Gut besucht: In Hechingen beispielsweise gibt es schon einen Warentauschtag. Foto: Archivbild Stopper

Gegenstände, die man selbst nicht mehr braucht, die aber zu schade zum Wegwerfen sind. Wer davon einiges Zuhause hat, der sollte sich den 24. September dick im Kalender anstreichen. Denn dann ist in Schramberg "Watata".

Schramberg - Andernorts gehören sie bereits zu den spannungsgeladenen Kult-Ereignissen, die im Jahreskalender nicht fehlen dürfen – die sogenannten Warentauschtage. Nun ist Schramberg bereit für seinen ersten "Watata". Davon ist der Vorstand des Vereins Szene 64 überzeugt – und weil quasi vor der eigenen Haustüre in der Geißhalde genügend Platz vorhanden ist, schlüpft der Verein aus seiner hauptsächlichen Vermieter-Rolle und versucht sich am Samstag, 24. September, als Veranstalter.

"Watata" – was zuerst so klingt, als ob man ein bekanntes Lied aus "König der Löwen" falsch singt, hat vielmehr mit Nachhaltigkeit zu tun. "Ein ›Watata‹, also ein Warentauschtag ist quasi das Prinzip des Flohmarkts auf die Spitze getrieben", sagt der Vereinsvorsitzende Uli Bauknecht. Es ist sehr einfach erklärt: "Jeder hat diese Gegenstände daheim, die er nicht mehr braucht – aber auch nicht wegwerfen möchte, weil das zu schade wäre. Ob es nun ausgelesene Bücher, das alte Waffeleisen oder das Spielzeug aus Kindertagen ist. Für diese Waren, die sonst auf dem Dachboden verstauben würden, kommt der ›Watata‹ ins Spiel."

Erst abgeben, dann abholen

Denn so funktioniert’s: Die Teilnehmer bringen von 13 bis 14.45 Uhr erwähnte brauchbare, funktionierende und gut erhaltene Gegenstände in die Geißhalde zur Warenabgabe. Helfer des Szene-Vereins sichten, sortieren und verteilen alles Abgegebene in den jeweiligen Kategorien auf Tischen und Bänken.

Wer "nur" seine Waren abgeben möchte, dürfte an dieser Stelle zwar wieder nach Hause gehen – es lohnt sich aber, zu bleiben: Wer nämlich eine Abholer-Gebühr von zwei Euro zahlt, darf ab dem großen Startschuss um 15 Uhr eine Stunde lang alles mitnehmen, was er auf dem Gelände finden kann. "Er muss nur der Erste bei dem Gegenstand sein", sagt Bauknecht und lacht. "So kommen die Waren per Tausch in jeweils den Haushalt, in dem sie weiterhin gebraucht werden", sagt Bauknecht. Ein großer Schritt gegen die heutige Wegwerfgesellschaft, findet er. "Und beim Stöbern nach etwas Schönem oder Nützlichem kann man auch den Jagdtrieb ein wenig rauslassen. Das macht dann auch richtig Spaß", so der Vereinsvorsitzende augenzwinkernd.

Kinder dürfen zuerst

Beim "Watata" wird es zudem einen extra Kinderbereich geben – etwa für Spielsachen, Kinderkleidung oder Kinderbücher. Dieser öffnet schon einige Minuten früher, ihn dürfen aber nur Kinder besuchen – abgesehen von den ganz Kleinen unter sechs Jahren, die von Mama oder Papa begleitet werden können.

Ist schönes Wetter findet das Spektakel in der Geißhalde statt, bei Regen weicht der "Watata" in das Szene-64-Gebäude aus. Für Trinken und eine Kleinigkeit zum Essen sorgt der Verein. Dieser deckt mit den entrichteten Abholer-Gebühren übrigens lediglich die Entsorgungs-Kosten falls doch etwas übrig bleiben sollte – "den Rest spenden wir für wohltätige Zwecke", kündigt Bauknecht an. Der "Watata" ist also hinsichtlich des Wegwerf-Vermeidens sowie des sozialen Gedankens ein Win-Win, schließt er.

Andernorts schon recht bekannt

Den "Watata" hat sich die "Szene" natürlich nicht ausgedacht – Vorstandsmitglied Daniel Sieber hat das Spektakel in der Ortenau bereits einige Male mitgemacht – beispielsweise in Haslach gab es schon knapp 50 "Watatas". Doch auch in Hechingen oder dem Schwarzwald-Baar-Kreis sind die Warentauscher und Schnäppchenjäger schon länger unterwegs. "Hier gibt es das aber noch nicht. Dazuhin passt es zum Zeitgeist des Nachhaltigkeitsgedankens. Und nicht zuletzt weiß man, dass manch liebgewordenes Stück nicht im Müll landet, sondern von Jemand, der es wertschätzt, weiter verwendet wird", zählt Sieber die Gründe auf, weshalb er vorschlug, das Prinzip Warentauschtag nach Schramberg zu holen.

Info: Annahme – nichts defektes!

Diese Waren nimmt der Szene-64-Verein zum "Watata" unter anderem an: Geschirr, Küchengeräte und -utensilien, Werkzeuge, Elektrogeräte, Dekoration und Bastelbedarf, Stühle und Kleinmöbel, Stoffe, Kleidung, Taschen, Rucksäcke und Körbe, Spielzeug, Schlitten, Fahrräder, Schlittschuhe und Inlineskates, Schallplatten oder Bücher.

Nicht angenommen werden beispielsweise: Verschmutzte oder defekte Gegenstände, sehr alte Elektronikgeräte (etwa nicht mehr kompatible Computermäuse, Bildschirme oder Drucker), selbst aufgenommene VHS-Videokassetten, Autoreifen, Teppichböden, Ski und Skizubehör sowie verschmutzte und/oder beschädigte Kleidung.