Wahlen bei der Vertreterversammlung der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Vertreterversammlung der Volksbank HNR / OB: "Wir müssen bauen, bauen, bauen"

Die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg hat im Geschäftsjahr 2017 einen Betriebsgewinn von 3,077 Millionen Euro erwirtschaftet. Anteilseigner erhalten eine Dividende von drei Prozent.

Nagold. "Wir sind gut aufgestellt", erklärte Bankvorstand Jörg Stahl bei der Vertreterversammlung in der Stadthalle Nagold. Die Bilanzsumme stieg im Geschäftsjahr 2017 um 56,7 Millionen oder 2,6 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro. Kredite wurden in Höhe von 1,7 Milliarden Euro vergeben – darunter 371 Millionen Euro an Neukunden. Die Risikosituation ist laut Stahl "nach wie vor entspannt", man habe im abgelaufenen Jahr nur Wertberichtigungen von zwei Millionen Euro vornehmen müssen. Die Einlagen erhöhten sich um 107 Millionen oder 6,4 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Wertpapiergeschäft hat sich gut entwickelt

Weil man keine Zinsen mehr erhalte, sei die Nachfrage nach Wertpapier- und Immobilienfonds sowie Versicherungen gestiegen, erläuterte der Vorstandssprecher. Zum Aufbau einer breitgestreuten Vermögensstruktur käme für manche Anleger auch Gold infrage. Das Gesamtergebnis habe dazu geführt, dass acht Millionen Euro der Rücklage zugeführt werden konnten und die Eigenkapitalquote der Bank auf knapp 15 Prozent gestiegen sei.

Die Niedrigzinsphase macht auch der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg zu schaffen. Der Zinsüberschuss ist im letzten Jahr um rund drei Prozent zurückgegangen. Deshalb hat die Bank gehandelt und 2016 eine Tochtergesellschaft gegründet, die in Immobilien investiert – konkret in fünf Objekte mit einem Volumen von 25 Millionen Euro. Das Wertpapiergeschäft habe sich mit einem Zuwachs um acht Prozent sehr gut entwickelt, dafür die niedrigen Zinsen dem Bauspargeschäft geschadet. Der Verwaltungs- und Sachaufwand wurde im letzten Jahr weiter verringert. Die Personalkosten liegen auf Vorjahresniveau. Zurzeit sind 446 Mitarbeiter für die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg im Einsatz, darunter 42 Prozent in Teilzeit. Das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre und die Betriebszugehörigkeit 20 Jahre.

Dividende von drei Prozent

Für 2017 weist die Bank einen stabilen Bilanzgewinn von rund drei Millionen Euro aus. 500 000 Euro fließen in die gesetzliche-, 1,5 Millionen in die Ergebnisrücklage und 1,02 Millionen Euro werden an die Besitzer von Geschäftsanteilen ausgeschüttet. Mit der vom Vorstand und dem Aufsichtsrat vorgeschlagenen "im Vergleich zum aktuellen Zinstief sehr attraktiven" Dividende von drei Prozent waren alle Mitglieder der Vertreterversammlung einverstanden. An Steuern hat die Volksbank im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Euro abgeführt – davon rund zwei Millionen an Gewerbesteuer, die den Kommunen zugute kommen. In seinem Geschäftsbericht ging Stahl kurz auf das veränderte Verhalten der Volksbankkunden ein. Immer mehr würden das täglich rund um die Uhr verfügbare Online-Banking nutzen. Für ihn sei und bleibe das Fundament der Bank die persönliche genossenschaftliche Beratung.

Begrüßt wurden die Mitglieder in der Stadthalle vom Aufsichtsratsvorsitzenden Walter Seeger. Wirtschaftsprüfer Renè Heinrich vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband stellte der fusionierten Volksbank ein gutes Zeugnis aus. Oberbürgermeister Jürgen Großmann beantragte die – einstimmig erfolgte – Entlastung des Vorstands und Aufsichtsrats und nutzte die Gelegenheit zu kommunalpolitischen Perspektiven. Der Wirtschaftsraum Nagold sei hervorragend aufgestellt und "weil Stuttgart kein Wachstumspotenzial mehr hat" weiter auf dem Vormarsch. Oberstes Ziel der Kommune müsse es deshalb sein, Wohnraum zu schaffen. "Wir müssen bauen, bauen, bauen." Und die Bank würde man als Investor brauchen.

Für zehn Aufsichtsratsmitglieder endete die vierjährige Amtszeit. Gabriele Hagner, Brigitte Hoffmann und Walter Seeger haben die Altersgrenze erreicht und waren nicht mehr wählbar. Neu im Gremium ist Rechtsanwältin Uta Hammer aus Rottenburg. Wiedergewählt wurden von der Vertreterversammlung Ralf Benz (Nagold), Hagen Breitling (Nagold), Eberhard Kern (Herrenberg), Christl Resch (Herrenberg), Wolfgang Schäfer (Nagold), Rolf Schneider (Herrenberg) und Theo Steck (Neustetten-Wolfenhausen).

Die ausgeschiedenen Aufsichtsräte wurden vom Präsidenten des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, Roman Glaser geehrt.