Das Bang Your Head Festival ist Geschichte. (Archivfoto) Foto: Engelhardt

„Geile Partys am Bierstand“, gelassene Fans trotz Sturm und Hagel, ein Stadtbild geprägt von Schwarzkitteln – in unserem „Nachruf“ blicken Beteiligte auf fast 25 Jahre Bang Your Head Festival in Balingen zurück.

„Obwohl die auf den ersten Blick ja schonmal etwas angsterregend aussehen“, seien die Festivalbesucher ein rundum „sehr sehr angenehmen Publikum“ gewesen. Das meint Joachim Rebholz, ehemaliger Stadtbrandmeister der Feuerwehr.

Er denkt beim Bang Your Head an heiße Sommer, in denen die Feuerwehr die Zuschauer mit Wasser abkühlte. An den ein oder anderen Festivalbesucher, der aus seinem schicken Auto stieg, die Kutte anzog und sich in einen Headbanger verwandelte. An das schwere Unwetter 2005, als Zelte durch die Luft flogen und das Camp nachts evakuiert werden musste. „Die waren überhaupt nicht panisch. Die waren immer sehr ruhig, egal was passiert ist.“

Da mache man seinen „Job“ auch gerne, so Rebholz. „Wenn die genügend Bier bekommen haben, war immer alles gut,“ sagt der ehemalige Stadtbrandmeister und lacht.

Seinem Sohn, Florian Rebholz, werden die „vielen kleinen Kontakte mit den Besuchern“ in Erinnerung bleiben. Die Besucher seien „eigentlich alle coole Socken“, gewesen. Außerdem habe man unter den Festivalgängern Feuerwehrkameraden aus ganz Deutschland angetroffen. „Wir werden das Festival wegen der Begegnungen vermissen“, fügt der Gesamtkommandant der Balinger Feuerwehr hinzu.

„Geile Partys am Bierstand“

Alexander Bartsch, stellvertretender Vorsitzender des Balinger Rockvereins, sieht ein „ziemlich großes Loch“, das nach der Absage bleibt. Für ihn war das Event ein „Riesen-Stammtisch“, ein „Treffen von Freunden, die man nur einmal im Jahr sieht“. Es habe nie Ausschreitungen, nie Ärger gegeben. Was er persönlich sehr vermissen werde, sind die Feste am Bierstand. „Da haben immer die geilsten Partys stattgefunden“, erinnert er sich.

Bartsch macht den tollen Zusammenhalt und die außerordentliche Stimmung an kleinen Begebenheiten wie dieser fest: Als er vor Jahren auf dem Festival mal seine Kutte (Weste mit Bandaufnähern) liegen ließ, wurde sie nicht gestohlen, sondern als Fundsache abgegeben. Ehrlichkeit und Kameradschaft haben das Event ausgemacht, ist Bartsch überzeugt. „Das Bang bleibt ersatzlos“, resümiert er.

“Fast schon Woodstock-Flair“

Schwabo-Onlineredakteurin Tina Pflumm hat das Festival jahrelang als Reporterin begleitet. Als Jugendliche war die gebürtige Balingerin selbst auf dem Metal-Event unterwegs. Auch sie erinnert sich vor allem an die Partys außerhalb des Festivalgeländes. In den ersten Jahren habe sich abends „halb Balingen“ im 24-Stunden-Zelt auf dem heutigen Gelände der Sparkassen Arena versammelt. „Als 2005 das große Unwetter tobte, war ich mitten im Getümmel“, berichtet sie. „Während draußen die Einsatzkräfte anrückten, Äste auf die Straße stürzten und Zelte umherflogen, sorgte die immer größer werdende Matschpfütze mitten im großen Partyzelt fast schon für Woodstock-Flair.“ Etwa 40 Metal-Fans waren in dieser Nacht leicht verletzt worden. Für rund 600 Besucher musste eine Notunterkunft in der Sporthalle eingerichtet werden. 

Am Anfang hat Balingen etwas „gefremdelt“

Traurig sind auch die Helfer des DRK-Ortsvereins, berichtet Jens Stingel. Als Gesamteinsatzleiter vom Sanitätswachdienst hat er alle Bang-Your-Head Festivals begleitet. Für die Helfer sei das Metalevent der„Highlight-Dienst des Jahres“ gewesen, resümiert er. Selbst für die Ärzte - diese hätten es geschätzt, bei den Einsätzen Mal mit Leuten sprechen zu können, die man sonst nicht treffe. Außerdem habe das BYH hinter den Kulissen alle Hilfsorganisationen „so cool zusammengebracht“.

Balingens scheidender Oberbürgermeister Helmut Reitemann erinnert sich, dass man zu Beginn des BYH etwas gefremdelt und sich gefragt habe: „Wer kommt denn da? Was kommt denn da?“ Aber man habe sich schnell an das Festival und seine Besucher gewöhnt und sich auf das Event gefreut. „Wir haben gemerkt, das sind tolle, nette Menschen, die Balingen absolut bereichert haben“, sagt Reitemann.

„Stadtbild aus Schwarzkitteln“

Und was kommt Bernd Flohr in den Sinn, wenn man ihn nach dem Festival fragt? „Das Stadtbild hat sich während des Bang Your Heads immer in diese Schwarzkittel verwandelt.“ Die Veranstaltung sei eine Bereicherung gewesen, die Headbanger hätten sich über die Jahre in den Läden der Stadt zu Stammgästen und zu Freunden entwickelt, meint der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins. „Das waren so nette, lebensfreudige Menschen“, sagt er.

So blickt die Polizei zurück

Auch die Balinger Polizei berichtet, „von einem insgesamt sehr friedlichen Festival, bei dem die Polizei äußerst selten einschreiten musste“. Nur ganz vereinzelt sei es „zu festivaltypischen Einsätzen wie z. B. beschädigten Zelten oder Betrugsdelikten in Zusammenhang mit den Eintrittskarten“ gekommen. Auseinandersetzungen seien so gut wie gar nicht verzeichnet worden.