Gemeinsam geht es mit dem Motorrad auf Tour. Foto: Häfner/MH Motorradtouren

Einmal im Monat treffen sich Motorradfans in der "Schlossbrücke" in Leinstetten. Sie haben nicht nur ein gemeinsames Hobby, sondern gehen auch zusammen auf Tour.

Dornhan-Leinstetten - Helmut Häfner aus Dornhan hat den Stammtisch vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Es ist kein Verein oder ein Club: "Alles ist freiwillig", betont Häfner, der die Motorradtouren organisiert.

Im Vordergrund stehen bei den Treffs "Benzingespräche" und Geselligkeit, die in einem lockeren Rahmen gepflegt wird. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Dornhan, Freudenstadt, Baiersbronn und Spaichingen. Der Jüngste ist 31, der Älteste 80, der Altersdurchschnitt liegt zwischen 50 und 60.

Häfner, von Beruf Maschinenschlosser, ist jetzt Rentner, fühlt sich mit 65 Jahren aber noch "top fit". Mit 15 fuhr er bereits ein "Quickly" – ohne Helm und "schwarz". Frisiert, damit es schneller läuft, hat er das Moped auch. "Mit dem 50erle sind wir nach Südfrankreich gefahren", erzählt er.

Jugendsünden verjährt

In jungen Jahren, als er die Haare noch schulterlang trug, genoss er das "Gefühl der Freiheit" auf dem Motorrad, "Ich bin auch gerast", gibt er zu. Das ist längst vorbei, die Jugendsünden sind verjährt, die Leidenschaft fürs Motorradfahren ist geblieben.

In manchen Jahren legte er bis zu 15 000 Kilometer mit seiner Maschine zurück. Häfner war bei einem Touren-Guide in Ausbildung. Dabei sei er auf den Geschmack gekommen, selbst Touren zu planen und zu leiten. Das macht er nun sehr professionell zusammen mit einem kleinen Team, zu dem ein Fahrlehrer und eine Physiotherapeutin gehören. Die Fahrten werden am PC mit Hilfe eines speziellen Programms im Detail ausgearbeitet.

Viele Schleichwege

Selbst die erfahrenen Biker in der Stammtischgruppe staunen immer wieder über "Schleichwege", die sie noch gar nicht kennen. Es geht Häfner nicht darum, möglichst viele Kilometer an einem Tag zurückzulegen, sondern um den Genuss. So steuert er mit der Gruppe auch Sehenswürdigkeiten auf der Strecke an und steckt ein Ziel.

Die nächste Ausfahrt führt am 10. Juli beispielsweise zur Wimsener Höhle auf der Schwäbischen Alb. Die fünftägige Jahres-Tour startet im September in Dornhan nach Schladming in Österreich. Dann steht auch schon Indien auf dem Programm: "Das ist im Januar 2023 das Highlight."

Zwei Wochen lang sind die Teilnehmer im südlichen Teil des Subkontinents mit vor Ort gemieteten Motorrädern unterwegs, Aber nicht nur: Vorgesehen ist etwa auch eine Safari in einem Naturreservat mit Tigern und Elefanten und die Übernachtung auf einem Hausboot. Ein in Bayern lebender und arbeitender Inder, der ebenfalls den Stammtisch in Leinstetten besucht, übernimmt hier die Organisation.

"Lumpensammler" am Schluss

Helmut Häfner war früher schon mit einem Pulk von 40 Motorradfahrern in Kroatien. In Dornhan sind es regelmäßig zwischen zehn und 15 Ausflugsteilnehmer.

Als Guide fährt er mit dem auf dem Navi eingespeisten Routenplan voraus, der letzte Mann ist der "Lumpensammler", der ebenfalls mit einem Navigationsgerät ausgestattet ist. Dieser sorgt dafür, dass keiner abgehängt wird. "Es wird immer auf den Schwächsten Rücksicht genommen. Wenn ich meinen Hintermann nicht mehr sehe, halte ich an", erklärt Häfner, wie eine Ausfahrt abläuft.

Rasen ist tabu

Überholen in der Gruppe ist tabu. "Auch Raserei erlaube ich nicht", sagt Häfner und verweist auf die Straßenverkehrsordnung. Das heißt: "Wenn 70 auf dem Verkehrsschild steht, gilt Tempo 70." Er weiß es selbst: Motorradfahrer sind in Ortschaften für Anwohner oftmals ein rotes Tuch.

In Glatt ging eine Bürgerinitiative auf die Barrikaden, nicht zuletzt deswegen, weil so mancher Motorradfahrer durch die Ortsdurchfahrt pest. "Es sind die Idioten, die wir auch hassen", distanziert sich Häfner ganz entschieden von solchen Verkehrsteilnehmern. Diesen sei es zuzuschreiben, dass auf der Schwarzwaldhochstraße Tempo 70 angeordnet oder der Lochenpass bei Balingen an Wochenenden halbseitig gesperrt wurde.

Unfälle vermeiden

Neben den Stammtischabenden und Touren bietet Häfner über das DRK Rottweil besondere Erste-Hilfe-Kurse an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf bestimmten Verletzungsmustern nach Motorradunfällen. Bei einer Ausfahrt in den Schwarzwald werde an verschiedenen Stationen geübt, wie man an der Unfallstelle Hilfe leiste und sich richtig verhalte.

Um überhaupt Unfälle zu vermeiden, kann es auch für Routiniers sinnvoll sein, ein Kurventraining und Sicherheitstraining zu absolvieren. Dafür steht der Fahrlehrer im Team zur Verfügung. "Nur wer fit ist, fährt auch gut", ist Häfners Motto. Bei seinen Touren habe es bislang noch keinen einzigen Unfall gegeben.

Info: www.mhmotorradtouren.de