Foto: Fritsch

Klimaschutz ist ein komplexes Thema. OB empfiehlt "etappenweises Vorgehen"´.

Eines macht die Diskussion um das Integrierte Klimaschutzkonzept in Nagold deutlich: Das Thema ist ein schwieriges Terrain und lässt sich nur schrittweise angehen.

Nagold. In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause einigte sich der Gemeinderat zunächst nur auf ein nicht bindendes Grundsatzvotum über die Leitlinien des Konzepts – trotzdem sprach Oberbürgermeister Jürgen Großmann nach dem einstimmigen Votum von einem "klaren Zwischenergebnis".

Knackpunkte waren jetzt vor allem die mögliche Einstellung eines Klimaschutzmanagers, wobei eine entsprechende Stelle über drei Jahre hinweg mit 65 Prozent aus Bundesmitteln gefördert wird. Geld müsste die Stadt ebenso für eine Zertifizierung nach dem European Energy Award in die Hand nehmen. "Aber das hilft, um am Ball zu bleiben", erklärte Jörg Scholtes von der Energie Baden-Württemberg bei der Projektpräsentation.

Das Problem beim Klimaschutz: Die städtischen Einrichtungen selbst verursachen nur 2,7 Prozent des Energieverbrauchs, der Rest entfällt auf die privaten Haushalte und das Gewerbe. Dennoch hält es Jörg Scholtes für realistisch, die Emissionen in Nagold bis zum Jahr 2030 um 34 Prozent zu senken.

Von einer anstrengenden Urlaubslektüre sprach Brigitte Loyal (Grüne) und zeigte sich überzeugt, dass das vorliegende Papier sein Geld wert war – auch weil es ein überlebenswichtiges Konzept sei. In ihren Augen ist es in Sachen Klimaschutz bereits fünf nach Zwölf und Brigitte Loyal betonte: "Wir müssen uns dringend auf den Weg machen und dürfen es nicht bei Lippenbekenntnissen belassen." So würde ein Drittel der baden-württembergischen Kommunen bereits einen Klimaschutzmanager beschäftigen, aber auch in der eea-Zertifizierung sieht sie ein hervorragendes Instrument.

Wolfgang Schäfer (CDU) hatte die Sommerferien ebenfalls genutzt und das 220 Seiten starke Klimaschutzkonzept durchgearbeitet. Er forderte, mit Augenmaß an die Umsetzung zu gehen – zumal die Stadt nur über begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten verfüge. In vielen Punkten sieht Wolfgang Schäfer "ein Programm für diejenigen mit grünem Gewissen und Geld". Zudem hat er den eine oder anderen Zielkonflikt ausgemacht: So sieht das Klimaschutzkonzept beispielsweise größere Abstände zwischen Gebäuden vor – die bislang aber mit Blick auf den Flächenverbrauch bewusst reduziert wurden. Das Konzept sei ein Papier mit vielen Anregungen. "Aber die Kosten-Nutzen-Relation muss stimmen", unterstrich Schäfer. Für die Freien Wähler machte Eberhard Haizmann deutlich, dass die Stadt in Sachen Klimaschutz Signale setzen und eine Vorreiterrolle einnehmen müsse.

Allerdings hat er ein Problem mit der Schaffung einer neuen Stelle und schlug vor, die Stelle des Umweltbeauftragten neu zuzuschneiden. Bärbel Reichert-Fehrenbacher (FDP) warnte davor, dass das Konzept zum Papiertiger werden könnte, um dann in der Schublade zu verschwinden. Sie regte eine Klausurtagung des Gemeinderats an, um dem komplexen Thema gerecht zu werden.

"Das ist ein komplexes Thema und da kann es keine Schnellschüsse geben", meinte der OB und kann sich ein etappenweises Vorgehen gut vorstellen. Konkrete Themen sollen dabei unter anderem die Bereiche Nahwärme und Photovoltaik bei der Lembergschul-Sanierung sein, doch auch die energetische Sanierung der Eisberghalle stehe auf der Agenda mit vorne – gleiches gelte für den Nagolder Badepark. Außerdem werde die Verwaltung eine Klausurtagung des Gemeinderats konzipieren, wo dann vor allem die Themen Klimaschutzmanager und eea-Zertifizierung genau beleuchtet werden sollen. Im Moment ließ es der OB deshalb offen, ob die Aufgabe eines Klimaschutzmanagers im Wege einer Neueinstellung oder durch Umstrukturierungen im Rathaus dargestellt werde.