Andre Lux veröffentlicht sein zweites Comic-Buch "Egon Forever! rettet die Welt." Foto: Müller

Zweites Comicbuch heißt "Egon Forever! rettet die Welt". Übersetzung ins Englische.

Nagold/Wildberg - 1994: Andre Lux ist der Klassenkasper in der Realschule in Wildberg. Schule langweilt ihn, deswegen malt er in seinen Collegeblock Strichmännchen. Lux erschuf Egon, der später den Nachnamen Forever erhält und stellvertretend für ein ganzes Universum aus Strichmännchen steht.

2018: 24 Jahre später hat sich im Prinzip nicht viel geändert. Lux ist mittlerweile 35 Jahre alt, ist nach Stuttgart gezogen, arbeitet als Heim- und Jugenderzieher an einer Schule und malt nebenher immer noch seine simplen Strichmännchen auf Karopapier. Nur die Form, in der er die Comics vertreibt, sind mittlerweile bei weitem professioneller geworden, die Inhalte scharfsinniger. Während er damals auf der Realschule die Blätter mit seinen Zeichnungen zusammentackerte und an seine Mitschüler für 30 Pfennig verkaufte, hält er heute ein gebundenes Comic-Buch in den Händen, das es in Buchläden und im Internet zu kaufen gibt. "Egon Forever! rettet die Welt", heißt sein zweites Comicbuch, das im Ventil Verlag erscheint.

Das Buch ist im Endeffekt eine Sammlung aller Comics, die Lux in den vergangenen zwei Jahren im Internet veröffentlicht hat: "Das ist eine Art Greatest Hits". Die Comics sind kurz und pointiert. Oft nur ein Bild, sehr selten mehr als sechs – mehr braucht es für den gebürtigen Wildberger nicht, um die Aussage oder den Witz auf den Punkt zu bringen.

Egon Forever, ist der Name eigentlich nur einer einzigen Figur in Lux’ Strichmännchen-Universum. Egon ist das Männchen ohne Merkmale – ohne Haare, ohne Bart und tritt in Begleitung von Franco auf. Alle anderen Strichmännchen sind an sich wie du und ich: Sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Mit ihnen übt Lux auf eine scharfsinnige Weise Gesellschaftskritik, hinterfragt Alltägliches, nimmt etwa Redewendungen viel zu ernst, veräppelt die Popkultur (zu der er übrigens sich und Egon Forever dazuzählt) und bedient sich vor allem einer großen Portion Ironie. Doch an sich lässt sich sein Humor nicht in eine Ecke stellen. "Ich lass mich da nicht einschränken", so Lux: Manchmal sind die Pointen schräg, unangepasst, manchmal verblüffend "und manchmal einfach nur bescheuert".

Lux punktet nicht mit großer Zeichenkunst, sondern setzt in seinen Comics auf Inhalt. Auch wenn die Strichmännchen rein vom Zeichentalent nichts großartig aufwändiges an sich haben, ist diese Zeichentechnik seine Kunstform, um seine Botschaften und Witze zu verbildlichen. Denn die Konversationen, die Inhalte der Comics haben es meist in sich. "Denn auch ein Gag muss anspruchsvoll sein", findet der Cartoonist.

Die Themen wie auch der Humor, die Lux in seinen Comics wiedergibt, gingen schon immer in dieselbe Richtung. Geprägt wurde der Wildberger, der in der Punkszene groß geworden ist, von Videospielen und Comics wie Alf, von Serien wie den Simpsons und eben auch von der Gesellschaft im Nordschwarzwald. Denn Egon und die Strichmännchen reden wie Andre Lux – ein umgangssprachliches Hybrid aus Hochdeutsch und schwäbisch: Hier mal ein "des", da mal ein "isch". Der 35-Jährige mag das Aufgesetzte, Gestelzte nicht. "So wie in den meisten Comics redet doch keiner."

Was früher der Pausenhof war, ist heute das Internet. Damals wie heute malt Lux auf Karopapier, scannt die Bilder ein und lädt sie hoch: In den 2000ern auf Myspace, heute auf Facebook, Twitter und Instagram. "Ich hab das halt einfach weiter gemacht und geschaut, was ich daraus machen kann", so Lux. Er ist ein beharrlicher Typ und ein Macher. Das zeigt schon die Tatsache, dass er seit 24 Jahren an Egon Forever! festhält und so nach und nach immer bekannter macht. 10.000 Menschen folgen Egon Forever! auf Facebook, viele aus Süddeutschland oder den großen deutschen Städten. Lux Strichmännchen erschienen zudem regelmäßig in dem früheren Musikmagazin Intro und auch im Satiremagazin Titanic. Lux hält Lesungen, druckt T-Shirts, Aufkleber und Taschen zu seinen Comics selbst.

Nun wagte Egon Forever! den Sprung nach Amerika. Dafür fertigte Lux ein Comicheft im amerikanischen Format an, übersetzte einige Comics, die eben auch auf Englisch Sinn machen und klapperte in Amerika einige Comicläden ab. "Das ist die einzige Form der Überzeugung, die klappt", so Lux. Die Resonanz sei gut gewesen und keiner hätte nur daran gedacht seinen einfachen Zeichenstil zu hinterfragen. Schließlich werde er hierzulande oft mit "des kann i au" konfrontiert. Diese vergessen jedoch, dass hinter Egon Forever! mehr als nur Strichmännchen stecke, meint Lux.

Lux, der früher in verschiedenen Punkrockbands gespielt hat, transportierte quasi den Punk auf Karopapier. In der US-Ausgabe wurden die Sprechblasen einfach mit dem englischen Text überlegt, oft korrigiert Lux Texte sichtbar mit Tipp-Ex. Beim Zeichnen folgt der 35-Jährige dem Prinzip des Punkrock, was vielleicht auch der Kern seiner Kunst ist. "Ich male nie etwas mehr als einmal", gibt er zu. Bewusst! "Das ist wie bei Punkmusik. Alles in einer Aufnahme. Das ist das Rohe, mein Stilmittel."

Andre Lux’ Strichmännchen unterhalten nicht nur auf Papier oder im Internet: Am Samstag, 17. November, hält der Wahlstuttgarter eine Comic-Lesung im "Superjuju" in Stuttgart. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt ist gegen Spende.