Fußball war eine große Leidenschaft von Hans-Martin Haist. Foto: B. Schwarz

Trauer und Betroffenheit löste die Nachricht von Hans-Martin Haists Tod aus. Der Gründer und langjährige Geschäftsführer der Kinder- und Jugendwerkstatt Eigen-Sinn ist nach einjähriger Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben.

„Dein Leben macht Sinn“, dieser Satz des Psychologen Viktor Frankl war für Hans-Martin Haist ein Leitsatz. Mit der Überzeugung, dass jeder Mensch etwas bewirken kann, vermochte er unzählige junge Menschen stark zu machen, sie zu ermutigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, und ihnen einen sicheren Ort zu geben. Die Not von Kindern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens aufwachsen dürfen, war auch der Anstoß, vor gut 20 Jahren die Kinderwerkstatt Eigen-Sinn zu gründen.

 

Kinder aus Suchtfamilien lagen ihm ganz besonders am Herzen

Hans-Martin Haist, in Freudenstadt geboren, machte eine kaufmännische Lehre, war Sanitäter bei der Bundeswehr und setzte eine Ausbildung zum Krankenpfleger im Krankenhaus Freudenstadt noch oben drauf. Dort engagierte er sich im Rettungsdienst, leitete die Ambulanz und wechselte in die Geschäftsführung der Suchtklinik in Zwieselberg. Seither waren ihm Kinder aus Suchtfamilien ein besonderes Anliegen.

Noch viele Ideen und Visionen bis kurz vor seinem Tod

1985 schloss er die Ehe mit Pädagogin und Kindertherapeutin Ulrike Haist, mit der er 1994 das Kinderheim Villa Sonnenheim in Hallwangen erwarb, das später nach Freudenstadt umzog. Das Ehepaar, inzwischen Eltern von drei Töchtern, ergänzte sich gut in der Führung des Kinderheims. Hans-Martin Haist steckte bis wenige Tage vor seinem Tod voller Ideen und Visionen. „Drei Leben hätten nicht ausgereicht, um alles das zu erledigen, was mein Vater noch vorhatte“, so Tochter Dina Bühler, die vor einem Jahr die Geschäftsführung der Kinderwerkstatt übernommen hat. Diese hatte Haist aus kleinsten Anfängen gegründet, um die Not von Kindern und Jugendlichen zu lindern.

In Freudenstadt viel bewegt und vieles angestoßen

Heute wird die Werkstatt in einer alten Schmiede in Freudenstadt von fast 200 Kindern besucht. Hans-Martin Haist setzte viel in Bewegung, stieß vieles an, ohne viel Aufsehen um seine Person zu machen: die Akademie Eigen-Sinn, die landesweit mit Anti-Aggressionstraining unterwegs ist, die Waldkindergärten, die aufsuchende Straßensozialarbeit in Freudenstadt, die Nachtwanderer und vieles andere mehr. Das bedeutete auch zwei Jahrzehnte zähe Diskussionen mit Behörden und immerwährendes Suchen und Bitten nach Spenden und Fördertöpfen, um weiterhin Kindern in Notsituationen beistehen zu können.

Familie und der christliche Glaube gaben ihm Kraft, Ausdauer und Zuversicht

Zuversicht, Kraft und Ausdauer schöpfte Haist aus seiner Familie und aus seinem tief empfundenen christlichen Glauben. Entspannung fand er in der Kunst, beim kreativen Malen und beim Gestalten oft herausfordernder Motive. Laut seiner Frau Ulrike war er „total fußballverrückt“ und legte eine wohl einmalige Sammlung von Fußbällen von Straßenkindern aus aller Welt an, um diesen Kindern Fußball mit „richtigen“ Bällen zu ermöglichen.

Familie, Mitarbeiter, Wegbegleiter und Freunde trauern

Hans-Martin Haist hat in den letzten Monaten viele Aufgaben abgegeben, abgeben müssen. Neben seiner Familie hinterlässt er einen großen Kreis an Mitarbeitern, Wegbegleitern und Freunden, die den kleinen Mann mit dem großen Herzen als visionären, umtriebigen, verlässlichen, hilfsbereiten, spontanen und immer humorvollen Menschen und Mitbürger lieben und schätzen gelernt haben.

Die Trauerfeier ist am Mittwoch, 26. Juli, um 11 Uhr in der Stadtkirche in Freudenstadt.