Militärische Ehren wurden dem verstorbenen Hauptmann und Diplomaten Manfred Meyer auf dem Friedhof in Lützenhardt zuteil. Foto: Maier

Manfred Meyer war in Lützenhardt daheim, aber er liebte das Leben in den Krisengebieten dieser Welt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er vor vier Jahren seinen Dienst für die Bundesrepublik Deutschland in Afghanistan vorzeitig beenden. Jetzt ist der langjährige Diplomat und frühere Hauptmann der Bundeswehr im Alter von 76 Jahren gestorben.

Waldachtal-Lützenhardt - Waldachtal trauert: Die Gemeinde hat eine Persönlichkeit verloren. Meyer bezog zehn Jahre im Gemeinderat Waldachtal und Ortschaftsrat Lützenhardt Position. Als Vorsitzender baute er sieben Jahre lang den Reitverein Waldachtal auf der Reitanlage Waldhof Saile in Salzstetten zusammen mit seinen beiden Vize-Vorsitzenden Roland Brünz und Dieter Schmid auf. Gleich beim ersten Reitturnier durfte der neue Reitverein die Kreismeisterschaften ausrichten.

Bei der Trauerfeier mit emotionalen Momenten zeichnete Oberstleutnant d. R. Thomas Meyer (53), Sohn des Verstorbenen, die Lebenslinien nach. Der ranghohe Bundeswehr-Offizier hielt die Laudatio auf seinen Vater, der zuletzt in Friedensmissionen den Menschen zugewandt weltweit im Einsatz war. Nach seinen 34 Jahren als Berufssoldat half Manfred Meyer 20 Jahre lang im diplomatischen Dienst weltweit für die EU, OSZE und UN als Monitor und von Organisationen der Bundesrepublik Deutschland beim Aufbau in Brennpunkten und Krisengebieten. Zehn Jahre lebte er auf dem Balkan zwischen zerbombten Städten und vom Krieg zermürbten Menschen. Der Dienst im Ausland hat ihm viel abverlangt: Zwei Jahre in Albanien, sieben Jahre im Kosovo und Bosnien, vier Jahre in Georgien, ein Jahr im Jemen und vier Jahre in Afghanistan.

Er hat Spuren hinterlassen und lebte immer sorglos um sich selbst. Sein letzter Einsatz in Afghanistan ist ihm beinahe zum Verhängnis geworden. Übrigens: 2014 traf er in Kabul den damaligen deutschen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

1700 Sprünge als Fallschirmspringer

Als Fallschirmjäger war Manfred Meyer bei der Bundeswehr in Calw, Nagold, Böblingen und Altenstadt stationiert. Als Freifallschirmspringer brachte er es auf rund 1700 Sprünge: Vorwiegend ist er bei festlichen Ereignissen in Salzstetten "vom Himmel gefallen". Die letzte Ehre erwiesen ihm daher die Fallschirmjäger-Kameradschaften der Brigade 25 aus Calw und Nagold und auch Fahnenträger des Schützenvereins Tell Lützenhardt. Der Musikverein Cäcilia Lützenhardt mit Dirigent Dietmar Harr gab ihm das letzte Geleit.

Manfred Meyer galt als ein Fallschirmjäger mit Leib und Seele und ein verdienter, hochdekorierter und einzigartiger Offizier, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold und zahlreichen internationalen Verdienstmedaillen.

Er verfügte über eine natürliche Autorität und war der geborene Anführer. Er liebte das Abenteuer und suchte die Herausforderungen. Keine Anstrengung war ihm zu viel. Selbst wenn es mal hektisch oder stressig wurde, ist er immer ruhig geblieben. Er war einer der Besten und sein Name war nicht nur in der Fallschirmjäger-Truppe bekannt und legendär. Für den einst so stattlichen Mann haben die Ehre, der Handschlag und das Wort noch etwas gegolten. Auf ihn war Verlass.

Er hat sich viele Fähigkeiten als Autodidakt selber beigebracht. So war es mit seinen Fremdsprachen (Englisch, Albanisch), Computer-Kenntnissen, Malen, Filmen und Fotografieren. Bei seinen Kameraden, seinen Soldaten und bei seinen zivilen Mitarbeitern im diplomatischen Dienst war er sehr beliebt und geachtet. Die Anerkennung und Wertschätzung von anderen waren ihm wichtiger und immer Dank genug. Sein Leitspruch war: "Geben ist seeliger als Nehmen."

Traueransprache von Pfarrer Anton Romer

Der katholische Pfarrer Anton Romer, der viele informelle Gespräche mit dem Diplomaten führen konnte, stellte in seiner Traueransprache heraus, dass Meyer seine Dienste immer mit Herzblut verrichtet habe. Der Geistliche schrieb ihm die Jesus-Worte auf die Fahne: "Was ihr für einen der geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Durch seine offene und kameradschaftliche Art hatte er viele Sympathien gewonnen. Viele in der Gemeinde Waldachtal haben ihn in ihr Herz geschlossen. Beim Musikverein Oberschwandorf ist er Ehrenmitglied.

Der aus Niedersachsen stammende Manfred Meyer ist als Sohn eines Sägewerkbesitzers mit seinen zwei Geschwistern Harald und Brigitte in Leiferde aufgewachsen. Seine Mutter stammt aus Regensburg. Sein Abitur legte er in Bamberg ab. Als er in Böblingen stationiert war, lernte er Klaudia, geborene Wittich, in Lützenhardt kennen, die er 1968 heiratete. Sohn Thomas wurde im gleichen Jahr geboren und lebt heute mit der Lützenhardter Friseurmeisterin Christina, geborene Raasch, in Sauerlach bei München. Enkelkind Maximilian (26), mit 19 jüngster Friseurmeister des Deutschen Friseurhandwerks, Experte und Trainer hatte zu seinem Opa ein "traumhaft gutes Verhältnis". Thomas Meyer gab das Vermächtnis seines Vaters bekannt: "Habt keine Angst vor dem Leben und seid immer für andere da, wenn sie euch brauchen! Besonders in diesen Zeiten!"