Die Substanz ist bereits wieder hergestellt. Der älteste württembergische Schmalspurwagen, der bis in die 1940-er Jahre auf der Altensteigerle-Strecke seinen Dienst tat, soll in neuem Glanz auf der "Öchsle"-Strecke fahren. Foto: Gerhard Baum

"Öchsle"-Bahnverein renoviert ältesten württembergischen Schmalspurwagen. Sein Schicksal schien besiegelt.

Nagold/Ochsenhausen - Ein originales Stück des "Altensteigerle", der historischen Schmalspurbahn von Nagold nach Altensteig, feiert bald seine Wiederauferstehung.

Der älteste erhaltene württembergische Schmalspurwagen "KBi 21 Stg" wird derzeit vom Öchsle-Schmalspurbahnverein aufwendig restauriert und dann zwischen Warthausen und Ochsenhausen unterwegs sein.

"Noch im Lauf des Jahres kann man dieses einmalige Stück Eisenbahngeschichte wieder im Betrieb erleben", freut sich "Öchsle"-Geschäftsführer Andreas Albinger. Nach einer wechselhaften Geschichte wird der besondere Wagen damit in Oberschwaben seine Heimat finden. Er war 1891 von der Maschinenfabrik Esslingen für die erste königlich-württembergische Schmalspurbahn zwischen Nagold und Altensteig geliefert worden. Bis in die 1940-er Jahre blieb er dort im Dienst. Die Strecke wurde 1967 stillgelegt und abgebaut.

Der Wagen selbst fand bis 1965 zwischen Mosbach und Mudau im Odenwald Verwendung. Danach schien sein Schicksal besiegelt: Ausgemustert diente er einem Imker als Lager. Zehn Jahr später erlebte er aber seine erste Wiedergeburt. Eisenbahnfreunde der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) entdeckten den historischen Schatz und restaurierten ihn für die Jagsttal-Museumsbahn.

Nachdem der Betrieb dort eingestellt worden war, kam der Wagen 1997 zum "Öchsle" und wurde vom Schmalspurbahnverein erworben. Dessen Mitglieder haben in verschiedenen Etappen zunächst das Fahrwerk weiter hergerichtet. Seit Herbst 2012 wurden die Arbeiten fortgesetzt. Insbesondere das sanierungsbedürftige Dach und der sonstige Aufbau waren seither an der Reihe. Zudem mussten Kupplungen, Elektrik und Heizung an den Öchsle-Standard angepasst werden.

Ansonsten legten die Eisenbahnfreunde großen Wert darauf, den ursprünglichen historischen Zustand des Wagens wieder herzustellen. Teile der Inneneinrichtung mussten dafür nachgebaut werden. Auch die seltene Besonderheit, die der Wagen mit seinen zwei Sitzbänken im Freien aufweist, wurde wieder hergestellt. Von dieser Bauvariante waren insgesamt nur zwei Exemplare angefertigt worden.

Die Restaurierungsarbeiten sollen im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden, wie Geschäftsführer Albinger hofft. Der historische Wagen wird dann, wie der 2012 vorgestellte offene Sommerwagen, stets zum "Öchsle"-Erscheinungsbild gehören und die Freizeitattraktivität der Museumsbahn weiter erhöhen. Mit dem Bähnle fahren jährlich bis zu 40 000 Personen.