Tiere gehören selbstverständlich zum Leben der Familie Zistler aus Vollmaringen mit (von rechts) Stefan (mit Kaninchen »Punkie«), Christoph, Silvia (mit Katze Jerry) und Michael Zistler (mit Hund »Charlie«) sowie Enno, einem Freund der Familie. Foto: Bernklau

Ausgesetzte Kaninchendame findet im "Zoo" der Familie Zistler ein schönes neues Zuhause.

Nagold/Horb - Es ist Winter. Irgendwo zwischen Nagold und Rohrdorf wird der Käfig gefunden. Darin finden sich sechs Zwergkaninchen und ein Zettel. In krakeliger Kinderschrift steht dort "Hallo habe kein Geld mehr für Essen kaufen. Bitte lieb sein."

Schnell ist den Findern klar: Die sechs Kaninchen – zwei Elterntiere und ihre vier Jungen – sind ein Fall für das Tierheim in Horb-Talheim. Ein Fall für Ruth Rieck. Immer wieder wird sie eingeschaltet, wenn es darum geht, sich um ausgesetzte und gefundene Tiere zu kümmern, ihnen ein Leben in Sicherheit und Zufriedenheit zu sichern.

Doch das Tierheim kann nicht immer nur Tiere aufnehmen. Das engagierte Team muss sich auch darum kümmern, dass die Hunde, Katzen, Nager und Vögel auch wieder ein schönes neues Zuhause bekommen.

Und da können die Tierfreunde seit Jahren auf die Mithilfe des Schwarzwälder Boten zählen. Immer wieder samstags sucht dort in der Rubrik "Ich suche ein neues Zuhause" ein Tier ein neues Herrchen oder Frauchen. Immer wieder sind auch Tiere aus dem Tierheim in Talheim dabei. Inzwischen kommen Menschen aus dem ganzen Kreis Calw in das einsam auf den Höhen über Horb gelegene Heim, um sich einen tierischen Freund nach Hause zu holen.

Halben Zoo in ihrem Haus

So auch die Familie Zistler aus Nagold-Vollmaringen. Zweifelsohne sind die Zistlers echte Tiernarren, besonders Mutter Silvia. Einen halben Zoo haben sie schon in ihrem Haus und dem großen Garten. Schäferhundmischling Charlie und Katze Jerry sind inzwischen unzertrennlich – und das obwohl Jerry das Kommando übernommen hat. Daneben sorgt auch noch Kaninchen "Schnuffel" für viel Leben im Haus. Die afrikanischen Achatschnecken sind da eher ruhigerer Natur. Früher konnten die Zistlers auch noch Fische und Weinbergschnecken ihr Eigen nennen.

Dabei ist es nicht nur die reine Tierliebe, die die Familie so viele Tiere beherbergen lässt. "Wenn Kinder mit Tieren leben, schult das das Verantwortungsbewusstsein und das Sozialverhalten", ist Vater Michael Zistler überzeugt. "Tiere sind einfach eine Bereicherung im Leben der Familie." Dass eine solche Familie wie die Zistlers die wöchentliche Rubrik im Schwarzwälder Boten und das Tierheim in Horb-Talheim gut kennt, liegt auf der Hand. Und so war es nur eine Frage der Zeit, dass sich die Wege der Zistlers und der sechs gefundenen Kaninchen kreuzen würden.

Im März dieses Jahres besucht Silvia Zistler zusammen mit einem ihrer Söhne das Heim. Da fällt ihnen ein Kaninchen mit einer auffälligen Frisur ins Auge. Es ist das Muttertier der gefundenen Kaninchenfamilie. "Sie sah so schön und witzig aus", erinnert sich Silvia Zistler. Sie schließen sie schnell in ihr Herz und nehmen es mit nach Hause. Wegen der auffälligen Kopfbehaarung ist der Name für die Kaninchendame schnell gefunden: "Punkie" heißt das neue Mitglied im "Zoo" der Familie Zistler. Die Sorgen, ob sich das einstmals ausgesetzte Tier unter so viel anderen Tieren und auch mit seinem Fast-Artgenossen "Schnuffel" zurechtfinden würde, erweisen sich nach einer Eingewöhnungsphase als vollkommen unbegründet.

Vor allem "Schnuffel" und "Punkie" sind inzwischen ein Herz und eine Seele. Jetzt im Sommer teilen sie sich ein großes Freilaufgehege im Garten der Zistlers in Vollmaringen. Oft kuscheln sie sich aneinander. "Sie schlecken sich sogar gegenseitig ab", erzählt Silvia Zistler ganz begeistert vom neuen Nagerduo.

Doch in ihrer Freude über ihre "Punkie" vergessen sie die Menschen nicht, die es überhaupt erst möglich gemacht haben, dass "Punkie" überlebt und ihren Weg zu ihnen gefunden hat: "Unser Dank gehört den Leuten vom Tierheim", betont Michael Zistler. "Deren Arbeit ist wirklich aller Ehren wert."