Die "Alte Post" ist seit über 300 Jahren Nagolds "erste Adresse". Foto: Kunert

Personalnot in Gastronomie-Branche hat Schließung des Gourmet-Restaurants zur Folge.

Nagold - Die "Alte Post" in Nagold hat ihren Michelin-Stern mit sofortiger Wirkung zurückgegeben. Bittere Konsequenz aus der aktuellen Personalnot in der Gastronomie-Branche – nicht zuletzt für Chefkoch Stefan Beiter. Bereits seit Juni hat das Gourmet-Restaurant im Haus geschlossen.

"Für uns sind die Personalprobleme in der ›Alten Post‹ kurzfristig nicht mehr lösbar", berichtet dazu ein sichtlich enttäuschter Hans Nock, Sprecher der Eigentümergemeinschaft, die hinter den beiden Restaurants unter Nagolds traditionsreicher Vorzeige-Adresse steht. "Daher mussten wir uns bereits im Frühsommer entscheiden: Das Gourmet-Restaurant im Obergeschoss oder das Bistro ›Luz‹ im Erdgeschoss – eines von beiden mussten wir schließen."

Bistro "Luz" bleibt mit einem zusätzlichen Ruhetag geöffnet

Sowohl die eigentliche Küchenmannschaft unter dem langjährigen Sterne-Koch Stefan Beiter, als auch die Service-Crew mit Gastgeberin Marina Hentsch an der Spitze seien zuletzt chronisch unterbesetzt gewesen. Der Markt für gut ausgebildete und zuverlässige Arbeitskräfte sei einfach wie leer gefegt, und die Konkurrenz um die Besten in diesem Segment mit der regionalen Nähe zur "Sterne-Hauptstadt" Baiersbronn einfach zu groß. "Dem mussten wir Tribut zollen."

Konsequenz: Das Gourmet-Restaurant im ersten Stock der "Alten Post" wurde für das Tagesgeschäft geschlossen. Allerdings könne es für individuelle Anlässe oder Feiern im Bankett-Geschäft weiterhin gebucht werden, wo denn auch die Spitzen-Kochkunst von Maître Beiter weiter auf oberstem Niveau verfügbar bleibt. Das neue Konzept folgt damit vergleichbaren Häusern wie zum Beispiel dem "Talblick" in Wildberg der Gebrüder Weitbrecht, die – ebenfalls ohne Stern – auf Nachfrage der Gäste und gegen Vorbestellung Spitzen-Küche auf hohem Niveau für ihre Gäste anbieten.

Das Bistro "Luz" im Erdgeschoss der "Alten Post" mit seiner beliebten Terrasse zum Vorstadtplatz hin bietet dagegen aber auch weiterhin neben seinem täglich wechselnden Mittagstisch auch die gewohnte kreativ-bodenständige Speisekarte an – ebenfalls mit Beiter als Chefkoch. "Es hat sich gezeigt, dass das Bistro insgesamt näher an unserem heimischen Publikum dran ist."

Geöffnet ist das "Luz" wie gewohnt immer am Mittag und am Abend – mit einer Ausnahme: zum bisherigen Ruhetag Montag wurde auch der Sonntag als weiterer Ruhetag dazugenommen, um so noch einmal "Druck" vom "auf absoluter Hochleistung" arbeitenden Personal-Team zu nehmen.

Für die "Alte Post", immerhin seit über 300 Jahren Nagolds "erste Adresse" in der Gastronomie, insgesamt eine erneut aber sehr bittere Entwicklung, wie Nock unumwunden eingesteht. Die rund 50 Eigentümer der Gastronomie in diesem wohl markantesten und wahrscheinlich auch meist fotografierten Gebäude der Stadt seien "mit sehr viel Idealismus" angetreten, das einmalige Haus und das kulinarische Angebot zu erhalten und auch in eine positive Zukunft zu führen.

Erst jüngst wurde das Areal mit dem Gebäude der "Alten Post" von der Stadt Nagold (nachträglich) ins aktuelle Sanierungsgebiet "Innenstadt Ost" mit aufgenommen, um gegebenenfalls externe Fördermöglichkeiten für eventuell anstehende Sanierungsarbeiten an dem unter Denkmalschutz stehendem Gebäude zu schaffen. "Wir machen uns natürlich immer Gedanken dazu, wie wir dieses tolle und einmalige Haus mittel- und langfristig erhalten können", kommentiert dazu Hans Nock, was immer wieder auch Investitionen in die Gebäudesubstanz erfordere. Das sei schon eine "kontinuierliche Aufgabe", die durch die aktuelle Personalnot in der Gastronomie "ja nicht einfacher werde".