Die evangelischen Gemeinden in Nagold müssen enger zusammenarbeiten. Foto: Fritsch

Evangelische Gemeinden der Stadt müssen enger zusammenrücken. Ziel ist, sich fit für Zukunft zu machen.

Nagold - Bei der Gemeindeversammlung der Nagolder Gesamtkirchengemeinde wurden Ideen und mögliche Strukturen für die zukünftige Gestalt der evangelischen Kirche in Nagold vorgestellt. Durchaus denkbar ist die Entwicklung zur "Einheitsgemeinde".

Die evangelische Kirche und ihre Gremien möchten die einzusparende halbe Pfarrstelle dazu nutzen, in Struktur, Pfarrämtern, Profil, Gremien und Gottesdiensten die Kirchengemeinde zukunftsorientiert aufzustellen.

Zu Beginn der Versammlung im Remigiusgemeindehaus, zu der mehr als 80 Personen erschienen waren, schilderte der Vorsitzende der Gesamtkirchengemeinde, Michael Ehrmann, die Notwendigkeit des Gesamtprozesses. Durch die im Kirchenbezirk und der Landessynode beschlossenen Umsetzungen des "Pfarr-Plans" hat Nagold eine halbe Pfarrstelle einzusparen und so die 50-Prozent-Krankenhauspfarrstelle zum Frühjahr 2016 zu integrieren. Diese Mehrarbeit im Bereich der Pfarrämter hat Auswirkungen auf alle Bereiche. In einer Pressemitteilung schreibt Dekan Ralf Albrecht dazu: "Es gilt, sich hier strukturell neu aufzustellen, um dies alles zu bewältigen und zugleich entscheidende Chancen darin zu erkennen: mehr Miteinander, mehr klare Entscheidungswege, mehr neuer Freiraum für konkretes missionarisches und diakonisches Handeln, mehr Berücksichtigung der Professionalisierung von Verwaltungsanforderungen."

Der kirchliche Verwaltungsstellenleiter aus Calw, Stefan Kirchner, stellte an dem Abend als mögliches Strukturmodell der Zukunft die "Einheitsgemeinde" vor. Sie biete zwar eventuell die Tendenz, langjährige Beheimatung von Gemeindegliedern in ihren Teilgemeinden nicht mehr so stark berücksichtigen zu können, habe ansonsten aber einiges für sich: schnelle Entscheidungswege, klare Erkennbarkeit von Kirche nach außen, mehr Miteinander, Möglichkeit der Profilentwicklung. So entstehe dann ein Kirchengemeinderat mit verschiedenen Ausschüssen.

Auf dem Weg zur Einheitsgemeinde soll und wird nichtsdestotrotz jeder Pfarrer zuerst für einen Gemeindebereich zuständig sein – das seitherige Stadtkirchenpfarramt für Kernen, Galgenberg, mittlerer und oberer Steinberg sowie die Nordstadt. Der Remigiuspfarrer für Bächlen, Lemberg sowie Lielach und einen Teil des Iselshäuser Tals. Und der Pfarrer von Iselshausen schwerpunktmäßig für den dortigen Ortskern – wegen dieser kleineren Parochie ist dann die Versorgung der Krankenhausseelsorge mit 50 Prozent ein zweites Standbein für Iselshausens Pfarrer.

Im Blick auf die Gottesdienste der Zukunft soll eine Konzentration erfolgen, ohne dass die Grundversorgung an den drei Kirchen irgendwie in Frage stünde. Sonntäglich Gottesdienst wird es in der Stadtkirche geben, an der Jakobuskirche (im wöchentlichen Wechsel von frühem und spätem Gottesdienstbeginn) sowie an der Remigiuskirche (im wöchentlichen Wechsel von früh und spät). Die Details sollen nun weiter ausgearbeitet werden. Auch ist beinahe jeden Sonntag der Krankenhausgottesdienst abzuhalten.

In reger Diskussion an Standwänden und im Plenum später kamen die unterschiedlichsten Rückmeldungen zum Zuge. Während manche von einem Prozess sprachen, der zu schnell gehe, zu wenig an der Öffentlichkeit ausgetragen werde und die Auflösung der Identitäten, besonders in Iselshausen, mit sich bringe, nahmen andere positiv Bezug auf die einheitskirchengemeindliche Orientierung, die im Bereich Gottesdienste, Jugendarbeit und vielem mehr neue gemeinsame Ziel- und Schwerpunktsetzungen ermögliche bei ansonsten weitgehender Beibehaltung der kirchlichen Heimat.

In den nächsten Tagen stehen nun Teil-Gemeinde-Versammlungen an, bevor dann endgültig in den Kirchengemeinderäten entschieden wird.