Beste Werbung für eine junge Kirche: Knatterndes Motorrad und Polonaise vor dem Altar der Nagolder Stadtkirche.
Nagold - Es wurde laut gelacht, gehämmert, getanzt – und vor dem Altar knatterte sogar ein Motorrad. Die ChurchNight zum Reformationstag war vor allem eines: beste Werbung für eine junge Kirche.
Spätestens, als sich Benzingeruch in der Stadtkirche breit macht und Andreas Raaf mit seinem Motorrad mit einem schnellen Satz auf die Bühne vor dem Altar hoppst, ist klar: Mit angeblich altbackener Kirche hat das hier überhaupt nichts zu tun. Schon zuvor windete sich eine jubelnde Polonaise-Schlange durch das monumentale Gotteshaus, griff fast jeder der 600 Besucher zum Hammer und schlug wie einst Martin Luther einen Nagel an ein Tor oder setzten sich Jugendliche auch mal ganz ungezwungen auf den Fußboden.
"Ich sauge diese Bilder auf", strahlte der Warter Pfarrer Andreas Esslinger, der zusammen mit einem großen Mitarbeiter-Team die ChurchNight organisierte. Überglücklich sagte er: "Ich bin einfach wieder begeistert, dass wir die Möglichkeit haben, Türen und Tore zu öffnen, damit junge Menschen Glauben so erleben können."
Skepsis habe man im Vorfeld keine gehabt, dass etwa ein Motorrad vor dem Altar pietätlos wirken könnte – im Gegenteil. "Man darf keine Angst haben, in der Kirche etwas falsch zu machen", wünscht sich Esslinger, dass sich junge Menschen gegenseitig Mut machen anstatt scheu oder gar ängstlich mit dem Glauben umzugehen.
Das Hauptaugenmerk der ChurchNight lag natürlich wieder auf der Musik. Für den Auftakt sorgte die aus der Region stammende Band "Outtake", die sich eigens für die ChurchNight 2009 gründete. Mit gefühlvollen christlichen Balladen sorgten sie für einen schönen musikalischen Einstieg in die Kirchennacht. Quirlig ging es anschließend weiter mit "Warum Lila" aus Minden, die mit ihrem Indiepop die 600 Besucher zum Hüpfen brachten. Zum ersten Mal gastierten "My Little Rockstar Dream" in Nagold, deren "Alternativer Rock" den Abend in der Stadtkirche lautstark und damit stilecht beendete.
Auch im nächsten Jahr wird wieder Esslinger für die ChurchNight verantwortlich sein. Gespannt darf man sein, ob der junge Pfarrer mit seinem Team dann wieder einen draufsetzen kann. Für Esslinger steht fest, dass man auch in Zukunft eine moderne ChurchNight mit einem interessanten Rahmenprogramm auf die Beine stellen will: "Wir sind ständig am überlegen, was wir noch machen können, und das muss auch so sein, denn die Welt ist heute sehr schnelllebig."