Michael Graff starb im Alter von 74 Jahren. Foto: Privat

Michael Graff ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Das kulturelle Leben Alpirsbachs hat er maßgeblich mitgestaltet. Von 1993 bis 2005 war Graff dort als katholischer Pfarrer tätig und gründete die Subiaco-Kinos.

Während seiner Zeit in Alpirsbach prägte der katholische Priester Michael Graff das Gemeindeleben und vor allem das kulturelle Angebot der Stadt, erinnert sich Benedikt Petschl, Vorsitzender der Subiaco-Kinos in einem Nachruf. Am 19. August ist Michael „Michl“ Graff im Alter von 74 Jahren in Kempten verstorben.

 

Graff wurde 1949 in Weil der Stadt geboren. Nach dem Studium der Theologie in Tübingen, ersten Tätigkeiten als Jugendseelsorger und Tagungsleiter der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Pfarrstellen bei Ulm und Göppingen kam er 1993 in die Pfarrei St. Benedikt nach Alpirsbach. Zunächst nur mit einer Teilzeitstelle, da er gleichzeitig noch die Medien- und Filmstelle der Diözese in Stuttgart betreute.

Seine Begeisterung und Liebe zum Film hatte auch bald Auswirkungen für seine Gemeindemitglieder: Als Medienreferent war es ihm möglich, die damals noch begehrten 16mm-Filmkopien mit in den Schwarzwald zu bringen. So kam es bald zu den ersten Filmabenden unter seiner Regie im Pfarrsaal des Klosters in Alpirsbach. Der Zuspruch war groß und so gab es bald weitere Filmreihen beispielsweise in den Schulferien den Kinderfilm im Pfarrsaal (KIPF).

Pfarrsaal wurde dauerhaft zum Kinosaal

Oft ließ er auch bei seinen Predigten das Thema Kino und Film mit einfließen. Die Kinoabende im Pfarrsaal erhielten den Namen „Subiaco“, angelehnt an die mönchischen Wurzeln des Gemeindepatrons Benedikt von Nursia, der als Einsiedler in einer Höhle eben mit diesem Namen in der Nähe von Rom gelebt hatte, bevor er seinen Orden gründete.

Graffs Fähigkeit, Menschen zu begeistern und dauerhaft zur Mitarbeit zu motivieren, führte zur Gründung eines „Subiaco-Teams“, in dem er ehrenamtliche Mitarbeiter aus der Gemeinde für den Kinobetrieb um sich scharte. 1997 wurden das „Subiaco-Kino im Kloster“ von ihm offiziell als gewerblicher Betrieb angemeldet und der Pfarrsaal wurde als dauerhafter Kinosaal genutzt.

Ganze Gemeinde beteiligte sich

Durch die Gewerblichkeit war es möglich, aktuelle Kinofilme zu bekommen. So war der Saal wochenlang jeden Tag bei den Vorführungen des Kassenschlagers „Titanic“ ausverkauft.

Auch in seiner Gemeindearbeit konnte Graff die Menschen motivieren. Er initiierte Theaterstücke, die im Kreuzgarten unter Beteiligung der ganzen Gemeinde aufgeführt wurden, darunter „Romeo & Julia“ oder „Der schwäbische Exodus“. Auch gründete er eine Schola, führte Familiengottesdienste mit musikalischer Begleitung ein oder Rorate-Gottesdienste in der Adventszeit mit anschließendem Frühstück.

Expansion in Schramberg und Freudenstadt

Graff rief verschiedene Veranstaltungen ins Leben, die zum Teil bis heute ihren festen Platz im Alpirsbacher Veranstaltungskalender haben wie den „Tanz in den Mai“, „Jazz im Kloster“ und das „Open-Air-Kino im Kreuzgarten“.

Beflügelt von dem Erfolg des Alpirsbacher Kinos expandierte Graff 2003 mit dem Subiaco Schramberg und 2004 mit dem Subiaco Freudenstadt in das umliegende Einzugsgebiet. Auch hier konnte er ein ehrenamtliches Team für die Kinoarbeit finden und begeistern.

Subiaco-Kinos wurden in einen Verein überführt

2005 zog Graff weiter zu seiner nächsten Pfarrstelle nach Isny. Die Subiaco-Kinos wurden nach seinem Weggang in einen Verein überführt, in dessen Form sie auch heute noch existieren. Nach einer weiteren Station in Stuttgart-Hofen zog sich Graff 2010 aus dem Pfarrberuf zurück und ließ sich in Kempten im Allgäu nieder, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Die Trauerfeier für Michael Graff findet am Donnerstag, 5. Oktober, um 14 Uhr in der Klosterkirche in Alpirsbach statt.