In nur fünf Jahren hat Peter Segula gemeinsam mit Ehefrau Rita das Unternehmen Bestform Solutions zu einem führenden Verpackungsdienstleister speziell für die Automobil-Industrie aufgebaut. Foto: Kuhnert

Innerhalb von fünf Jahren wächst Unternehmen in Iselshausen zum eindrucksvollen Dienstleister heran.

Nagold-Iselshausen - Oberbürgermeister Jürgen Großmann soll gesagt haben, als er dieser Tage die Firma Bestform Solutions im Nagolder Teilort Iselshausen besucht hatte: "Warum weiß ich nicht, dass es solch ein Unternehmen in unserer Stadt gibt!?" Und so geht es wohl den meisten Nagoldern.

Was den OB so in Erstaunen versetzte: In nur fünf Jahren ist der von Peter Segula gegründete Betrieb für Kunststoff-Tiefziehteile aus kleinsten Anfängen heraus zu einem renommierten Betrieb mit Top-Kunden vor allem aus der Automobil- und Maschinenbau-Industrie gereift. Produziert werden im Mehrschicht-Betrieb vor allem Ein- und Mehrwegverpackungen, die zum Beispiel in Transport und Logistik von Teilen in der Automobil-Fertigung zum Einsatz kommen. Aber auch Kofferraumwannen und -schalen entstehen in den ehemaligen Hallen der Mutz-Möbelfabrik, in die Peter Segula 2010 mit Ehefrau Rita und seiner ersten eigenen Tiefziehmaschine einzog. "Wer heute hier um die Ecke bei Wackenhut sich seine Kofferraumwanne für seinen E-Klasse-Mercedes kauft, bekommt ein Produkt, das hier bei uns in Iselshausen gefertigt wurde." Doch wer ahnte das bisher schon?

Knapp fünf Millionen Euro Umsatz habe man im vergangenem Jahr mit aktuell rund 20 Mitarbeitern gemacht. Und das erste Halbjahr dieses Jahres zeige, dass man den rasanten Wachstumskurs weiter fortsetzen werde. Das sei auch der Grund für Einladung und Besuch des Oberbürgermeisters gewesen, denn die bis dahin aufgebauten Fertigungs- und Lagerkapazitäten reichten bei weitem nicht mehr aus, die solide sprudelnden, oft langjährigen Liefer-Aufträge zu bewältigen. Gerade erst wurden weitere 800 Quadratmeter an Produktionshallen dazu gemietet, womit die genutzte Fläche auf über 2500 Quadratmeter anwuchs. Wie lange das reichen wird? "Wir werden sehen", noch gebe es auf dem ehemaligen Mutz-Areal Reserven.

Das Geheimnis von Peter Segula für den eindrucksvollen Erfolg seines Unternehmens: Es liegt in seiner Biografie begründet. Und in den interdisziplinären Erfahrungen und Kenntnissen, die er sich dabei im Bereich der Tiefziehfertigung von Kunststoffverpackungen aneignen konnte. Eigentlich ist Segula gelernter Schreiner, arbeitete im (Werkzeug-)Modellbau – unter anderem beim "Daimler" in Sindelfingen. So kam er in die Fertigung von Kunststoffteilen im Tiefziehverfahren, lernte dabei den Umgang mit den Maschinen in dieser Branche kennen. Bis hierhin war Peter Segula stets der Handwerker, der Techniker.

Aber dann hängte er ein BWL-Studium an seine Ausbildung dran, weil er, wie er erzählt, die Angebote für die Kunden für die von ihm entwickelten Tiefziehteile selber schreiben wollte. "Es gab da immer Reibungsverluste in den Unternehmen, für die ich gearbeitet habe – zwischen Entwicklung und Fertigung und eben den käufmännischen Abteilungen." Mit diesem kombinierten Knowhow war es dann nur eine Frage der Zeit, bis Peter Segula selbst in den Verkauf wechselte. In den Außendienst und die Kundenbetreuung – weil er beim Gespräch mit den Kunden mit seiner Erfahrung immer ganz genau wusste, wie sich dessen Wünsche und Bedürfnisse in optimierte Workflows (= Arbeitsabläufe) und Produkte umsetzen lassen würden.

Und genau das ist auch heute in seiner eigenen Firma das Alleinstellungsmerkmal, mit dem er in kürzester Zeit die Branche und den Wettbewerb ein klein wenig "auf den Kopf" gestellt hat. Und mitten in die Krise hinein nach den Crash-Jahren 2008/09 sein Unternehmen erfolgreich aufbauen konnte. "Es gibt Aufträge, die wir gewonnen haben, weil wir in zwei Tagen liefern konnten, wofür andere zwei Monate gebraucht hätten." Zwei Monate, in denen endlose Abstimmungsgespräche zwischen Kundenaußendienst, Werkzeugmodellbau, Kalkulation und Fertigung hätten stattfinden müssen. Bei Bestform Solutions musste Peter Segula lediglich den Anzug, den er morgens zum Besuch beim Kunden trug, mittags daheim in Iselshausen gegen den Blaumann tauschen. Denn der Modellbau ist hier immer noch Chefsache. "Die Kunden merken sich, wenn man gerade dann, wenn dieser besonderen Druck hat, ihm schnell und effizient eine funktionierende und verlässliche Lösung für seine Arbeit bieten kann." Und nirgendwo anders ist der Druck heute so hoch wie in der Zulieferbranche der Automobil-Industrie. Kein Wunder also, dass das extrem flinke und flexible Unternehmen Bestform Solutions aktuell praktisch für alle Automobilhersteller direkt oder über deren Zulieferer arbeitet.

Aber der Erfolg seines Unternehmens ist heute auch die größte Herausforderung, weiß Peter Segula: Die Abhängigkeit von seiner Person und seinem bisher einmaligen Knowhow. Genau deshalb arbeitet das Iselshausener Unternehmen seit Anfang dieses Jahres mit einem "großen internationalem Partner" zusammen, mit dem man gemeinsam das interdisziplinäre Wissen von Peter Segula auf weitere Mitarbeiter übertragen will. Während eines Urlaubs sei es bei ihm zu einem dramatischen medizinischen Notfall gekommen. Es ging noch einmal alles gut. Aber das Erlebnis habe ihm die Augen geöffnet. "Ich bin es meinen Mitarbeitern und meinen Kunden schuldig, diese Abhängigkeit des Unternehmenserfolgs allein von meiner Person zu reduzieren." Ohne aber dabei das einzigartige Leistungsprofil des Betriebs zu verlieren. Aber so wie es aussieht, wird Peter Segula auch diese nächste Etappe in der eindrucksvollen Wachstumsgeschichte seines Unternehmens souverän meistern.