Das Gericht verurteilte den Mann zu 500 Euro Geldstrafe. (Symbolbild) Foto: dpa

Junger Mann fühlt sich durch Techniker gestört und muss dafür 500 Euro Strafe zahlen.

Nagold - Als ein Elektriker das Fernsehprogramm in der Nagolder Flüchtlingsunterkunft neu justieren wollte, fühlte sich ein Bewohner gestört und durchtrennte aus Wut mehrere Empfangskabel. Wegen Sachbeschädigung hat das Amtsgericht Nagold ihn nun zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt.

"Die Kabel haben doch höchstens 60 Euro gekostet. Warum soll ich soviel bezahlen?" verteidigte sich der 19-Jährige, er beziehe nur staatliche Leistungen und sei nicht in der Lage, das Geld aufzubringen. "Sie können den Betrag auch in Raten zahlen oder gemeinnützige Arbeiten verrichten", gab ihm Richter Martin Link zu verstehen.

Der Angeklagte hat einiges durchgemacht, wurde im Verlauf der Verhandlung deutlich. Mit und ohne familiäre Bindungen hat er in mehreren afrikanischen Staaten gelebt. 2016 brachte ihn ein Schiff von Libyen nach Italien. Als unbegleiteter Jugendlicher kam er nach Deutschland und beantragte hier Asyl. Das Verfahren ist inzwischen abgeschlossen, der Antrag wurde abgelehnt, er ist nur geduldet. In Deutschland hat sich der 19-Jährige bereits einiges zuschulden kommen lassen, wie dem Bundeszentralregister zu entnehmen war. Die Palette reicht von unerlaubtem Erwerb von Betäubungsmitteln bis zu Bedrohung, Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung. Einige Zeit saß der Angeklagte in einer Justizvollzugsanstalt ein.

"Wie soll es weitergehen?" Er möchte in ein anderes europäisches Land gehen, beantwortete der 19-Jährige die Frage von Link. "Egal wohin, nur weg." Elena Pfrommer von der Jugendgerichtshilfe Calw beschrieb den Angeklagten nach einem mit ihm geführten Gespräch als schnell aufbrausend und wenig einsichtig, wenn man nicht auf seine Forderungen eingehe. Dass er die Empfangskabel aus Verärgerung durchgeschnitten habe, gab der 19-Jährige zu. "Aber keine fünf", wie ihm die Staatsanwaltschaft zur Last gelegt habe, "sondern nur zwei". Das Urteil akzeptierte er und versprach, monatlich einen Obolus zu bezahlen. Die Höhe wird noch festgelegt.