Stadtarchivar Carsten Kohlmann blickt in einem Nachruf auf den Burgpionier Lothar Späth zurück, der kürzlich verstarb.
In den letzten Tagen traf in der Burgenstadt Schramberg eine traurige Nachricht ein: Lothar Späth, führender Kopf der Burgpioniere auf dem Schlossberg, ist am 27. April im Alter von 82 Jahren verstorben. Mehr als 65 Jahre erforschte er die Geschichte der Burgen des Berneck- und Schiltachtales, die Geschichte der ehemaligen Herrschaft Schramberg.
Für sein herausragendes Engagement hatte er im Jahr 2000 die Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg und im Jahr 2014 den Ehrenbrief der Großen Kreisstadt Schramberg erhalten.
Der gebürtige Schramberger lebte seit 1970 mit seiner Familie in Ettlingen, wo er am heutigen Dienstag auf dem Friedhof um 15 Uhr auch begraben wird. Seine Heimatstadt wird ihn mit einem letzten Gruß ehren und Freunde werden Erde vom Schlossberg und Tannenzweige aus dem Schwarzwald zu seiner letzten Ruhestätte bringen.
Das letzte Mal war er am 15. Mai 2022 zur Eröffnung der ihm zu seinem 80. Geburtstag nachträglich gewidmeten Ausstellung „Alte Funde in neuem Licht – Burgenarchäologie in Schramberg“ in seiner alten Heimatstadt zu Gast. Die Ausstellung würdigte nochmals sein Lebenswerk.
Lothar Späth wurde am 19. August 1941 als eines von zwei Kindern des Postangestellten Paul Späth und seiner Ehefrau Martha Späth in Schramberg geboren. Von 1959 bis 1963 machte er in der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans eine Berufsausbildung als Mechaniker und studierte von 1967 bis 1970 an der Fachhochschule für Maschinenbau in Ulm.
„Schatzsuche“ auf Berg
Als Diplom-Ingenieur für Maschinenbau war er von 1970 bis 2002 bei der Firma Geiger International in Karlsruhe beschäftigt und auf Rechen für Kläranlagen spezialisiert. Im Sommer 1956 begab sich Lothar Späth zusammen mit einigen anderen Jugendlichen auf dem Schlossberg auf „Schatzsuche“, die aber bald darauf vom Stadtbauamt aus Sicherheitsgründen untersagt wurde. In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt rief das Stadtbauamt aber zur Bildung einer Interessengemeinschaft zur Renovierung der Burgruine auf, aus der 1957 die Burgpioniere entstanden, die bis 1977 in wechselnder Zusammensetzung auf dem Schlossberg ehrenamtlich arbeiteten. Lothar Späth entwickelte sich schon früh zum archäologischen Kopf der Burgpioniere und wurde bei der Dokumentation der Grabungen und Funde immer professioneller. Viele Wochenenden und viele Urlaube verbrachte er bis zum Ende der letzten Grabungen im Jahr 1985 auf dem Schlossberg.
Ausstellung im Museum
Zusammen mit der damaligen Museumsleiterin Gisela Lixfeld richtete er im Jahr 1985 die Dauerausstellung „Burgengeschichte“ im Stadtmuseum Schramberg ein – eine der ersten Ausstellungen zur Archäologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Baden-Württemberg, die bis heute als beispielhaft gilt. Im Jahr 2001 übergab er dem Stadtarchiv Schramberg eine umfangreiche Dokumentation zur Burgengeschichte und zur Geschichte der Herrschaft Schramberg,
Lothar Späth war zeitlebens ein großer Idealist von großer Bescheidenheit. Der Heimatliebe und dem Kameradschaftsgeist der Burgpioniere blieb er zeitlebens treu. „Sein Herz schlug bis zuletzt für seine Heimatstadt Schramberg“, schrieb sein Sohn Olaf Späth in der Nachricht vom Tod seines Vaters. Das Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg will ihm deshalb auf dem Schlossberg eine Gedenktafel widmen.