In vielen Schulen wird das Thema Strafarbeit anders angegangen als früher. Statt zusätzlicher Aufgaben setzen Einrichtungen auf individuelle pädagogische Maßnahmen, um das Verhalten von Schülern zu verbessern. Welche Ansätze dabei verfolgt werden, zeigt ein Blick auf verschiedene Konzepte in Rottweil, Balingen und Furtwangen.
Früher war es üblich, dass Schüler Strafarbeiten leisten mussten, sei es als Reaktion auf Störungen im Unterricht, Fehlverhalten oder zur Förderung der Disziplin. Inzwischen jedoch wird dieser Begriff nicht mehr verwendet.
In vielen Fällen sollen die neuen Maßnahmen nicht nur eine Konsequenz für Fehlverhalten sein, sondern auch dazu beitragen, dass Schüler ihr Verhalten reflektieren und im Idealfall auch ändern.
Doch wie gehen die Schulen mit diesem Thema um? Wir haben mit drei Einrichtungen in Rottweil, Balingen und Furtwangen gesprochen, um mehr über die verschiedenen Ansätze zu erfahren.
Das Leibniz-Gymnasium in Rottweil hat zwei verschiedene Strategien: „Wir haben einerseits die erzieherischen Maßnahmen und dann die Ordnungsmaßnahmen“, erklärt Schulleiterin Silke Pach und erläutert: „Der Unterschied besteht darin, dass die Erziehungsmaßnahmen von der Lehrkraft ausgehen, während die Ordnungsmaßnahmen eher ein größerer Verwaltungsakt sind.“
Erziehungsmaßnahmen im Fokus
„Die Erziehungsmaßnahmen beinhalten Arbeiten wie Textaufgaben, Sozialdienst oder eine Stunde Nachsitzen“, fährt die Schulleiterin fort. Man entscheide immer im Einzelfall, welche Strafe der Schüler oder die Schülerin bekommt. Ordnungsmaßnahmen wiederum seien gravierender - beispielsweise könne dies ein Unterrichtsausschluss sein. „So ein Fall wird in der Konferenz besprochen und die Eltern werden schriftlich kontaktiert, anschließend wird mit ihnen das Gespräch gesucht“, sagt Silke Pach.
An der Sichelschule in Balingen, einer Gemeinschaftsschule, wird eine andere Herangehensweise verfolgt: Ein sogenannter Lerncoach wird in jede Klassen gesetzt, wöchentlich führt dieser mit jedem Schüler ein zehnminütiges Gespräch. „Der Lerncoach spricht mit dem Schüler oder der Schülerin und sucht nach einer pädagogischen Lösung, falls es Probleme gibt“, erklärt Schulleiter Alexander Götz.
„Echte Strafarbeiten gibt es bei uns nicht, wir nennen es Nacharbeiten“, stellt Götz klar. „Alle Schüler haben eine Lernwegeliste, auf der Aufgaben stehen, die im Laufe der Woche erledigt werden müssen. Falls diese nicht erledigt werden, muss der Schüler oder die Schülerin das Freitagnachmittag in der Schule nacharbeiten. Falls ein Schüler oder eine Schülerin negativ auffallen, kann es schon mal vorkommen, dass eine Seite als Strafe abgeschrieben werden muss“, so Götz.
Die Friedrichschule in Furtwangen bevorzugt auch die Kommunikation. „Die klassische Strafarbeit wird eher selten. Uns ist es wichtig zu verstehen, wo das Problem der Kinder liegt. Deshalb bevorzugen wir die Kommunikation mit Kind und Eltern“, sagt die Schulleiterin der Grundschule, Cornelia Jauch. Sie ergänzt jedoch: „ Klar kommt es auch vor, dass ein Kind mal eine Seite der Schulordnung abschreiben muss, das ist aber nicht häufig der Fall.“
Pädagogische Verantwortung fördern
Die Schulleiter verfolgen unterschiedliche, aber ergänzende Ziele: Silke Pach vom Leibniz-Gymnasium in Rottweil will Verantwortungsbewusstsein wecken durch praktische Maßnahmen wie den Sozialdienst und Alexander Götz von der Balinger Sichelschule setzt auf das persönliche Gespräch zur Problemlösung. Cornelia Jauch von der Friedrichschule in Furtwangen wiederum sensibilisiert für die Konsequenzen des Verhaltens. Alle drei Ansätze zielen darauf ab, Verantwortung und Bewusstsein zu stärken.
„Für uns sind es keine Strafarbeiten, sondern pädagogische Maßnahmen. Uns ist es wichtig, den Lernprozess der Schüler zu fordern. Es soll die Schüler für das Thema Verantwortung und Disziplin sensibilisieren. Ein Sozialdienst beispielsweise ist, dass die Schüler den Schulsanitätern helfen“, erklärt Silke Pach.
Die Gemeinschaftsschule in Balingen verfolgt klare Ziele mit ihren pädagogischen Maßnahmen: „Wir suchen immer das Gespräch, die klassischen Strafarbeiten sind meiner Meinung nach nicht zielführend. Ich denke das persönliche Gespräch mit den Schülern ist die beste Methode um die Problematik zu finden und diese zu lösen“, so Alexander Götz abschließend.
„Ich bin der Meinung, dass wir die Kinder dafür sensibilisieren müssen, was für Konsequenzen ihr Verhalten mit sich bringt. Das geht nur, wenn wir sie ernst nehmen und mit ihnen sprechen“, so Cornelia Jauch.