„Jazz ist mein Lebenselixir“, brachte Lisa Boulton aus Villingen ihre musikalische Leidenschaft einmal auf den Punkt . Jetzt ist sie im Alter von 92 Jahren verstorben.
„Lisa Boulton war die Grande Dame des Jazz nicht nur in Villingen“, schreibt Friedhelm Schulz, langjähriger Weggefährte im Villinger Jazzclub in einem Nachruf. Bis ins hohe Alter ließ sie es sich nicht nehmen, Konzerten im Jazzkeller beizuwohnen. Sie war Ehrenvorsitzende des Clubs und weit hin geachtet für ihr großes Engagement, ihre Expertise und ihren Charakter.
Lisa Boulton wurde in Villingen geboren, hier wuchs sie mit vier Geschwistern auf. Nach Abschluss der Realschule ging sie beim damaligen Herrenausstatter Langenbacher in der Niederen Straße in die Lehre zur Einzelhandelskauffrau. Mit 18 Jahren lernte sie in München ihren späteren Ehemann kennen und folgte ihm in die Vereinigte Staaten. Dort wurden auch ihr Sohn und ihre Tochter geboren. Als die Ehe 1964 in die Brüche ging, zog sie mit ihren Kindern zurück nach Villingen.
Das Leben als Alleinerziehende war nicht einfach. Sie brachte ihre Familie mit Übersetzungsarbeiten durch und fand eine Anstellung in der Uhrenfabrik Schmeckenbecher. Schließlich arbeite sie bei der Musikproduktion von Saba-Chef Hans Georg Brunner-Schwer als Produktionsassistentin. Später war sie dessen Chefsekretärin.
Legendäre Jazzaufnahmen begleitet
„An der Seite von Hans Georg Brunner-Schwer und Willy Fruth war sie in der Musikproduktion tätig und begleitete so manche legendäre Jazzaufnahme bei MPS. Aber auch bei Jazzfestivals in Berlin und Nizza gehörte sie dazu“, schreibt Friedhelm Schulz. „Lisa kannte Legionen von Jazzmusikern, und alle kannten Lisa.“ Bei MPS begann für sie „eine großartige Zeit“, erinnert sie sich bei ihrem 90. Geburtstag im Jahr 2023. Mit den Jazz-Größen Oscar Peterson, B. B. King, Hans Koller, Eugen Cicero und Baden Powell verbanden sie Freundschaften. Duke Ellington habe sie mal auf die Wange geküsst, plauderte sie aus dem Nähkästchen.
In Reaktionen auf den Tod von Lisa Boulton schreibt beispielsweise der Musiker Jasper Van’t Hof auf Facebook: „Ich werde dich nie vergessen – danke für alles“. Der Jazztrompeter, Komponist und Bandleader Matthias Schriefl schreibt: „Sie war so eine imponierende Frau, sie hat noch im hohen Alter bei Omas gegen rechts mitdemonstriert. Und sie hat als Auftragsarbeit mit Mitte 80 mir viele Bandtexte, altmodisch, mit Wörterbuch ins Englische übersetzt. Ich werde sie sehr vermissen, wenn sie das erste Mal nicht mehr in Villingen beim Konzert sein wird“.
„Ich werde sie sehr vermissen“
Das Programm im traditionsreichen Jazzkeller in Villingen prägte sie über viele Jahre. In Villingen organisierte sie zusammen mit Fritz Ewald das Jazz-Festival „VS swingt“.
Mehr als 30 Jahre lang lebte sie mit ihrem Lebensgefährten Ludwig „Lou“ Latzer zusammen und pflegte ihn bis zu dessen Tod 2016.„Ich danke Gott für jeden Tag in meinem Villingen“, sagte Lisa Boulton. Hier verstarb sie am 30. Oktober 2025 im Alter von 92 Jahren.