Ehrenamtliche Helfer sind für den Erfolg der Nagolder Vesperkirche unerlässlich. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Abschlusstag: Noch einmal ist die Vesperkirche in Nagold voll belegt / Zahl der Gäste liegt bei insgesamt 7000

Mit einem ökumenischen Gottesdienst begann der Abschlusstag der Vesperkirche. Noch einmal trafen sich rund 400 Gäste zu Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie vor allem zu freundlichen Begegnungen und zu einem regen Austausch.

Nagold. Keiner ist und isst gerne alleine. Bereits zum fünften Mal seit dem Beginn im Jahr 2014 öffnete die Nagolder Vesperkirche für zwei Wochen ihre Pforten. In dieser Zeit haben rund 7000 Gäste gemeinsam die Mittagszeit bei einem leckeren Essen miteinander verbracht. Die liebevoll und ansprechend gestalteten Tische mit Platz für rund 200 Personen an Zwölfertischen – wie beim Abendmahl – luden zum Verweilen und zu anregenden Gesprächen ein. Ein Angebot, das innerhalb der vergangenen zwei Wochen von bis zu 600 Personen täglich in Anspruch genommen wurde. Ohne Ansehen der Religion und der sozialen Schicht sowie unabhängig vom Alter waren alle willkommen und konnten mit einem Obulus von einem Euro hier in einem geschützten Rahmen und einer besonderen Atmosphäre eine warme Mahlzeit genießen, die von netten und engagierten Helfern mit einem Lächeln serviert wurde.

Diakon Bernd Schmelzle ist seit fünf Jahren innerhalb der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Nagold verantwortlich für die Durchführung der Vesperkirche, die neben den kulinarischen und gesellschaftlich verbindenden Elementen auch kulturelle Aspekte beleuchtet und mit Benefiz-Konzerten ein ergänzendes Programm veranstaltet.

Die steigenden Gästezahlen belegen den großen Zuspruch

Rückblickend auf die diesjährige Vesperkirche belegen wiederum steigende Gästezahlen den großen Zuspruch und auch den steigenden Erfolg des Angebotes, bei dem die Menschen in der evangelischen Stadtkirche inmitten der City aufeinandertreffen und aus Begegnungen auch Freundschaften entstehen.

In Zahlen lässt sich die 5. Vesperkirche so zusammenfassen: Rund 300 Helfer aus dem kirchlichen Bereich und aus Vereinen, aber auch darüber hinaus Engagierte kümmerten sich um Organisation, Auf- und Abbau, Getränkeausgabe, Essensservice und vieles mehr. Täglich kümmerte sich ein vierköpfiges Spülteam im Warter Hotel darum, dass das Geschirr wieder gespült wurde. Waren es im ersten Jahr bereits 4600 Gäste, so ist die Zahl mittlerweile auf 7000 angestiegen. Um das mit 50 000 Euro veranschlagte Projekt zu finanzieren, rechnen die Organisatoren mit der Hälfte an gesponserten Mitteln, der Rest wird über die Einnahmen für Essen und Getränke gedeckt. Dabei sind Spenden über den obligatorischen einen Euro hinaus vielfach Realität bei allen, die kommen und die Vesperkirche mit ihrem finanziellen Beitrag unterstützen.

Das Congress Hotel der Dekra in Wart hat auch in diesem Jahr wieder das Essen geliefert. Am Abschlusstag wurden die Gäste mit einer Blumenkohlsuppe und Wildragout mit Preiselbeeren, Wirsinggemüse sowie Serviettenknödeln verwöhnt. Wer es fleischlos wollte, dem servierten die Helfer Semmelknödel mit Waldpilzsauce.

Rund 40 Kuchen wurden täglich von Backfreunden aus Nagold und der Umgebung gespendet. Neu war in diesem Jahr das Angebot von Mirjana Novakovic, die in ihrem Salon "Miri – La Coiffeur" an Montagen kostenlos Haare geschnitten hat.

Auch die Seelsorger tragen zur guten Betreuung der Gäste bei

In diesem Jahr haben sich mehr Schüler und Flüchtlinge als ehrenamtliche Helfer an der Durchführung beteiligt. Eine Schulklasse der Annemarie-Lindner-Schule hat zum Beispiel an zwei Tagen in der Woche geholfen, die Gäste zu verwöhnen. Sie waren auch für den schönen Tischschmuck verantwortlich.

Dieter Köbele ist seit fünf Jahren beim Auf- und Abbau behilflich und hat in dieser Zeit viele Leute kennengelernt. Ihn fasziniert die Begegnung so vieler Menschen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten, unabhängig von religiösen Unterschieden genauso wie die Nachhaltigkeit der Vesperkirche, mit der ein Stück dörflicher Struktur in Nagold gepflegt wird. Roland Renz engagierte sich ebenfalls ehrenamtlich und hat Spaß daran beim Auf- und Abbau und als Getränkefahrer zu helfen, aber auch in anderen Bereichen, wo Unterstützung gebraucht wurde. Ottfried Schiller, einst in Nagold wohnhaft, lebt jetzt in der Nähe von Bremen und kam extra zur Vesperkirche für zwei Wochen in seine alte Heimat, um zu helfen.

Seites der Gäste waren nur positive Stimmen zu vernehmen, die die gute Betreuung, auch seitens der Seelsorger toll finden. Dieses Angebot wurde vor zwei Jahren eingeführt. Die Gäste machten davon regen Gebrauch, auch in Einzelgesprächen. Die Vesperkirche setzte Impulse und bietet jede Menge Anknüpfungspunkte für Begegnungen, aus denen freundschaftliche Beziehungen erwachsen.

Und wer nach dem Ende der Vesperkirche nicht bis zum nächsten Jahr auf ein warmes Mittagessen in netter Gesellschaft warten möchte, der ist eingeladen den jeden Mittwoch von 11.30 bis 13 Uhr stattfindenden Mittagstisch im Gümbelhaus, Leonhardstraße 5, zu besuchen.