Er war der erste Grüne im Trossinger Gemeinderat und setzte sich in der Musikstadt erfolgreich für den Erhalt historischer Gebäude ein: Jetzt ist Günter Pape verstorben.
Ein Mann mit Ecken und Kanten, mit großem Engagement und durchsetzungsstark: So beschreiben ihn Wegbegleiter. Günter Pape verstarb kürzlich im Alter von 90 Jahren. Ohne ihn und die Interessengemeinschaft Erhaltenswerte Bauwerke und Umwelt e.V. gäbe es so einige historische Gebäude in Trossingen nicht mehr.
Geboren wurde Günter Pape am 24. November 1934 auf Schloss Ruhberg im schlesischen Schmiedeberg im Riesengebirge unterhalb der Schneekoppe. Seine Jugend war geprägt von Krieg und Vertreibung. Mit seinen Großeltern erreichte er Nordenham, Mutter und Bruder waren woanders untergebracht. „Durch den Einsatz seines Großvaters konnte mein Vater doch noch auf ein Gymnasium und Abitur machen“, erzählt Sohn Olaf im Gespräch mit der Redaktion. In Münster und Berlin studierte er Deutsch, Sport und katholische Religion. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Ute kennen, drei der vier Kinder kamen in Berlin zur Welt. Nach dem Studium zog die Familie nach Hausen ob Verena. Günter Pape besuchte zuerst das Lehrerseminar in Rottweil und erhielt dann eine Anstellung als Lehrer am Gymnasium in Trossingen.
In Hausen ob Verena engagierte er sich bereits kommunalpolitisch und setzte sich für den Bau der Verena-Halle ein. Er kandidierte für das Amt des Bürgermeisters, wurde allerdings nicht gewählt, erinnert sich der Sohn. Als „Grüner“ kandidierte er für ein Mandat im Trossinger Gemeinderat und hatte Erfolg. Von 1984 bis 1989 war er dort als „Einzelkämpfer“ der noch recht jungen Partei aktiv. Von 1989 bis 1999 erhielt er Verstärkung durch Susanne Reinhardt-Klotz. 1999 schied er aus dem Gemeinderat aus.
Kauf der Koch-Villa
Mit seiner Familie war Pape im Jahre 1977 von Hausen ob Verena nach Trossingen umgezogen. Er hatte die Jugendstilvilla des Harmonikafabrikanten Andreas Koch erworben und so vor dem sicheren Abbruch bewahrt. Später vermietete er dort Zimmer an Studierende der Musikhochschule. „Er war ein kontaktfreudiger Mensch“, erzählt Sohn Olaf. In Erinnerung bleiben unter anderem die „Villa-Pape-Sommerfeste“.
1995 wurde das Anwesen vom Land Baden-Württemberg als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ anerkannt. Günter Pape war Gründungsmitglied und Motor der Interessengemeinschaft Erhaltenswerte Bauwerke und Umwelt e.V.. Gegen massiven Widerstand setzte er den Erhalt der Jugendstilvilla in der Hangenstraße 22 durch. Der IG gelang es in den 1990er-Jahren außerdem, das Alte Schul- und Rathaus zu retten und zu restaurieren. Auch hier galt es, heftigen Gegenwind auszuhalten. „Mein Vater hat auch privat mit großem, auch finanziellem, Einsatz für den Erhalt historischer Gebäude gekämpft.“
Theater-AG und Lehrer-Fußball
Als Lehrer am Trossinger Gymnasium war ihm die Theater-AG ein wichtiges Anliegen. Im Lehrer-Fußballverein sei er noch mit über 70 Jahren aktiv gewesen. Reisen führten ihn unter anderem nach Finnland und Lappland. „Dort lernte er ein finnisches Pfarrer-Ehepaar kennen, und man blieb in Kontakt“, erinnert sich Sohn Olaf. Später habe sein Vater die Ostsee bereist. Außerdem liebte er Skifahren. „Er hat unfassbar viel gemacht, war durchsetzungsstark und stritt für seine Anliegen.“
Die Beerdigung von Günter Pape ist am Montag, 13. Oktober, um 14.15 Uhr auf dem Friedhof Trossingen. Er hinterlässt vier Kinder, sieben Enkel und einen Ur-Enkel.