Das Foto zeigt eine alte Aufnahme von Heinz Brandauer (rechts). Foto: Evangelische Kirchengemeinde Burladingen

Die evangelische Gemeinde in Burladingen gibt es noch nicht sehr lange. Ein Macher der ersten Stunde war Heinz Brandauer. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.

Die eigenständige evangelische Kirchengemeinde Burladingen wurde erst im Jahr 1968 gegründet. Ein Macher der ersten Stunde und der erste Pfarrer, den die Protestanten hier hatten, war Heinz Brandauer. Er ist kürzlich im Alter von 86 Jahren verstorben. Die Burladinger Gemeindemitglieder haben ihm viel zu verdanken.

 

Der erste Eintrag ins Verhandlungsprotokollbuch der evangelischen Kirchengemeinde Burladingen trägt das Datum 3. Januar 1968, denn erst seit Anfang des Jahres war die Gemeinde selbstständig. Der Oberkirchenrat in Stuttgart setzte Heinz Brandauer als Parochialvikar ein, bestellte eine ortskirchliche Verwaltung und verpflichtete Rolf Strobel auf sein neues Amt als Kirchenpfleger. Roland Oßwald und Philipp Schick waren neu bestellte Kirchengemeinderäte. So begann die Selbstständigkeit der Burladinger Protestanten.

Zahlreiche sogenannte Mischehen

Zu ihnen gehörte in jenen Jahren Burladingen mit Hermannsdorf (820 Gemeindeglieder), Gauselfingen (190), Ringingen (20) und Neufra mit Freudenweiler (150). Die Evangelischen machten in diesen Orten etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung im katholischem Gebiet aus. In der Regel waren es Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg.

770 der 1180 Männer, Frauen und Kinder waren „außerhalb des süddeutschen Raums“ geboren worden, vermeldet die Statistik aus dem Jahr 1968. Beschäftigt waren sie vorwiegend in der heimischen Textilindustrie. Die Zahlen sprechen auch von 296 der 477 Ehen als „Mischehen“, 62 Prozent der Evangelischen waren also damals mit Katholiken verheiratet, was wiederum einige Probleme mit sich brachte. Die Betroffenen können heute noch ein Lied davon singen, wenn beispielsweise die Glocken der katholischen Kirche bei einer solchen Trauung schwiegen.

Aufbruchstimmung im Gründungsjahr

Nichtsdestotrotz befand sich die evangelische Kirchengemeinde in ihrem Gründungsjahr in Aufbruchstimmung. Deshalb stellte Vikar Heinz Brandauer als Vorsitzender des Kirchengemeinderats mit dem Beschluss des Gremiums auch am 11. Juni 1968 den Antrag beim Oberkirchenrat in Stuttgart auf Errichtung einer ständigen Pfarrstelle in Burladingen. Zu diesem Zeitpunkt war das Pfarrhaus bereits erbaut, die evangelische Kirche in Gauselfingen wurde 1959 schon fertiggestellt, die Versöhnungskirche in Burladingen im Jahr 1963. Zudem war mit einem „langsamen, aber stetem Wachstum der Kirchengemeinde zu rechnen“, so der Auszug aus den Protokollen. Trotzdem wurde der Antrag im Dezember 1968 abgelehnt.

Reges Gemeindeleben

Wie angesehen Heinz Brandauer, damals noch Vikar, in der christlichen wie bürgerlichen Gemeinde war, davon zeugen etliche Niederschriften und Berichte.

Viel wurde während seiner Amtszeit auf den Weg gebracht innerhalb der Kirchengemeinde in den ersten Jahren. Es gab ein reges Gemeindeleben: Gemeindeausflüge, Familiengottesdienste, Kinderkirche, Altenfeiern, Kinderkirchsommerfeste, Missionsabende, Bibelwochen, Ehepaarseminare, Jugendsonntage, Jugendclub, Passionsandachten.

Bei der Frage nach dem ständigen Pfarrer blieben die Burladinger hartnäckig. Ein erneuter Antrag erbrachte am 16. März 1970 die Genehmigung des Oberkirchenrats, dass ab dem 1. April 1970 eine ständige Pfarrstelle eingerichtet wird. In Würdigung seiner Verdienste, wörtlich „aufopfernden Bemühungen beim Aufbau der Gemeinde“ wählte das Besetzungsgremium Brandauer als ständigen Pfarrer. Zur Investitur im September 1970 wurde eigens ein Omnibus bestellt.

Pfarrer Johannes Dürr war Nachfolger

Viel haben die Männer und Frauen der ersten Stunde gestemmt. Das war vor allem Pfarrer Heinz Brandauer zu verdanken. Seine letzte Kirchengemeinderatssitzung am 23. Juli 1980 schloss er mit dem Dank an das Gremium und alle Haupt- und Ehrenamtlichen. Zwei Jahre war er als Vikar und zehn Jahre als Pfarrer in Burladingen tätig. Nach Ablauf dieser Zeit war es üblich, die Gemeinde zu wechseln. Im Oktober 1981 fand dann die Investitur seines Nachfolgers, Pfarrer Johannes Dürr, statt.