Foto: Schwarzwälder Bote

Firmenhonig: Leader Heckengäu unterstützt Projekt der Wildberger Imkerei Brenner² + Litmeier an drei Nagolder Standorten

Immer mehr Unternehmer erkennen, wie wichtig eine naturnahe Umgebung ist und lassen langfristig neue Lebensräume entstehen. So beteiligen sich auch in Nagold der Automobilzulieferer Wagon Automotive, die Digel AG und die Hochdorfer Kronenbrauerei am Erhalt der Artenvielfalt.

Nagold. Bereits im Jahr 2017 hatte der Wildberger Imker Peter Brenner die Idee, Unternehmen in der Umgebung ein naturnahes Gestalten der Firmengelände vorzuschlagen. Gemeinsam mit seinen beiden Enkelsöhnen Noah Brenner und Elia Litmeier habe er in den folgenden Jahren ein Projekt entwickelt und verfeinert. Das Projekt "Naturnahes Firmengelände" wurde dann von Leader Heckengäu mit einer 80-prozentigen Beteiligung bei der Erstausrüstung gefördert.

An vielen Orten gebe es laut Peter Brenner mittlerweile "riesengroße Gelände". Dort sollen allerdings keine heimischen Tiere ansiedeln können. Durch Blühstreifen könne dies jedoch geändert werden, und der Erhalt der Artenvielfalt gefördert werden.

Somit hatte er zehn Unternehmen aus der Region kontaktiert und mit dem Projekt vertraut gemacht. Angeschrieben habe er Unternehmen aus Nagold, Egenhausen, Wildberg, Deckenpfronn und Gechingen. Sieben davon hätten großes Interesse gezeigt. Durch die Corona-Pandemie müsse man jedoch noch abwarten.

Imkerei betreut das ganze Jahr über die angesiedelten Völker

Der Automobilzulieferer Wagon Automotive, die Digel AG und die Hochdorfer Kronenbrauerei gehen das Projekt bereits seit April an. Gemeinsam mit der Imkerei Brenner² + Litmeier wurden auf den jeweiligen Firmengeländen zwei Bienenvölker angesiedelt. Diese werden das ganze Jahr über von der Imkerei betreut. Dazu würden die wöchentliche Kontrolle, das Aufsetzen und Entnehmen der Waben, das Schleudern und Abfüllen des Honigs, wie auch die Pflege der Bienen gegen Milben gehören. Die vier ausstehenden und "stark interessierten" Unternehmen würden sich zu Beginn nächsten Jahres näher mit dem Projekt befassen.

Ziel des Projektes sei es laut Brenner, "zeitnah und mit einfachen Mitteln Firmengelände in naturnahe Oasen umzuwandeln. Geplant ist, dass so wieder mehr Lebensräume für Insekten, Bienen, Hummeln und Vögel entstehen können." Das Projekt sei deshalb von Bedeutung, da durch die Zersiedlung, die stets voranschreitet, viele Städte und Dörfer ihren ehemals naturnahen Charakter verloren hätten. Neben dem Ansiedeln der Bienenvölker bietet die Imkerei auch das Anlegen von Schautafeln, Blühstreifen, Insektenhotels und Sandarien an.

Katharina Haizmann, Geschäftsführerin der Hochdorfer Kronenbrauerei, meint, dass der Betrieb des Unternehmens bereits naturnah integriert sei. Es gebe sehr viel Wiesenfläche. Auf einer der Flächen habe man die Bienenvölker angesiedelt. Auf einer kleineren Fläche wurden zwei Bäume gepflanzt und auch ein Blühstreifen angelegt, zu dem die Bienen hinfliegen würden. Aufsteller und ein weiterer Blühstreifen seien künftig ebenfalls geplant.

Dadurch, dass das Firmengelände bereits sehr naturverbunden sei, konnte man sich sehr schnell auf die sehr naheliegende Zusammenarbeit mit der Imkerei einlassen. Auf dem Firmengelände der Brauerei gebe es bereits seit zwei Jahren fünf Hühner und einen Hahn, erzählt Haizmann. Der Betrieb sei – bis auf die LKWs – komplett CO2-neutral. Über das gesamte Gelände verteilt gebe es Bäume verschiedener Arten. Darunter laut Haizmann Kirsch-, Zwetschgen-, Mirabellen-, Ahorn-, und verschiedene Nussbäume. Einen eigenen Hopfengarten habe das Unternehmen ebenfalls.

Mit der eigenen Initiative "RegioKorn" bezieht die Hochdorfer Kronenbrauerei Braugerste und –weizen von regionalen Landwirten in der Nachbarschaft, und unterstützt diese dabei. Diese sollen einen vertraglich festgelegten Gerstenpreis bekommen. Im Gegenzug dürften die Landwirte weder Glyphosat noch Wachstumsregler einsetzen. Bei Zulieferungen entnehme man laut Haizmann regelmäßig Proben, um Transparenz zu gewährleisten. Auf den Gerstenfeldern der regionalen Landwirte wolle man nun ebenfalls Blühstreifen anlegen. Die dadurch und durch Lerchenfenster verlorenen Erträge werde die Brauerei durch den regulären Gerstenpreis ausgleichen. So könne man weitere Lebensräume für Insekten schaffen. Die Region sei laut Haizmann "wie ein Mosaik". "Wir leben und arbeiten hier. Da liegt uns das schon am Herzen", fügt sie an.

Auch die Firma Digel nimmt an dem Projekt teil. Es sei ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Biodiversität. "Hintergrund ist der naturverbundene, nachhaltige Gedanke der Firma Digel", meint Christina Prokein, Marketingmanagerin der Digel AG. Viele Pflanzen- und Tierarten sollen wieder Plätze erhalten, die ihren Lebensbedingungen entsprechen. Auch auf dem Gelände der Digel AG, das von der benachbarten Landschaftspflege Toriello GmbH gepflegt wird, wurden zwei Bienenvölker durch die Imkerei Brenner² + Litmeier angesiedelt. "Die Fläche für die Bienenstöcke wurde geebnet. Die angrenzende Wiese wurde umgegraben und Samen gesät. Es wird eine prächtige Blühwiese entstehen", so Prokein. Viele Dinge seien des Weiteren noch in Planung. Unter anderem das Anlegen von Sandarien und Infotafeln. Die Mitarbeiter sollen die Neuanschaffungen sehr begrüßen. "Wir wohnen hier sehr ländlich. Die Mitarbeiter sind sehr naturverbunden und begünstigen zuhause den Erhalt der Insekten durch Insektenhotels und Ähnliches", erklärt sie weiter. Außerdem habe die Digel AG sich auch schon mit anderen Projekten für Nachhaltigkeit eingesetzt. Wie beispielsweise mit der Gewinnung von Solarenergie auf den Firmendächern. "Das gibt uns allen ein gutes Gefühl", fügt Prokein an.

"Ganz einfach: Es hat gepasst. Wir wollten in der Richtung etwas machen"

Bei Wagon Automotive Nagold habe man ebenfalls vor Blühstreifen anzulegen. Man sei jedoch laut Susanne Majer, zuständig für Marketing, zeitlich etwas spät dran gewesen. Somit werde man sich im Herbst nochmals mit der Imkerei in Kontakt setzen. Erst dann könne man das Anlegen von Blühstreifen und weitere Dinge in Angriff nehmen. Die Entscheidung am Projekt teilzunehmen, sei nicht schwer gefallen. Zu einem Zeitpunkt, an dem man sich bei Wagon Automotive ohnehin schon mit Nachhaltigkeit und Naturnähe befasst hatte, kam das Schreiben von Peter Brenner, mit der Beschreibung des Projektes. "Ganz einfach: Es hat gepasst. Wir wollten in der Richtung etwas machen", sagt Majer. Dabei wusste allerdings noch niemand so genau, was getan werden könnte. Geschäftsführer Alexander Eick sei von der Idee sofort begeistert gewesen und habe direkt grünes Licht für die Teilnahme gegeben. Majer könne sich gut vorstellen, dass diese Teilnahme und das eventuelle Anlegen von Blühstreifen von der Belegschaft sehr positiv aufgenommen werden. Wichtig sei es für das Unternehmen, sich für Natur und Umwelt einzusetzen.

Die Bienen summen jedenfalls auf allen drei Firmengeländen. Den Honig, für dessen Abfüllung Noah Brenner zuständig sein soll, erhalten die Unternehmen im Sommer in kleinen Gläsern. Darauf soll das Logo der jeweiligen Firma zu sehen sein, wie auch ein Etikett, das auf das Projekt hinweist. Der firmeneigene Honig könne dann von den jeweiligen Unternehmen an Kunden und Mitarbeiter verschenkt, oder auch verkauft werden.