Um Karl-Heinz Niechoj, einen vielfach engagierten und geschätzten Pädagoge und Kommunalpolitiker wird getrauert. Foto: Siegfried Feuchter

Karl-Heinz Niechoj, ein Lehrer mit Herzblut, eine Persönlichkeit mit großem Wissen und ein leidenschaftlicher Kommunalpolitiker, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Nach einem gesundheitlich schwierigen Jahr schlief Karl-Heinz Niechoj zu Hause in Haltingen, wo er seit 1973 lebte, im Beisein seiner Frau Evelin nach einem erfüllten Leben friedlich ein. Mit ihm verliert die Stadt Weil am Rhein eine Persönlichkeit, die eine hohe Wertschätzung genoss. Mit seinem umfassenden und tief gehenden Wissen engagierte er sich auch ehrenamtlich, hielt Vorträge und widmete sich zahlreichen Hobbys wie Kunst und Botanik, Malen, Lesen und Kochen. Bis ins hohe Alter hat sich der ehemalige, langjährige Oberstudienrat und Studiendirektor des Kant-Gymnasiums seine Neugierde bewahrt.

 

Karl-Heinz Niechoj, der im oberschlesischen Beuthen geboren wurde, wuchs im Kohlenpott auf, wo er in Bochum am humanistischen Gymnasium das Abitur machte. Bevor der vielseitig interessierte Mann sein Studium in Freiburg und München mit den Hauptfächern Geschichte, Englisch und Gemeinschaftskunde abschloss, hatte er zunächst einige Semester Archäologie, Geographie, Latein und Kunstgeschichte studiert. Und das Fach, das ihn eigentlich am meisten interessierte, gab es damals noch nicht: Kulturanthropologie. Doch die Wissenschaft vom Menschen und den verschiedenen Kulturen sollten ihn noch intensiv begleiten.

Den Süden Afrikas im Herzen

Von 1968 bis 1996 war Karl-Heinz Niechoj als Lehrer, Ausbilder, Fachleiter und Personalrat am Kant-Gymnasium tätig. Er war auch Dozentensprecher und Kuratoriumsvertreter der Volkshochschule, ehe er 1996 eine neue Herausforderung („Das Glück der späten Chance“) annahm und in Windhoek in Namibia die Deutsche Auslandsschule sechs Jahre erfolgreich leitete. „Es war eine spannende und inspirierende Zeit“, hatte der Vater von zwei Kindern gegenüber unserer Zeitung einmal seinen Lebensabschnitt in Afrika bezeichnet. Denn das Leben und die Menschen in dem zweitgrößten Kontinent faszinierten ihn. Deshalb ließ ihn Afrika auch als Pensionär nicht mehr los. Bis 2016 lebte Karl-Heinz Niechoj zusammen mit seiner Frau im Wechsel jeweils ein halbes Jahr in seinem Haus in Haltingen und in einem Dorf südlich von Kapstadt, wo er sich auch kommunalpolitisch und für die Dorfgemeinschaft stark engagierte. Er war ein Pendler zwischen zwei Welten, für ihn war es „wie ein geschenktes zweites Leben“. Jedoch hatte er immer wieder betont, dass er sich in Haltingen daheim fühlt. Hier war sein Lebensmittelpunkt, hier war er verwurzelt.

Kämpfernatur und kritischer Geist

Karl-Heinz Niechoj war eine Kämpfernatur und ein kritischer Geist. Das zeigte sich auch bei seinem kommunalpolitischen Engagement von 1981 bis 1996 als Ortschaftsrat, Gemeinderat und zehn Jahre lang als Vorsitzender des Weiler FDP-Ortsverbands. In allen Funktionen hat er immer für seine Überzeugungen gekämpft. Er war ein liberaler Geist, aber nie Parteisoldat. So öffnete er die FDP auch für parteiungebundene „Freie Bürger“.

Mitunter war er auch streitbar, doch immer verstand sich der bis in kleinste Details bestens vorbereitete und profilierte Stadt- und Ortschaftsrat als Anwalt der Bürger. Er hinterfragte vieles. Opportunismus war ihm fremd, ihm ging es immer um die Sache. „Ich wollte etwas vor der Haustür bewegen und mich für die Gemeinschaft einbringen“, hatte er an seinem 80. Geburtstag vor vier Jahren gesagt.

Als Geschichtskenner arbeitete er zur Lokalgeschichte

Und dies tat er stets leidenschaftlich, konsequent und zielorientiert – und nicht nur in der Kommunalpolitik. Ein wichtiges Anliegen war es Karl-Heinz Niechoj zuletzt, die Geschichte der berühmten Inka-Panoramatapete in Ötlingen auf den neuesten Wissens- und Kenntnisstand zu bringen. So trug der profunde Geschichtskenner akribisch neue sowie ergänzende Daten und Fakten über diese Rarität zusammen.