Nicht alle Pflanzen, an denen sich Bienen laben, sind gleich gut für sie. Welche die beste Kost für die Insekten bieten, haben Forscher ermittelt. Es verhält sich sehr ähnlich wie bei uns Menschen.
Mehr für Wildbienen und andere Insekten tun: Das ist vielen Menschen in den vergangenen Jahren wichtiger geworden. Auch Kommunen setzen vermehrt auf Blumenwiesen anstelle stetig geschorenen Rasens. Forscherinnen haben nun ergründet, welche Pflanzen die beste Vollwertkost liefern.
Die meisten der untersuchten Pollenarten enthalten demnach den Großteil erforderlicher Nährstoffe. Für einen optimalen Nährstoffmix sei aber der Besuch verschiedener Pflanzenarten nötig, so das Ergebnis der im Fachmagazin „Frontiers in Sustainable Food Systems“ vorgestellten Studie. Möglichst vielfältige Blumenwiesen mit Arten aus unterschiedlichen Pflanzengruppen sind demnach günstig.
Gegenseitiger Nutzen von Insekten und Pflanzen
Pflanzen und Bienen profitieren voneinander: Die Pflanzen brauchen Insekten, um ihre Pollen zu verbreiten und sich fortzupflanzen, die Bienen nutzen Pollen als Nahrung. Kohlenhydrate bekämen die Insekten aus dem Nektar der Blüten, Proteine, Fette und andere wichtige Nährstoffe aus den Pollen, erläutern die Wissenschaftlerinnen um Sandra Rehan von der York University im kanadischen Toronto.
Schon kleine Wildwiesen helfen Insekten
Dabei geht es den Bienen wie den Menschen: Die richtige Mischung sorgt für Gesundheit. Wichtig sind dem Team um Sandra Rehan zufolge zum Beispiel ungesättigte Fettsäuren wie Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Ohne sie lebten die Tiere kürzer, hätten ein schwächeres Immunsystem und könnten weniger gut mit Umweltstress umgehen. Im falschen Verhältnis aufgenommen, verursachten die Fettsäuren jedoch kognitive Probleme.
Nötig seien zudem bestimmte Aminosäuren, unter anderem für die kognitive Gesundheit und die Fortpflanzung. Zu viele davon machen die Bienen aber wiederum womöglich anfälliger für bestimmte Parasiten.
Große Unterschiede bei der Nährstoffmischung
Die Forscher untersuchten nun den Nährwert von Pollen in 57 in Nordamerika vorkommenden Arten. Bestimmt wurde jeweils der Gehalt an verschiedenen Aminosäuren und Fettsäuren sowie das Verhältnis von Proteinen zu Lipiden und von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren.
Im Allgemeinen boten die untersuchten Arten einen ganz unterschiedlichen Nährstoffmix, selbst solche aus derselben Pflanzengruppe. Die berücksichtigten essenziellen Aminosäuren waren bei nahezu allen untersuchten Arten von Kohlgewächsen, Hülsenfrüchten, Korbblütlern und anderen Pflanzen in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten.
Dabei zeigten die Daten, dass Pflanzen mit hohem Gehalt an essenziellen Aminosäuren einen relativ niedrigen Gehalt an bestimmten Fettsäuren haben und umgekehrt.
Die Mischung macht’s
Es gebe keine einzelne Art, die optimal für die Gesundheit von Wildbienen sei, erklären die Forscher. Erst die Mischung mache es. Korbblütler wie die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) zum Beispiel lieferten besonders viele essenzielle Aminosäuren, andere Nährstoffe aber weniger.
„Ziel dieser Studie war es, den Nährwert von Pflanzenarten besser zu verstehen“, erläutert Sandra Rehan. „Auf der Grundlage ihres idealen Verhältnisses von Proteinen zu Lipiden für die Ernährung von Wildbienen empfehlen wir, dass Pollen von Rosen, Kleearten, Himbeeren und Scharfem Hahnenfuß bei Wildblumen-Renaturierungsprojekten besonders berücksichtigt werden sollten.“
Großen Anteil an der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen
Allein in Deutschland gibt es dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zufolge weit über 500 Wildbienen-Arten, zu denen auch die Hummeln zählen. Etwa die Hälfte gilt als bedroht. Die Honigbiene gehört nicht zu der Apidae genannten Gruppe, auch Schwebfliegen und Wespen nicht. Die meisten Wildbienen sind Einzelgänger, bilden also keine Staaten.
Typisch ist bei vielen Arten ein von feinem Pelz bedeckter Körper, an dem Pollen gut hängen bleiben. Wildbienen haben großen Anteil an der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen wie etwa Obstbäumen. Sie ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen.
Viele Arten sind Generalisten, nutzen also zahlreiche verschiedene Pflanzenspezies. Bei der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) sind es beispielsweise Arten aus mehr als 400 Pflanzengruppen (Gattungen), wie die Wissenschaftler schreiben.