Sanierung käme zu teuer. Kreiselbau in der Calwer Straße. Anker-Beach öffnet auch in diesem Jahr.
Nagold. Die Kernstadt bildete in dieser Woche den Abschluss im Reigen der Bürgerversammlungen, mit denen die Stadtverwaltung über aktuelle Themen informierte und sich den Fragen der Bürger stellte. Die Resonanz im Kubus blieb mit 60 anwesenden Bürgern allerdings überschaubar."Die Teilnahme fällt doch nicht so groß aus, wie in den Stadtteilen", merkte Oberbürgermeister Jürgen Großmann etwas verwundert an – zumal jetzt Themen aufgegriffen wurde, die "bisher das Licht der Öffentlichkeit nicht erblickt haben".
So hat der Gemeinderat schweren Herzens darauf verzichtet, seinen Hut beim Verkauf des ehemaligen Aufbaugymnasiums in den Ring zu werfen – für den OB immerhin ein "Kulturdenkmal höchsten Ranges". Bekanntlich will das Land das Anwesen schon seit einigen Jahren veräußern, und von Seiten der Stadt wurde intensiv geprüft, ob das Gebäude mit öffentlichen Nutzungen wie Jugendforschungszentrum, städtischer Musikschule oder städtischem Archiv gefüllt werden könnte. Schwer machte die Entscheidung weniger der eigentliche Erwerb, als vielmehr die notwendigen Sanierungs- und späteren Unterhaltungskosten. "Wir packen es aus wirtschaftlichen Gründen nicht, auch wenn es gute Nutzungen gewesen wären", machte der Rathauschef deutlich.
Gleichzeitig informierte er über die neuesten Planung in Sachen Verkehrskreisel. So soll der Kreisverkehr in der Herrenberger Straße mit einem neuen Belag ertüchtigt werden. Als Hauptproblem für den Verkehrsfluss bezeichnete Jürgen Großmann indes den Kreisel in der Haiterbacher Straße, im Rathaus auch als "Turbo-Kreisel" bezeichnet. Mit Blick auf die regelmäßigen Rückstaus, kündigte der OB einen direkten "Bypass" von der Haiterbacher Straße in den Wolfsbergstunnel und von der Grafenwiesenstraße in die Haiterbacher Straße an. Noch sei die Planung allerdings ein Rohling. Ein ganz neuer Kreisverkehr ist dagegen im Bereich Calwer Straße/Lange Straße geplant, wobei derzeit die Abstimmungen mit dem Regierungspräsidium läuft.
Über die Entwicklung der Wohnbauflächen in der Kernstadt informierte Ralf Fuhrländer die Anwesenden, wobei er den Bereich Riedbrunnen als nächstes großes Projekt bezeichnete. Auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände unterhalb des Viadukts sind unter anderem sogenannte "Punkthäuser" mit sieben Wohnungen pro Haus in der Pipeline, um das innerstädtische Wohnpotenzial zu bedienen. Als weitere große Aufgabe bezeichnete der Stadtplaner den Bereich der Alten Messe in Verbindung mit dem Calwer Decken-Areal, wo er ein großes Potenzial in Sachen Wohnbebauung sieht. Derzeit wird das städtebauliche Leitbild entwickelt und bereits im Sommer 2015 könnten hier die Bagger rollen.
"Jetzt kommen die nackten Zahlen", erklärte Finanzbürgermeister Hagen Breitling mit Blick auf den trotz Gewerbesteuereinnahmen von 14,5 Millionen Euro nicht ausgeglichenen Ergebnishaushalt. So schlägt das Ergebnis des Zensus in Nagold mit gut einer Million Euro Wenigereinnahmen zu Buche, während die Ausweitung der Kinderbetreuung für steigende Personalkosten sorgt und die Sachkosten auch permanent zulegen. So sinkt der Bauhaushalt in diesem Jahr auf 2,5 Millionen Euro, und Hagen Breitling kündigte eine intensive Auseinandersetzung über liebgewonnene Standards an. Immerhin hat sich der Gemeinderat das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Schuldenstand von derzeit 19,5 Millionen Euro jährlich um eine Million Euro zu senken.
Mit der Frage, "warum hören wir da nichts", wollte Claus Frey in der anschließenden Diskussion etwas zur Zukunft des Ankerareals aus dem OB heraus kitzeln. Wie Jürgen Großmann dazu anmerkte, befinden sich derzeit drei Bewerber mit ihren Konzepten in der engsten Wahl, die allerdings noch Hausaufgaben erhalten haben. Nach der Sommerpause sollen die Ergebnisse präsentiert werden – und bis dahin passiert auch nichts", so der Rathauschef. Zumindest baulich nicht, denn auf die Frage von Fetah Krasniqi wies Jürgen Großmann darauf hin, dass der Anker-Beach in diesem Jahr noch einmal wiederholt werden soll. "Das ist ein temporäres Projekt und war ein unglaublicher Besuchermagnet". Andreas Röhm wünschte sich in diesem Zusammenhang gleiche Spielregeln für alle in der Stadt und betonte: "Wenn die anderen Gastronomen keine Werbeschirme aufstellen dürfen, muss das auch für Anker-Beach gelten". Mitnichten, wie Hagen Breitling deutlich machte. Denn weil es sich hier um eine private Fläche handle, gelte der städtische Gestaltungsleitfaden in diesem Bereich nicht.