Ulrich Jautz, Professor und Rektor der Hochschule PforzheimFoto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Akademie der Hochschule Pforzheim zieht in VHS-Gebäude ein / Gemeinderat gibt Förderung frei

Ergänzend zum Kreis Calw, der künftig das Weiterbildungsangebot der Hochschule Pforzheim in Nagold mit jährlich 30 000 Euro unterstützen wird, hat auch der Nagolder Gemeinderat auf seiner jüngsten Sitzung eine Förderung in gleicher Höhe freigegeben.

Nagold. Das berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm "Innovations-Management", das von der Hochschule Pforzheim entwickelt und von deren "Akademie der Hochschule Pforzheim gGmbH" (AHP) angeboten und durchgeführt wird, war zum ersten Mal im Wintersemester 2016 angeboten worden. Die Anschubfinanzierung kam dabei, wie Ulrich Jautz, Professor und Rektor der Hochschule Pforzheim, dem Gemeinderat erläuterte, vom Land Baden-Württemberg – und sei bereits Ende 2018, wie in solchen Fällen üblich, ausgelaufen.

Ziel ist mindestens zwölf Teilnehmer pro Modul

Eigentlich, so Jautz’ Erläuterungen, müsse Weiterbildung "komplett Gebühren finanziert sein". So kostet etwa die Buchung eines Moduls aus dem Angebot der AHP in Nagold, wie aus der Sitzungsunterlage hervorgeht, 1200 Euro. Ziel sei es, pro Jahr so für die aktuell von 20 Professoren (aus drei Fakultäten) der Hochschule Pforzheim für die AHP insgesamt 20 angebotenen Module jeweils mindestens zwölf Teilnehmer zu gewinnen – was für das Programm "den Break Even", also die Kostendeckung, bedeuten würde.

Von diesem Ziel sei man, so Jautz, im fünften Jahr des Angebots allerdings noch sehr entfernt. "In der kurzen Zeit schafft das niemand, kostendeckend zu arbeiten." Weshalb viele solche – erfolgreichen Angebote – vom Markt wieder verschwinden würden, weil es keine Anschlussfinanzierung gebe.

Deshalb das persönliche Werben des Rektors erst vor dem Calwer Kreistag, dann jetzt im Nagolder Gemeinderat um eine Übernahme der Förderung – um das berufsbegleitende Weiterbildungsangebot der AHP in Nagold nicht nur fortzusetzen, sondern sogar konsequent ausbauen zu können. "Wir wollen über die Region hinaus strahlen", so Jautz, also Teilnehmer nicht nur aus dem Nordschwarzwald, sondern weit darüber hinaus anwerben. Die Vision dazu: "Wir wollen das führende Weiterbildungsangebot werden" – landesweit, vielleicht auch bundesweit – "am Standort Nagold".

Tatsächlich sei die geographische Herkunft der Teilnehmer am Nagolder Weiterbildungs-Programm zu Beginn naturgemäß stark auf den Raum Nordschwarzwald begrenzt gewesen. Mittlerweile aber zeige sich, dass man auch eine überregionale Bekanntheit erreicht habe. Vor allem, so erläuterte Jautz auf eine Nachfrage von Stadtrat Daniel Steinrode (SPD) zur Abgrenzung der AHP zu ähnlichen Weiterbildungs-Angeboten anderer Anbieter wie etwa der IHK, weil man den Absolventen für Teilnahme und Abschluss eben wirklich echte Hochschul-Zertifikate ausstellen könne. "Die genießen" bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern "eine sehr gute Reputation".

Entsprechend kämen mittlerweile die Teilnehmer der AHP-Weiterbildung auch aus dem Raum Stuttgart und Karlsruhe, sowie immer häufiger sogar auch aus anderen Bundesländern. Möglich sei das, weil der überwiegende Teil der Modulinhalte quasi als Fernunterricht über das Internet – also die Website der AHP – durchgeführt würden. Allerdings gehöre auch immer ein "Präsenzteil" von einigen Tagen dazu, der vor Ort hier in Nagold besucht werden müsse. "Aufgrund der Qualität der Weiterbildung und dem guten Ruf der Hochschule Pforzheim", so der Wortlaut der Sitzungsunterlage dazu, seien die Teilnehmer dazu bereit, selbst von Oldenburg (in Niedersachsen) oder auch Berlin für diese Präsenzphasen bis nach Nagold zu fahren.

Was Jautz dabei vor allem sichtlich stolz macht: Neben den bedeutsamen Unternehmen aus dem Landkreis Calw, wie der Friedrich Boysen GmbH & Co. KG – derzeit auch wichtigster Sponsor und Förderer der AHP mit einer jährlichen Finanzierungszusage von (weiteren) 100 000 Euro –, der Häfele GmbH & Co KG oder der Veyhl GmbH, kämen die Teilnehmer des Programms mittlerweile von circa 50 verschiedenen Unternehmen bundesweit. Namenhaft seien dabei unter anderem Trumpf, Daimler, Porsche, Meyle & Müller und Witzenmann. Auch hier, so Jautz, sei es die "Strahlkraft" der Hochschule Pforzheim als Bildungsgeber, mit der die Unternehmen sich ihrerseits im Kampf um die besten Köpfe sehr gut profilieren könnten.

"Wir arbeiten beide in Erwachsenenbildung"

Was insgesamt der Attraktivität des Bildungsstandorts Nagold zu Gute komme. Daher würde zukünftig eine Kooperation zwischen der Hochschule Pforzheim und der Volkshochschule Oberes Nagoldtal angestrebt, wofür die Stadt Nagold der AHP eigene Räumlichkeiten in ihrem VHS-Gebäude in der Bahnhofstraße 41 zur Verfügung stellt. Bereits für den 14. Oktober sei dafür die offizielle Einweihungsfeier – mit einem Festakt in der benachbarten Alten Seminarturnhalle – geplant.

"Wir arbeiten beide in Erwachsenenbildung", so Jautz auf Nachfrage von Stadträtin Rose Hauenstein (Grüne), ob damit nicht "die VHS an den Rand gedrängt" würde. Und man habe "die Auslastung gemeinsam exakt durchgerechnet". Allerdings, da war sich Jautz auch mit Oberbürgermeister Jürgen Großmann einig, "wenn die Nachfrage explodiert" nach den Angeboten der AHP, würde man eine neue Lösung finden müssen. Bis dahin aber gelte, dass das Angebot von AHP und VHS unter einem Dach "eine sehr gute Symbiose werden" könne, gerade im Bereich der digitalisierten Bildungs-Angebote.

(ahk). "Die Frage kommt immer wieder", so Ulrich Jautz, Rektor der Hochschule Pforzheim: Wie sind Verhältnis und Abgrenzung der Akademie an der Hochschule Pforzheim gGmbH (AHP) mit ihrem Standort in Nagold gegenüber dem "Campus Schwarzwald" in Freudenstadt definiert?

Die Erläuterungen in der Sitzungsvorlage des Nagolder Gemeinderats dazu: Die AHP "steht für interdisziplinäre, berufsbegleitende akademische Weiterbildung und ist bei Zertifikaten/DAS offen für DQR 6 (Meister, Fachwirte, Techniker) – ›Stufe für Stufe bis zum Master‹."

Der Campus Schwarzwald in Freudenstadt stünde dagegen – mit seiner grundsätzlichen Kooperation mit der Universität Stuttgart – "für universitäre, forschungs- und technikorientierte Masterprogramme und arbeitet" allein "in der berufsbegleitenden Weiterbildung exklusiv mit der Hochschule Pforzheim zusammen, wobei die Teilnehmer beim SSE (Smart System Engineering) auch Module in Nagold besuchen müssen". Unternehmen, beziehungsweise deren Mitarbeiter, könnten gemäß des bestehenden Kooperationsvertrags die Weiterbildungsprogramme am Campus Schwarzwald über die Hochschule Pforzheim / AHP Nagold buchen. Umgekehrt vermarkte der Campus Schwarzwald das AHP-Weiterbildungsprogramm "Innovations-Management" und habe dafür auch bereits Teilnehmer in das Programm nach Nagold entsendet. Damit sei man, so Jautz, "keine Konkurrenten, sondern komplementäre Partner, die sich ergänzen".