nur die Spielorte, sondern viele Schauspieler müssen auch ihre Rollen und damit ihre Kostüme wechseln und dann rechtzeitig für ihren Einsatz auf der Bühne stehen.

Hinter der Bühne wird sich für die zweite Hälfte der Vorstellungen einiges verändern. Kadner übernimmt die Koordinierung der Schauspieler hinter der Bühne. Regisseurin Isolde Alber darf vor die Bühne und sich das Stück von dort anschauen. "Das hat den Vorteil, dass sie den Schauspielern dann nach den Aufführungen Feedback geben kann", erklärt Kadner. Allerdings muss Alber auch die Technik übernehmen. Unterstützt wird sie dabei von Linus Kadner der beispielsweise den Positionsscheinwerfer bedienen wird.

Das Feedback, welches das Ensemble des Bürgertheaters vom Publikum bekommt, sei bisher durchweg positiv gewesen, sagt die Co-Regisseurin. "Einige Zuschauer sind auch schon zweimal dagewesen." Nur die Vorstellung am vergangenen Sonntag sei etwas mau gewesen. Während der Partie Deutschland – Mexiko haben nur wenige Zuschauer den Weg zum Bürgertheater gefunden. "Für die Vorstellung am Samstag haben wir aber schon jetzt 120 Karten verkauft" – und das trotz des Fußballspiels gegen Schweden. "Wir sind sehr zufrieden damit wie es läuft", sagt Kadner.

Zufrieden ist man auch bei der Stadt Nagold. Für Kulturamtsleiter Philipp Baudouin ist "Romeo und Julia im Schwarzwald oder Der dreibeinige Hase" ein "sehr authentisches Stück", das sich sehr intensiv mit der Nagolder Geschichte auseinandersetze.

"Dann gibt es aber auch fiktive und auflockernde Elemente im Stück", so Baudouin. "Das finde ich sehr gelungen." Wenn man dann noch bedenke, dass sich das Ensemble aus Laien zusammensetze, müsse man einfach den Hut vor dieser Leistung ziehen.

Wie es nach dem diesjährigen Bürgertheater weitergehen soll, steht noch in den Sternen. Klar ist: Ein Nagolder Bürgertheater mit Isolde Alber wird es nicht mehr geben. "Es gibt momentan einige Ideen, die herumspuken", so Baudouin. Es soll wohl weiterhin ein Open-Air-Theater geben – eventuell mit professionellen Schauspielern. Außerdem gebe es Überlegungen, den Fluss stärker mit einzubinden, lässt Baudouin durchblicken: "Im Herbst werden wir uns zusammensetzen und uns darüber Gedanken machen."

Kommentar: Sehenswert

Von Heiko Hoffmann

Der Blumenswing, ein "neuer" Stadtpark, die renaturierte Waldach, ein Bolzplatz, neue Spielplätze, die Gaststätte Longwy, die Jugendkunstschule, die Kita im Riedbrunnen: Ab und an tut es gut, sich bewusst zu machen, welche Spuren die Landesgartenschau hinterlassen hat. Mächtige Spuren, die sechs Jahre nach dem Großereignis noch immer mit prallem Leben gefüllt sind.

Auch das Nagolder Bürgertheater ist solch ein prächtiges Projekt, das einst im Umfeld der Gartenschau geboren wurde. Wie Jung und Alt – allesamt Bürger der Region – derzeit wieder voller Inbrunst gemeinsam Theater spielen, das ist beeindruckend. Ein historisch verbürgter Stoff – in unzähligen Stunden einstudiert – von Bürgern, für Bürger. Die Hälfte der Aufführungen sind verstrichen. Sechs folgen noch. Prädikat: absolut sehenswert, das darf man nicht verpassen – nicht nur als Nagolder Bürger.