2700 Apotheken im Südwesten sind zu diesem Streik aufgerufen. Foto: AP

Medikamente gibt’s zwei Stunden lang nur über die Notfallklappe. Es geht vor allem ums Geld.

Nagold - Die Apotheker in Nagold machen heute Ernst: Sie streiken für mehrere Stunden. Über die Hintergründe sprachen wir mit Rolf-Dieter Schmid, Mitinhaber der Schmidschen und der Central Apotheke in Nagold.

Warum streiken Sie heute?

Hintergrund ist die geplante Erhöhung der Vergütung für die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu Lasten der Krankenkassen. Seit 2004 ist keine Anpassung erfolgt. Vorgeschlagen ist nun vom zuständigen Bundeswirtschaftsministerium eine Erhöhung um 25 Cent pro Packung. Das bedeutet in acht Jahren eine Erhöhung um drei Prozent. Das reicht bei weitem nicht aus, um die im selben Zeitraum gestiegenen Kosten – zum Beispiel stiegen die Tariflöhne um 18 Prozent – zu kompensieren.

Die momentan erbrachten hochwertigen Dienstleistungen der Apotheken wie eine sichere und hochwertige Arzneimittelversorgung vor allem auch in ländlichen Gebieten, ein flächendeckender Nacht- und Notdienst, 365 Tage rund um die Uhr persönliche Beratung, können unter diesen Bedingungen nicht aufrechterhalten werden.

Und Medikamente gibt’s nur über die Notfallklappe?

In der Zeit von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr wird nur über die Notfallklappe bedient. Jedes dringende Arzneimittel wird abgegeben. Entstehende Wartezeiten müssen in Kauf genommen werden. Damit wollen wir auf die Gefahr der Verschlechterung der Arzneimittelversorgung hinweisen. 2700 Apotheken im Südwesten sind zu diesem Streik aufgerufen. Wie hoch ist die Streikbereitschaft in Nagold?Alle Apotheken machen mit. Jeder ist sich bewusst, dass dieser Protest sein muss.

Was glauben Sie: Haben Ihre Kunden Verständnis für solche Aktionen?

Wir machen diese Aktion vor allem auch im Interesse der Patienten, die ein Anrecht auf eine funktionierende und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung haben. Daher glaube ich, dass wir auf sehr viel Verständnis stoßen werden. Wir Apotheken haben oft das Problem, dass hohe Arzneimittelpreise mit hohem Verdienst der Apotheken verbunden werden. Im Gespräch mit wartenden Patienten kann auch dargestellt werden, dass das Apothekenhonorar nur ein geringer Teil des Arzneimittelpreises ist.

Die Fragen stellte Roland Buckenmaier