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53-jährige Wirtschaftspädagogin tritt Nachfolge von Karin Ascher-Gollmar an der Kaufmännischen Schule Nagold an

Der neue Job – er beginnt für Anja Breitling gleich mit vielen, unerwarteten Herausforderungen. Mit Start des neuen Schuljahres hat Breitling die Leitung der Kaufmännischen Schule Nagold (KSN) übernommen. Mitten in der anhaltenden Corona-Krise. Als Nachfolgerin von Karin Ascher-Gollmar.

Nagold. Die hat die KSN stolze 21 Jahre geführt. Auch für Anja Breitling eine prägende Zeit, die seit 19 Jahren an der KSN unterrichtet und dabei hier "keine andere Schulleiterin erlebt" habe. Begonnen habe sie damals hier mit sechs Wochenstunden Unterricht. Die eigenen Kinder waren klein, erzählt die heute 53-jährige Wirtschaftspädagogin. "Ich habe mich von da aus langsam nach oben gearbeitet", immer mehr Unterricht und Verantwortung übernommen." Zuletzt als Leiterin der Abteilung Berufskolleg Fremdsprachen, Berufskolleg 1 und 2, des Wirtschaftsgymnasiums sowie der Qualitätsentwicklung an der KSN.

Die Bewerbung um die Nachfolge von Ascher-Gollmar habe sie sich sehr reiflich überlegt, berichtet Breitling. Die jüngste Tochter habe frisch für die eigene Ausbildung das Elternhaus verlassen, was Raum gegeben habe für eine weitere berufliche Veränderung. Wobei die Entscheidung für diesen nächsten Karriereschritt auch eine schwere Entscheidung gewesen sei: Sie unterrichte für ihr Leben gerne, weshalb es sehr schwer gefallen sei, sich nun von ihren bisherigen Klassen zu verabschieden. "Die schwierigste Aufgabe überhaupt" sei das gewesen. Ein kleiner Trost: Ganze vier Wochenstunden werde sie auch weiterhin als neue Schulleiterin im normalen Lehrbetrieb unterrichten dürfen.

Anja Breitling wuchs in Altensteig-Walddorf auf, besuchte das Christophorus-Gymnasium. Sie stamme aus einem Handwerker-Haushalt, der Vater war Gipser- und Malermeister. "Viele der schönen Fachwerkhäuser in der Nagolder Innenstadt tragen seine Handschrift." Sie selbst habe durch den VfL Nagold früh Bezüge zu Nagold gehabt, wo sie im Wintersport aktiv gewesen sei. Dort auch die ersten Erfahrungen in der Pädagogik sammeln durfte: "Mit 17 Jahren wurde ich dort Ski-Lehrerin, ab 20 dann war ich in der Ski-Lehrer-Ausbildung aktiv."

Beruflich startete Breitling aber mit einer Lehre als Bankkauffrau – in Stuttgart, "um von zuhause wegzukommen." Das anschließende BWL-Studium führte sie nach Mannheim und Heidelberg, wo sie die Wirtschaftspädagogik für sich entdeckte. Fürs Referendariat sei sie dann an die Handelslehranstalt nach Rastatt gewechselt – "ein sehr faszinierendes Haus". Später war die Eduard-Spranger-Schule, die Kaufmännische Schule im Kreis Freudenstadt, eine Station – bevor sie dann 2001 endgültig nach Nagold wechselte. Zurück in die Heimat gezogen habe sie "die Liebe": Ehemann Stefan Breitling arbeitet als Hausarzt in Egenhausen, wo die Familie heute auch lebt.

Sieht sich als Teil eines "Räderwerks"

Dass sie die Leitung der KSN mitten in der Corona-Krise übernommen habe – das sieht Anja Breitling vor allem als eine Herausforderung, die sie sehr gerne annehme: Sie laufe "zu echter Höchstform auf", wenn sie Abläufe organisieren, neue Lösungen "vorausschauend finden" und installieren dürfe. Sie sehe sich dabei gerne als Teil eines umfassenden, in sich greifenden "Räderwerks", eines Teams, eines ganzen Netzwerkes, das sie gerne mit "eigenen Impulsen" bereichere und voranzubringen versuche. Wobei die KSN da "ein sehr gut bestelltes Feld" sei: Lehrer, Eltern, Schüler und die Betriebe der Region arbeiteten traditionell sehr gut zusammen, der Landkreis als Schulträger agiere sehr "weitsichtig", zum Beispiel bei der technischen Ausstattung, etwa im Bereich Digitalisierung. So gebe es an der KSN gerade ganz aktuell eine von insgesamt zwölf Modell-Klassen des Landes Baden-Württemberg, die Tablet-basierten Unterricht umsetzten. Als Vorreiter für alle Schulen im Land.

"Sehr gutes Konzept fürs Homeschooling"

Insofern machen Anja Breitling die neuen Anforderungen im Schulbetrieb durch Corona wenig Sorgen. Es gebe "einen beruhigenden Rahmen" an der KSN, den Lehrbetrieb auch "unter allen Umständen", die die Pandemie noch mit sich bringen könnte, aufrechtzuerhalten. "Wir haben zum Beispiel ein sehr gutes Konzept fürs Homeschooling", seien "für alle Eventualitäten" gerüstet. Wobei Breitlings ausdrückliche Anerkennung dabei an das 48-köpfige Lehrerkollegium geht, das "extrem flexibel" etwa auf solche "Störungen des Lehrbetriebs" wie durch Corona reagiere und stets Bereitschaft mitbringe, auch neue, notwendige Wege an der Schule zu gehen.