Nagolder Kinder übergaben ihre Spende für das Hospiz an Barbara Fischer und Bischof Gebhard Fürst. Foto: Alber/St. Elisabeth-Stiftung/Priestersbach

Festredner unterstreichen im ökumenischen Gottesdienst Bedeutung dieses Projekts für die ganze Region.

Kreis Calw/Nagold - Mit einem beeindruckenden ökumenischen Festgottesdienst in der katholischen Kirche St. Petrus und Paulus wurde am Wochenende das Nagolder Hospiz St. Michael offiziell eingeweiht. "Hospizarbeit ist gelebte Nächstenliebe", machte Bischof Gebhard Fürst deutlich, der das neu errichtete Haus im Nagolder Kernen anschließend segnete.

Als "Herberge für Sterbende" bezeichnete der Bischof aus Rottenburg das stationäre Hospiz unter Hinweis auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Und neudeutsch sprach er von "Palliative Care" – also der umfassenden Unterstützung auf dem letzten Wegstück des Lebens. In seinen Augen gehört es zudem zu den "menschlich anspruchsvollsten Aufgaben, Sterbenden Lebensqualität zu schenken". In seiner Predigt zeigte sich Gebhard Fürst überzeugt, dass Nagolder Hospiz "ein segensreicher Ort für Sterbende und ihre Angehörigen sein wird".

Von einem ganz besonderen Tag, der in die Stadt und die Region hinaus strahlt, hatte zuvor Dekan Holger Winterholer gesprochen. Wie der Dekan hinzufügte, erfüllte die Eröffnung des Hospizes vor allem auch die Katholiken mit Stolz, die für den Baugrund und die Anschubfinanzierung sorgten.

So hatte die katholische Kirchengemeinde dem neuen Betreiber von der St. Elisabeth-Stiftung per Erbpacht das Areal des früheren katholischen Gemeindezentrums St. Michael überlassen.

In den vergangenen Jahren, so Holger Winterholer, waren alle Beteiligten beseelt von der Idee des Nagolder Hospizes – "und es wurde viel Engagement eingesetzt, damit es gelingen kann". Vor diesem Hintergrund war es für den Dekan der Seelsorgeeinheit Oberes Nagoldtal schon ein "großes Zeichen", dass Bischof Gebhard Fürst die Predigt hielt und das Hospiz persönlich segnete.

Weitere Mitwirkenden an dem feierlichen Festgottesdienst waren der Evangelische Dekan Ralf Albrecht und Pastor Matthias Walter von der Evangelisch methodistischen Kirche Nagold. Für die beeindruckende musikalische Umrahmung sorgten der Remigius-Kammerchor Nagold unter der Leitung von Anna Kalmbach sowie Waltraud Götz an der Orgel.

Beeindruckt zeigte sich Peter Wittmann als Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung anschließend von der überwältigenden Teilnahme an diesem würdigen Festgottesdienst, an der die Verbundenheit zu diesem wichtigen Projekt deutlich werde. Zwar sei die Stiftung mit Sitz im oberschwäbischen Bad Waldsee katholisch geprägt, doch sei das Hospiz aus der christlichen Grundhaltung des Betreibers heraus für alle Menschen da. Gleichzeitig erinnerte Peter Wittmann in seinem Grußwort daran, dass viele Menschen in Nagold und der Umgebung "die Vision hatten, einen Ort für würdiges Sterben zu schaffen".

Wie sehr man diesen Tag herbeigesehnt habe, nachdem der Förderverein "Stationäres Hospiz Region Nagold" 2011 mit seiner Vision gestartet war, unterstrich Barbara Fischer. "Wir haben geworben, gekämpft und diskutiert, bis aus der Vision Realität wurde", rief die Vorsitzende des Fördervereins in Erinnerung. Doch habe es nach der Überlassung des "wunderbaren Grundstücks" viele Spenden und große Unterstützung aus der Politik, den Kommunen und Kirchen oder durch verschiedene Aktionen für das Hospiz-Projekt gegeben – und "alles war notwendig und führte zum großen Ganzen. Denn nun könnten hier Menschen selbstbestimmt und in würdiger Atmosphäre Abschied nehmen.

"Wir sind stolz darauf, dass die Kräfte in dieser Region die Kraft und den Mut hatten, dieses Hospiz zu realisieren", hob der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (MdB) hervor. Denn bei allem Klein-Klein der Tagespolitik dürfe man die elementaren Anliegen nicht vergessen – wie beispielsweise die humanitären Werte der Nächstenliebe. Sein Dank galt allen Mitwirkenden, die einen Beitrag zum Erfolg geleistet haben, wobei, so Hans-Joachim Fuchtel, die Kirchen "den Prozess wunderbar ökumenisch mitgestaltet haben".

Auf diesen Aspekt ging anschließend ebenfalls Oberbürgermeister Jürgen Großmann ein. So habe das Hospiz die Kirchen seit Jahren für die gemeinsame Sache zusammengeführt, der OB sprach von einer "großen ökumenischen Gemeinsamkeit", wie sie schon bei der Wachsenden Kirche in Nagold praktiziert wurde. Gleichzeitig betonte das Stadtoberhaupt, dass die stationäre und ambulante Hospizarbeit den "Anker der Menschlichkeit in unserer Stadt bilden". Den Hut zog er allerdings auch vor Barbara Fischer, "die eine Wucht der Begeisterung entfacht und das Projekt großartig angeschoben hat". Mit dem stationären Hospiz werde nun ein neues Kapitel im Geschichtsbuch der Stadt aufgeschlagen, so Großmann.

Als Vertreter des Landratsamtes wies Dezernatsleiter Norbert Weiser auf die Unterstützung der Landkreise Calw, Freudenstadt und Böblingen für das Hospiz hin. Hier werde deutlich, was aus Ehrenamt und persönlichem Einsatz entstehen kann, so Weiser. Mit Blick auf Standort und Architektur sei die Einrichtung ohnehin nicht zu toppen.

Nach dem Gottesdienst gab es Gelegenheit, das gelungene Gebäude zu besichtigen. Bischof Gebhard Fürst segnete die Räumlichkeiten, die er sich von Hospizleiterin Jutta Benz mit großem Interesse zeigen und erklären ließ. Architekt Michael Stikel überreichte Tobias Bär, dem Leiter Bereich Hospize der St. Elisabeth-Stiftung, den symbolischen Schlüssel. Schließlich trugen sich Bischof Fürst, seine geistlichen Kollegen und Barbara Fischer ins Goldene Buch der Stadt ein.