Der Vergleich beruht auf zwei Säulen. Weniger als die Hälfte der Summe ist sofort zu zahlen. Foto: AFP

Faule Hypotheken-Deals in den USA kosten das Institut fast sieben Milliarden Euro. Gegenüber der ersten Forderung des Justizministeriums hat sich die Summe allerdings halbiert. Die Aktie macht einen Freudensprung.

Frankfurt - Die Deutsche Bank muss für fragwürdige Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt mit mehr als sieben Milliarden Dollar büßen. Das teilte das Institut in der Nacht zum Freitag nach monatelangen Vergleichsverhandlungen mit dem US-Justizministerium mit. Sofort fällig wird ein Bußgeld von 3,1 Milliarden Dollar (2,96 Milliarden Euro). Über die nächsten fünf Jahre muss die Bank außerdem Erleichterungen für Wohneigentümer und Kreditnehmer in den USA im Volumen von 4,1 Milliarden Dollar (3,93 Milliarden Euro) bereitstellen.

Das US-Justizministerium hatte zu Beginn der Vergleichsverhandlungen 14 Milliarden Dollar (13,4 Milliarden Euro) gefordert. Die Reduzierung dieser Summe wurde an der Börse mit Erleichterung aufgenommen, die Deutsche-Bank-Aktie gehörte zu den größten Gewinnern im Deutschen Aktienindex (Dax).

Trotz der hohen Kosten spricht ein Analyst von einem „Weihnachtsgeschenk“

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Trotz der hohen Kosten spricht ein Analyst von einem „Weihnachtsgeschenk“

Das Geldhaus komme „mit einem blauen Auge davon“, kommentierte der Analyst Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Mit der Einigung habe Bankchef John Cryan „sich selbst und der Deutschen Bank ein Weihnachtsgeschenk gemacht“. Schließlich habe die Ungewissheit über den Ausgang der Verhandlungen seit Monaten wie ein „Damoklesschwert“ über Cryan gehangen. Die Gefahr, dass die Bank ihr Kapital erhöhen muss, ist auch nach Einschätzung anderer Analysten vorerst vom Tisch.

Das Kreditinstitut hat für seine zahlreichen Rechtsstreitigkeiten milliardenschwere Rückstellungen gebildet. Gleichwohl werde die drei Milliarden Dollar schwere Bußgeldzahlung an die US-Behörden das Ergebnis im vierten Quartal vor Steuern mit 1,2 Milliarden Dollar (1,15 Milliarden Euro) belasten, teilte die Deutsche Bank mit. Analysten hatten allerdings Schlimmeres erwartet: Sie rechneten bislang im Mittel mit einer Belastung von 1,7 Milliarden Euro.

Einige Analysten bewerteten den Jubel an den Börsen gleichwohl als voreilig. Schließlich seien „entscheidende Details, insbesondere hinsichtlich der Behandlung der Kundenentschädigung noch offen“, warnte Christian Koch von der DZ Bank.

Kreditnehmer werden wohl durch großzügigere Rückzahlungsbedingungen entschädigt

LBBW-Experte Frommen räumt ein: „Sollten die USA fordern, dass für die Entschädigung der Kunden ein Fonds eingerichtet wird, so würde das auch für die Gewinn-und-Verlust-Rechnung relevant.“ Danach sehe es gegenwärtig aber nicht aus – die Deutsche Bank selbst teilte mit, die Erleichterungen würden voraussichtlich „vor allem durch geänderte Darlehensbedingungen“ erfolgen. Nach dem Muster verfahren auch andere Banken, die vom US-Justizministerium in vergleichbaren Fällen zu Verbraucherentschädigungen gezwungen wurden, zum Beispiel die Bank of America.

Neben der Deutschen Bank einigte sich am Donnerstag auch Credit Suisse auf einen Vergleich mit den USA. Bei dem Schweizer Geldhaus beläuft sich die Rechnung auf insgesamt 5,3 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro), gut die Hälfte davon entfällt auf Kundenentschädigungen.

Brandbeschleuniger der Finanzkrise

Wegen windiger Geschäfte auf dem US-Immobilienmarkt mussten in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Großbanken büßen. Das Justizministerium in Washington wirft ihnen vor, mit dem Verkauf verbriefter Hauskredite zur Entstehung der weltweiten Finanzkrise beigetragen zu haben.

In den USA boomte in den Jahren vor der Krise der Immobilienmarkt, befeuert unter anderem durch Zinssenkungen der Notenbank Fed. Die vor allem von heimischen Geldhäusern ausgereichten Immobiliendarlehen wurden auch von ausländischen Banken aufgekauft, zu komplexen Wertpapieren verpackt und an andere Investoren veräußert. Die US-Justiz wirft den Banken vor, diese Anleger über die mit den verbrieften Krediten verbundenen Risiken getäuscht zu haben. Obendrein entlasteten die Verbriefungen die Bilanzen der US-Institute und halfen ihnen, immer mehr Darlehen auch an finanzschwache Kunden zu vergeben. Viele von ihnen konnten letztlich die Kredite nicht bedienen; in der Krise kam es zu massenhaften Zwangsversteigerungen. „Ganze Stadtviertel wurden zugrunde gerichtet“, heißt es in einer Pressemitteilung, mit der das US-Justizministerium am Donnerstag eine Klage gegen die britische Bank Barclays bekannt gab. Barclays hatte Medienberichten zufolge parallel zu Credit Suisse und der Deutschen Bank über einen Vergleich verhandelt, lässt es nun aber offenbar auf einen Prozess ankommen.